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Veh-Kritik an Stöger
"Soll ich sagen, es war alles toll?"

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Veh-Kritik an Stöger: "Soll ich sagen, es war alles toll?"
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Kölns neuer Sportchef im Interview über den inzwischen beim BVB beschäftigten Ex-Trainer, eine Kuckucksuhr für Pelé und Hoffnung für den FC.

Ein dunkelbrauner Rollkoffer steht neben dem Tisch. An der Wand hängen zwei Taktiktafeln mit den Namen der Fußballprofis des 1. FC Köln. Armin Veh, der neue Sportchef des Tabellenletzten, nimmt Platz und lächelt. Nach drei Siegen in Folge ist die Hoffnung zurück beim Traditionsklub, den Abstieg noch zu verhindern. Vor dem Heimspiel gegen den FC Augsburg (Sa., 15.30 Uhr/Sky) sprachen wir mit dem 56-Jährigen über seine Manageranfänge, eine Kuckucksuhr für Pelé und seine Kritik an Kölns Ex-Trainer Peter Stöger, der jetzt bei Borussia Dortmund arbeitet.

Herr Veh, bereits vor 30 Jahren waren Sie Manager. Beim HC Harlekin Augsburg, achte Liga. Bei einem Klub, der vom Spielautomatenbetreiber Peter Eiba gesponsert wurde. Erinnern Sie sich noch an Ihre ersten Manager-Gehversuche? Armin Veh (lacht): Ich musste verletzungsbedingt meine Spielerkarriere beenden und war bei Sport Meyer Repräsentant. Dann kam Peter Eiba. Ein verrückter Kerl. Harlekin Augsburg spielte in der untersten Klasse, aber er wollte mich unbedingt haben, das Feld von hinten aufrollen und in die Bundesliga aufsteigen.

Mit Ihnen als Manager… Genau. Ich habe damals den Brasilianer Francisco Marinho geholt, der ein Superstar bei der WM 1974 in Deutschland war. Er war bereits 37 Jahre alt, aber die absolute Attraktion. Er hatte lange, blonde Haare, und zu unseren Spielen kamen bis zu 2000 Zuschauer.

Eiba beauftragte Sie, nach New York zu fliegen und Pelé eine Kuckucksuhr zu überreichen. Ein Marketinggag? Peter kam zu mir und sagte: Du und der Pelé – das wäre ja toll. Ich sagte: kein Problem, ich habe einen Freund, der kennt Pelé. Also bin ich hingeflogen und habe Pelé in einem Büro von Warner eine Schwarzwälder Kuckucksuhr überreicht.

Und dann? Haben wir ein Erinnerungsfoto geschossen. Ich habe mir noch ein bisschen die Stadt angeschaut und bin zurückgeflogen.

Wie hat Pelé auf das ungewöhnliche Geschenk reagiert? (lacht herzlich): Sie hat ihm offenbar große Freude gemacht. Ich glaube, sie hängt immer noch da.

Nun arbeiten Sie als Manager in Köln. Als Sie das Amt übernahmen, hatte der Klub drei Punkte, Peter Stöger wurde kurz zuvor entlassen, in der Führungsetage herrschte Hilflosigkeit. Warum haben Sie sich das trotzdem angetan? Ich wollte kein Trainer mehr sein, hatte aber auch nicht den Zwang, unbedingt etwas machen zu müssen. Für mich war klar: Wenn ich etwas mache, dann muss es Spaß machen. Und der Job macht Spaß.

Warum? Weil das hier gut wird.

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Ihr Optimismus überrascht uns… Ich kann hier etwas bewirken, ich kann meine Ideen einbringen.

Herrschte Chaos, als Sie kamen? Nein, es gab kein Chaos. Ich war sogar überrascht darüber, dass viele Strukturen beim FC sehr in Ordnung waren. Das einzige, das fehlte, waren die Punkte.

Das Bild des Klubs in der Öffentlichkeit war nach der Posse um Hannovers Manager Horst Heldt, der zum FC kommen wollte, verheerend… Das war eine außergewöhnliche Situation. Kurz danach war der Trainer weg, den Geschäftsführer Sport gab es zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr. Dazu die wenigen Punkte. Wer sollte das nach außen moderieren?

Hat es Sie nicht gestört, dass die Klubführung Heldt als ersten Kandidaten auf dem Zettel hatte? Horst Heldt ist ein Freund von mir. Deshalb hätte ich mich ihm nie in den Weg gestellt. Außerdem will ich jungen Leuten auch nicht die Karriere verbauen (lacht).

Nach drei Siegen in Serie ist wieder Hoffnung da. Gibt’s ein Wunder? Hoffnung ist da, aber trotzdem sind wir Letzter. Der Sieg beim HSV hat gutgetan, aber Hamburg hat drei Punkte mehr. Das darf man trotz des Aufschwungs nicht vergessen.

Ist es vorstellbar, dass ein Nationalspieler wie Jonas Hector den Weg in die 2. Liga mitgehen würde? Das weiß man nie. Ich habe hier das Gefühl, dass die Spieler an sich glauben. Dass sie gerne beim 1. FC Köln sind. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein Spieler zu mir kommt und sagt: Okay, ich habe eigentlich andere Ambitionen. Aber ich habe das mit eingebrockt, also gehe ich den Weg mit und steige wieder auf. Vielleicht gibt es dieses Märchen.

Hat ein Spieler in der Winterpause Sie um seine Freigabe gebeten? Nein.

Das ist ja ein Zeichen an diejenigen, die ihre Wechsel erstreiken. Was würden Sie mit Spielern wie Dembélé oder Aubameyang machen? Als Privatmann würde ich sagen, es müsste ein Exempel statuiert werden, indem man den Spieler drei Monate auf die Tribüne setzt. So etwas tut man nämlich nicht, das hat auch nichts mit dem vielen Geld zu tun, das im Fußball im Umlauf ist. Das hat etwas mit Charakter zu tun. Als Geschäftsführer des 1. FC Köln könnte ich das nicht machen, das wäre aus finanziellen Gründen einfach nicht möglich.

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Klubs sind also machtlos, weil sie erpressbar sind? Was könnte unternommen werden, um diesen Sittenverfall zu stoppen? Jupp Heynckes hat gesagt, dass er einen streikenden Spieler nicht holen würde. Aber was passiert, wenn Heynckes weg ist und der neue Trainer anders denkt? Die Klubs sind machtlos. Die Fifa oder die Uefa müssten in diesen Fällen einschreiten, um die Vereine zu schützen.

Kurz nach Ihrem Amtsantritt sagten Sie, Ex-Trainer Peter Stöger habe eine Mannschaft hinterlassen, die „mental und körperlich schwer angeschlagen“ sei. Bleiben Sie bei Ihrer Aussage? Natürlich. Wenn ich 13 verletzte Spieler hinterlasse, muss ich mich fragen, wie es dazu kommen konnte. Ich selber war 27 Jahre lang Trainer. Und auch ich habe schon Fehler gemacht. So ist das eben. Deshalb wüsste ich mal gerne, warum man das nicht ansprechen darf. Oder glauben Sie, dass nur der Rasen daran Schuld ist, dass der 1. FC Köln vor wenigen Wochen drei Punkte hatte?

Für diese Aussage braucht man Mut, weil Peter Stöger in Köln äußerst beliebt war. Wieso braucht man dazu Mut? Peter Stöger wurde zu Recht von den Anhängern geliebt, weil er und alle anderen Verantwortlichen im Klub in über drei Jahren mit der Europapokal-Qualifikation etwas Wunderbares geschaffen haben. Dennoch muss man Dinge ansprechen dürfen, die nicht gut sind. Und drei Punkte und 13 verletzte Spieler sind eben nicht gut. Oder soll ich sagen, es war alles toll? Kritik gehört dazu, die musste auch ich in meiner Karriere aushalten.

War der Stöger-Fußball schön? Er war zweckmäßig.

Wie kamen Sie darauf, Simon Terodde, der in zwei Spielen bereits dreimal traf, zu verpflichten? Es war klar, dass wir einen Stürmer brauchten, der auch mal das Tor trifft.

Einen Knipser… Den will doch jeder. Ich kenne Terodde schon länger, außerdem hat er bereits für den FC gespielt.

War es die Liebe zum Klub, die ihn überzeugte? Tatsächlich ist es so, dass es sich herumgesprochen hat, dass man es in Köln ganz gut aushalten kann.

Sollte der 1. FC Köln das Wunder schaffen, wird Ihr Torwart Timo Horn im Klub bleiben? Mir wäre es am liebsten, er würde für immer in Köln bleiben.

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