MSV Duisburg

Neuer Anlauf in Liga zwei

Der Torwart trifft. Am Ende einer Übungseinheit im Trainingslager des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg in St. Johann hält Mark Flekken aus 20 Metern drauf und versenkt den Ball in einer Mülltonne. Die Kollegen applaudieren, die Stimmung beim Aufsteiger ist gut.

Auch wenn Flekken in der abgelaufenen Saison einen Treffer aus dem Spiel heraus zum Aufstieg des MSV Duisburg beisteuerte, wird seine Hauptaufgabe in der kommenden Saison sein, Tore zu verhindern. Für das Toreschießen sind andere zuständig. Weil es daran – trotz des Meistertitels in der 3.Liga – im letzten Spieljahr beim MSV mächtig haperte, hat der Verein in der Offensive nachgelegt.

Tashchy erhöht den Druck im Sturm

Vom Karlsruher SC kam der offensive Mittelfeldspieler Moritz Stoppelkamp. Der 30-Jährige steht in den Fußball-Geschichtsbüchern, weil er vor drei Jahren für den SC Paderborn aus 82,3 Metern traf – Bundesliga-Rekord. Vom VfB Stuttgart kam Angreifer Borys Tashchy (23). Der Ukrainer erhöht in der Offensive den Druck auf die etablierten Angreifer Kingsley Onuegbu, Simon Brandstetter und Stanislav Iljutcenko.

Moritz Stoppelkamp kennt den Abstiegskampf – von seiner hässlichen Seite. Der 30-Jährige stieg zuletzt dreimal in Folge ab. Zweimal mit Paderborn, einmal mit Karlsruhe. Und jetzt ein viertes Mal? Stoppelkamp schüttelt den Kopf: „Nein. Die Liga wird eng sein. Aber wir haben ausreichend Qualität, um es zu schaffen.“

Die Liga wird eng sein. Aber wir haben ausreichend Qualität, um es zu schaffen

Moritz Stoppelkamp

Stoppelkamp, der mit Hannover 96 in der Europa League am Ball war, kehrt als verlorener Sohn zurück. Geboren und aufgewachsen in Duisburg, beim MSV in der Jugend gekickt, als Kind Balljunge bei den Zebras gewesen, nie den Wohnsitz in Duisburg abgemeldet. Doch erst jetzt klappte es mit einem Profivertrag bei den Zebras. Früher wollte der MSV nicht, dann wollte Stoppelkamp nicht. „Es gab den richtigen Zeitpunkt nicht“, sagt Stoppelkamp, der im Ruhrgebiet auch für RW Essen und RW Oberhausen am Ball war.

Er ist der prominenteste Neuzugang des Wiederaufsteigers. Sechs neue Spieler heuerten in Duisburg an. Trainer Ilia Gruev ist zufrieden mit dem neuen Personal. Der Etat – 7,5 Millionen Euro – ist begrenzt, große Sprünge kann sich der MSV nicht leisten. Mit viel Mühe schloss der Traditionsverein eine Finanzierungslücke, um die Zweitliga-Lizenz zu erhalten.

Umso wichtiger ist, dass die neuen Spieler zünden. „Wir haben bewusst Leute geholt, die zu uns kommen wollten. Spieler, die bis zum letzten Tag ihre Möglichkeiten ausloten, um woanders einen besseren Vertrag zu erhalten, helfen uns nicht weiter“, sagt der 47-Jährige.

Wir müssen über die mannschaftliche Geschlossenheit zum Erfolg kommen. Das wird uns stark machen

Ingo Wald

Stoppelkamp dürfte gesetzt sein, auf der Sechserposition hat der frühere Bremer Lukas Fröde (22), zuletzt Würzburg, gute Karten. Spannend ist die Besetzung der Abwehr. Mit 37 Jahren ist Branimir Bajic der mit Abstand älteste Spieler der Liga. Mit Neuzugang Gerrit Nauber (25, Sportfreunde Lotte) steht der potenzielle künftige Abwehrchef in den Startlöchern. Doch Gruev will sich bei der Besetzung der Startplätze bis kurz vor dem Saisonstart Zeit lassen. Sogar die künftige Rolle von Bajic, der seit 2010 beim MSV spielt, lässt Gruev offen, er stellt aber auch klar: „Bajic war in der Vergangenheit mein verlängerter Arm auf dem Platz. Das wird auch künftig so sein. Er genießt eine sehr große Wertschätzung innerhalb der Mannschaft.“

Test von taktischen Systemen

Gruev testet im Trainingslager in Österreich, das am Mittwoch endet, abseits der etablierten Vierer-Abwehrkette eine Dreier-Defensive. Das Team soll für die Gegner schwerer auszurechnen sein. In der 2. Liga will sich der MSV nicht verstecken, die Duisburger wollen Akzente setzen. Präsident Ingo Wald setzt dabei auf den Teamgeist. „Wir müssen über die mannschaftliche Geschlossenheit zum Erfolg kommen. Das wird uns stark machen“, sagt der MSV-Boss. So wollen die Zebras in der neuen Saison, die am 30. Juli mit dem Auswärtsspiel in Dresden beginnt, Volltreffer landen. Und dann nicht nur beim Schuss auf die Mülltonne.