Dass Uli Hoeneß eine emotionale Wuchtbrumme sein kann, ist allseits bekannt. Im Eifer des Gefechts rutscht dem Präsidenten des FC Bayern München schon mal etwas heraus, das er einen Tag später wieder bereut. In diesem speziellen Fall kann man das allerdings nicht stehen lassen.
Bayern gewinnen weiteres Jahr
Nach der jüngsten Jahreshauptversammlung stand Hoeneß vor Journalisten und sagte zur Zukunft von Trainer Jupp Heynckes: Ja, er könne sich eine Zusammenarbeit über den Sommer 2018 hinaus vorstellen. „Das halte ich für möglich, da ist nichts ausgeschlossen.“
Ein Satz mit Sprengkraft, weil man sich nun fragen muss: Steckt hinter dieser Aussage ein Plan?
Würde Jupp Heynckes nämlich tatsächlich bis Sommer 2019 auf den Cheftrainersessel des Rekordmeisters sitzen, hätten die Bayern ein weiteres Jahr gewonnen, um ihren Wunschkandidaten zu verpflichten.
Das befeuert allerdings auch die Gerüchteküche. Die Spekulationen gehen so weit, dass der Name Joachim Löw fällt.
Natürlich ist der Bundestrainer ein Kandidat, der den Bayern-Offiziellen gefallen würde. Hinter seiner Verpflichtung stehen allerdings zu viele Fragezeichen.
Löw hat beim DFB einen Vertrag bis 2020. Ob er ihn erfüllt, hängt natürlich vom Ausgang der WM in Russland ab. Sollte etwas schieflaufen, oder sollte Löw den WM-Titel verteidigen und anschließend auf dem Höhepunkt seiner Trainerkarriere abtreten, könnte er von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch machen und sein Amt bereits im Sommer 2018 abgeben.
Ein sofortiges Engagement bei einem Klub ist allerdings ausgeschlossen. Er würde erst einmal ein Jahr Pause einlegen. Dass er dann einem Lockruf der Bayern erliegen würde, ist unwahrscheinlich. Der Weltmeistertrainer hat in der Vergangenheit gegenüber dieser Zeitung erklärt, dass ein Traineramt in Deutschland für ihn nicht in Frage käme. Ihn zieht es eher nach Spanien. „Der spanische Fußball liegt mir“, schwärmte der 57-Jährige.
Real Madrids Präsident Florentino Pérez macht seit einigen Jahren kein Geheimnis daraus, dass Löw sein Wunschtrainer wäre.
Natürlich würde auch Jürgen Klopp den Bayern gut zu Gesicht stehen. Den FC Liverpool erweckte er nach der Amtsübernahme wieder zum Leben. Zur Zeit hakt es zwar, Klopp steht mit den Reds nur auf Platz sechs. Aber an seinen Qualitäten bestehen keine Zweifel. Zweifeln muss man eher, ob sich der ehemalige Dortmunder die Münchener Alphatiere Hoeneß und Rummenigge antun würde.
Frankfurts Kovac hat Bayern-DNA
So kommt ein Kandidat ins Spiel, dessen Name zwar kein Glanz und Gloria ausströmt, aber dessen erfolgreiche Arbeit auch die Münchener Macher begeistert: Niko Kovac. Er rettete Eintracht Frankfurt vor dem Abstieg, führte die Hessen ins Pokalfinale und etablierte sein eher mittelprächtiges Personal in der Liga. Zudem besitzt er etwas, das weder Löw noch Klopp ihr Eigen nennen können: Er hat die Bayern-DNA.
2003 gewann der Mittelfeldspieler mit München das Double. Sein Mitspieler hieß Hasan Salihamidzic. Der ist heute Sportchef der Bayern. Im Rennen um die Heynckes-Nachfolge dürfte dieser Umstand für Kovac sicher kein Nachteil sein.
Unlängst erklärte Frankfurts Trainer: „Ich gehe davon aus, dass die Bayern einen Trainer aus der Bundesliga holen, der die Mentalität kennt.“