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Hopp befiehlt
Nagelsmann darf nicht zum BVB

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Dietmar Hopp, Julian Nagelsmann, 1899 Hoffenheim, 1899, Bundesliga.
Dietmar Hopp, Julian Nagelsmann, 1899 Hoffenheim, 1899, Bundesliga. Foto: Getty Images
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Im Exklusiv-Interview lehnt der Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp eine Freigabe für seinen Trainer in dieser Saison ab.

Sie sind Milliardär. Sie könnten aus den Vollen schöpfen wie RB Leipzig und ambitionierter sein. Das geht nicht. Financial Fairplay verhindert das. Wenn Leute auf den Tribünen meinen, ich würde mein Füllhorn über Hoffenheim ausschütten, dann täuschen sie sich. Ich bin gespannt, was mit Paris Saint Germain passiert. 400 Millionen haben die in zwei Spieler investiert. Das schreibt man auf vier Jahre ab. Das sind 100 Millionen pro Jahr auf zwei Spieler: Wie willst du das finanzieren? Klar sagt der Scheich: Das ist eine tolle Werbung für mich. Aber es ist nicht mehr glaubwürdig, wenn die Uefa nicht sagt, dass es angemessen bleiben muss. Für Hoffenheim kann ich nur sagen: Wir halten uns an die Regeln, und wenn wir die Saison einstellig abschließen, bin ich schon happy. Das ist was Tolles für die Region und für unsere Jugendarbeit.

Und RB Leipzig? Die haben unwahrscheinlich viel Geld. Ich wünsche mir inständig, dass sie mit ihrer Konstruktion kein Problem bekommen. Sie machen gute Jugendarbeit und geben dem Osten eine fußballerische Perspektive. Wir aber haben das Geld nicht.

Auf den Tribünen werden Sie immer in eine Schublade mit RB Leipzig gesteckt. Die Krakeeler auf den Tribünen wollen doch gar nicht wissen, wie es bei uns läuft.

Was ist für Sie Fußballkultur? Kultur ist etwas Positives. Was wir in Hoffenheim machen, ist Fußballkultur: Junge Menschen ausbilden, nicht nur im Fußball. Dafür ist bei uns der von meiner Stiftung unterstützte Verein „Anpfiff ins Leben“ verantwortlich. Wir machen das auch im Golf, beim Handball, im Eishockey. Mehr als 3000 Kinder kommen in den Genuss dieser Initiative. Da gibt es nur dankbare Menschen. Dankbarkeit gibt es auch beim Fußball. Aber wenn einer am Boden liegt, und das Stadion ruft: „Steh auf, du Sau!“, dann ist das keine Fußballkultur.

Wie definieren Sie dann Fußballkultur? Bestimmt nicht wie die, die sich so flegelhaft benehmen, dass man Menschen beleidigt und angreift. Was den Leipziger Fans auswärts passiert ist, ist ja noch schlimmer als bei uns. Es ist katastrophal. Die Beleidigungen, die ich erfahre, will ich auch nicht mehr tolerieren. Zehn Jahre lang habe ich gedacht: Naja, das flaut ab. Im Gegenteil. Es hat sich aufgeheizt.

Sind Klagen das probate Mittel, die Hasswelle gegen Sie in den Stadien zu stoppen? Es gibt keine andere Möglichkeit mehr. Wenn ich eine Luxusyacht hätte, würde die das nicht stören. Die stört nur, dass da ein Verein relativ erfolgreich Fußball spielt und ihnen möglicherweise Konkurrenz macht. Ich habe nichts gegen den 1. FC Köln. Mir tun vor allem die Leute leid, die mit ihrem Klub mitfiebern und auch ihre klare Ablehnung gegen diese Beleidigungen aus den Reihen der eigenen Fans lautstark kundtun. Für die, die diesen Hass schüren habe ich kein Mitgefühl.

Wie kommt der Hass bei Ihrer Familie an? Ich habe zwei Enkel, der eine ist acht, der andere sechs. Für die ist das nicht schön, die Plakate gegen mich im Fernsehen zu sehen. Auch meine Schwester, sie ist 88, ist fassungslos. Meine Frau meinte: Ich habe es dir immer schon gesagt — du hättest das mit Hoffenheim besser nicht gemacht.

Sie haben es nicht nötig, sich beleidigen zu lassen. Haben Sie mal an Rückzug gedacht? Ich habe es nötig, der Jugend zu helfen. Das ist für mich ein Auftrag, sozial tätig zu sein. Wir bewegen im Jahr mehr als 10.000 Kinder bei der TSG.

Aber was sollen die Klagen konkret bringen? Ist das Symbolpolitik? Ich bin nicht rachsüchtig. Man denkt ja zuerst, das sind alle perspektivlose Menschen, die ihren Frust loswerden wollen. Doch da sind wohl situierte Menschen darunter. Da ist zum Beispiel in Köln einer dabei, der arbeitet bei der Industrie- und Handelskammer. Wenn solche Leute vorbestraft sind und der Arbeitgeber weiß, dass sie sich so flegelhaft benehmen, werden sie keine Vorteile haben. Wer sich so verhält, muss auch Konsequenzen spüren und von der Gesellschaft seine Quittung kriegen.

Welche Reaktion erwarten Sie am Samstag in Dortmund? In Dortmund hat der Hass stark nachgelassen. Auch weil Herr Watzke sehr besonnen war und eingegriffen hat. Aber in Köln ist das so eskaliert, dass es nicht mehr hinnehmbar war. Auch wenn die zu uns kommen: In Toiletten haben sie einen Brand gelegt — da wäre beinahe ein Mädchen erstickt.

Was dachten Sie, als Sie das Plakat mit dem Butler gesehen haben? Und das mit den Beleidigungen gegen Ihre Mutter? Ich war angewidert.

Gibt es genügend Unterstützung aus der Bundesliga? DFB und DFL können nur mit pauschalen Strafen reagieren, die aber nicht unbedingt sinnvoll sind. Man hat mir gesagt: Das müssen Sie dann selbst in die Hand nehmen. Darum gehe ich vor Gericht. Weil sonst nicht viel passiert. Ich habe mal einen von denen, der ein Plakat in der Hand hatte, nach Hoffenheim eingeladen. Er ist nie gekommen.

Hans-Joachim Watzke lobt ausdrücklich das gute Verhältnis mit Ihnen. Mit Dortmund ist auch alles in Ordnung. Das Verhältnis ist entspannt. Es waren auch schon Kölner, die nach Dortmund gefahren sind, um für Ärger zu sorgen. Ich weiß nicht, was ich den Kölnern getan habe.

Erwarten Sie von Herrn Watzke, dass er Sie wegen Nagelsmann anruft? Herr Watzke kann mich jederzeit anrufen. Aber ich denke: Er wird in dieser Sache nicht anrufen, weil er um unsere Sicht der Dinge weiß.

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