Kaum war es bekannt geworden, dass Robin Dutt der neue Trainer des stark abstiegsgefährdeten Zweitligisten VfL Bochum sein wird, wurden im Netz, vor allem in den sozialen Medien, die ersten gnadenlosen Urteile gefällt. Tenor: Was wollen die denn mit dem? Der hat doch nichts drauf, der hat doch schon bei Bayer Leverkusen und bei Werder Bremen versagt.
Eine solche Vorverurteilung ist schnell formuliert, aber natürlich furchtbar ungerecht. Woher wissen denn all die Kritiker so genau, dass Robin Dutt beim VfL Bochum wie in Leverkusen und in Bremen scheitern wird? Ähnlich negativ waren ja auch die Verpflichtungen von Tayfun Korkut beim VfB Stuttgart und von Michael Frontzeck beim 1. FC Kaiserslautern kommentiert worden. Und siehe da: Bundesliga-Abstiegskandidat Stuttgart gewinnt gegen Mönchengladbach, und die in der Zweiten Liga schon abgeschlagenen Kaiserslauterner besiegen den starken Aufsteiger und Aufstiegskandidaten Holstein Kiel.
Daher sei nun auch mal daran erinnert, dass Robin Dutt im März 2011 erster Kandidat beim FC Schalke 04 war, als sich die Königsblauen spektakulär von Felix Magath trennten. Dutt hatte damals die Wahl – und er entschied sich für Leverkusen. Äußerst gefragt war er, weil er beim SC Freiburg beeindruckend gearbeitet hatte. Dies bestätigt aktuell Heiko Butscher, damals Freiburger Kapitän und nun in Bochum nach einem kurzen Intermezzo als Interimstrainer der Co-Trainer des nun schon vierten VfL-Cheftrainers in dieser Saison.
Dutt hat zum Auftakt am Montag einen guten Eindruck hinterlassen. Er hat gesagt, dass er die Aufgabe mit dem nötigen Fingerspitzengefühl angehen werde, weil er die Mannschaft nicht überfrachten will. Für die Spieler sei es schließlich auch schwierig, schon wieder einen neuen Trainer vor sich zu haben. Da könne nicht jeder wieder mit komplett anderen Ideen kommen und alles umkrempeln.
Dutt zeigt auf diese Weise auch, dass er der Mannschaft vertraut. Auch dies ist der richtige Ansatz. Es gibt jetzt kein anderes Ziel als den Klassenerhalt – da gilt es, sämtliche persönlichen Befindlichkeiten hinten anzustellen. Kräfte bündeln, zusammenhalten, kämpfen – nur darum geht es jetzt. Aber das sagt sich so leicht. Es ist nicht so einfach, was Dutt zügig gelingen muss: dass die Spieler über die Mentalität zur Qualität finden.
Der Trainer ist für seinen Mut durchaus zu bewundern. Denn er übernimmt einen riskanten Job. Wenn das in Bochum schief geht, ist Robin Dutt in der Branche erledigt. Das wird er selbst wissen. Dafür braucht er keine Besserwisser, die jetzt schon prophezeien, dass es auf jeden Fall schiefgehen wird.