Es mag verblüffen: Da spielt der ETB Schwarz-Weiß eine doch sehr, sehr schwache Saison 2016/17 in der Fußball-Oberliga, muss sogar um den Klassenerhalt bangen, und im August 2017 ist schon alles ganz anders. Das liegt auch daran, dass Marvin Ellmann bereits achtmal getroffen hat – dreimal im Niederrheinpokal beim 4:0-Erfolg gegen den ESC Rellinghausen und fünfmal in der Meisterschaft. Und der 29-Jährige ist total zufrieden? „Es kann immer besser sein“, sagt er und schmunzelt, „aber ich bin hochzufrieden. Nichtsdestotrotz bin ich auch nur ein Teil der Mannschaft. Ohne meine Kameraden könnte ich die Tore nicht machen.“
Ich bin mit Trainer Karl Weiß nicht klargekommen. Es passte menschlich nicht, aber auch fußballerisch nicht
Marvin Ellmann über seinen Ex-Trainer in Ratingen
Dass der Stürmer, der für Rot-Weiß Oberhausen im Jahr 2011 unter anderem auch zwei Einsätze in der 2. Bundesliga hatte und in der Saison 2012/13 für Rot-Weiss Essen auf 31 Regionalliga-Einsätze kam, nun das ETB-Trikot trägt, haben die Schwarz-Weißen ein kleines bisschen auch dem Glück zu verdanken. Eigentlich hatte Marvin Ellmann beim Oberligisten Germania Ratingen 04/19 noch einen Vertrag bis 2018. Allerdings fühlte er sich dort überhaupt nicht wohl. „Ich bin mit Trainer Karl Weiß nicht klargekommen. Es passte menschlich nicht, aber auch fußballerisch nicht“, sagt er.
So suchte er, obwohl er einige Anfragen hatte, einen ganz gezielten Kontakt – den zu Markus auf der Heiden, mit dem er in seinem ersten Seniorenjahr gemeinsam für Tura 88 Duisburg kickte und der Co-Trainer des ETB ist. „Ich wollte“, sagt Marvin Ellmann, „mein Können nicht versauern lassen.“ Und nachdem der erste Kontakt hergestellt war, ging alles sehr schnell. Ein paar Gespräche, unter anderem auch mit Trainer Manni Wölpper, „und dann ist es mir leicht gefallen zu unterschreiben“, sagt er. „Der ETB Schwarz-Weiß ist ja immer noch ein Traditionsverein mit sehr viel Geschichte.“
Es hat bei der aktuellen Momentaufnahme Mitte August 2017 sogar den Anschein, als hätten sie am Uhlenkrug wieder richtig Lust und letztlich auch die fußballerische Qualität, um an bessere Zeiten ihrer Clubgeschichte anzuknüpfen. Diese sieben Punkte jedenfalls aus den ersten drei Oberliga-Partien der Saison „machen uns stolz, die hatte uns niemand zugetraut, und die hätten alle im Verein vorher unterschrieben“, erklärt Marvin Ellmann und lässt nicht unerwähnt, dass es eigentlich auch zum Saisonstart beim 1. FC Bocholt ein Sieg hätte sein können (2:2). „Wir werden jetzt aber nicht überdrehen und von Spiel zu Spiel denken.“
Okay. Dieser gelungene Start – die Sportfreunde Baumberg liegen nur wegen des besseren Torverhältnisses auf Rang eins (8:1 gegenüber Essens 10:4) – macht jedoch Appetit auf mehr. Oder? „Es gibt nichts Schöneres, als oben zu stehen“, sagt Marvin Ellmann, der allerdings auch schon die Philosophie seines Trainers verinnerlicht hat und deshalb gar nicht auf die Idee kommt, den Aufstieg in die Regionalliga als Ziel für die laufende Saison auszugeben. „Wir wissen, wo wir herkommen und wo der Verein in den vergangenen Jahren gestanden hat“, erklärt der Stürmer, der am 21. September seinen 30. Geburtstag feiern wird. „Hätten wir jetzt nicht sieben Punkte, sondern nur einen Punkt geholt, dann würden alle rumjammern.“
Zurzeit gibt es jedoch überhaupt nichts zu jammern. Und was diese (neue) ETB-Mannschaft so stark macht, ist nicht nur beim Blick auf den Rasen schnell zu erkennen: Sie präsentiert sich als geschlossene Einheit. „Wir haben einen tollen Teamgeist. Auch die, die etwas hinten dran sind, machen keinen Stunk. Jeder hängt sich voll rein“, meint Marvin Ellmann, der sein unglückliches Jahr bei Germania Ratingen 04/19 wegen der jetzt vielen schönen Momente beim ETB Schwarz-Weiß fast schon vergessen hat. „Das Trainerteam hat mir den Spaß zurückgegeben“, sagt er. Der Beweis, eben acht Tore in vier Spielen, könnte treffender kaum sein.