MSV

"Aufstieg ist auch für den Tornado"

Es war irgendein Spieler, der dieses Versprechen gab. Wer genau, das war nicht eindeutig zu ermitteln. Denn als die Profis des MSV Duisburg in ihrem Stadion in Duisburg ankamen, wo schon tausende Fans auf sie warteten, war ihren Kehlen nur noch ein Gekrächze zu entlocken. Dieser eine Spieler sang ins Mikrophon: „Nie mehr 3. Liga!“ Alle stimmten ein. Alle waren glückselig. Und alle vergaßen für einige Stunden, wie hart diese Saison in der 3. Fußball-Liga gewesen war. Die Saison, die die Zebras am vorletzten Spieltag mit dem vorzeitigen Aufstieg in die 2. Bundesliga krönten.

Schon vier Stunden vor Ankunft der Mannschaft in Duisburg hatte sich Emotionales abgespielt. Allerdings an einem anderen Ort: auf dem Rasen des Kölner Südstadions.

Dort hatten die Zebras Fortuna Köln mit 3:0 (1:0) geschlagen. Andreas Wiegel (45.), Kingsley Onuegbu (72.) und Simon Brandstetter (90.) hatten für den MSV getroffen. Und dafür gesorgt, dass mit dem Schlusspfiff grenzenloser Jubel losbrach. Kollektives Ausrasten. Ekstase. Platzsturm. Vor allem aber hatte sich Anspannung entladen. Immer wieder hatten die Verantwortlichen betont, wie sehr der Klub den Aufstieg brauchte. Vor allem, um die finanzielle Gesundung voranzutreiben.

„Ich bin einfach nur erleichtert und super glücklich“, brachte MSV-Präsident Ingo Wald hervor, als er sich gefasst und geschätzt 100 – teils auch fremde – Personen geherzt und deren Glückwünsche angenommen hatte. „Die Mannschaft hat über die gesamte Saison Charakter gezeigt. Jetzt hat sie sich belohnt“, sagte Wald.

Von der omnipräsenten Euphorie hatte sich Ivica Grlic etwas entfernt. Als die Mannschaft noch mit dem Bus aus der Rheinmetropole ins Ruhrgebiet fuhr, saß Duisburgs Sportdirektor gedankenverloren auf der Trainerbank in der Arena. Er schaute ins Stadion, wo sich schon so viele Fans versammelt hatten, um der Mannschaft einen außerordentlichen Empfang zu bereiten. „Erst einmal muss ich das sacken lassen“, sagte er ruhig und bedacht. Daher sagte er auch: „Ich bevorzuge einen ruhigen Abend.“

Bei den Spielern – diesen Eindruck erweckten sie, als sie mit einem Lkw ins Stadion fuhren – ging es weniger gemächlich zu. Bei Kingsley Onuegbu zum Beispiel, der sich mit fragwürdigem Haarschmuck für die Nacht wappnete und das Party-Motto „Lass mal laufen“ mit Leben gefüllt hatte. Oder bei Tugrul Erat, der die Fahrt ins Stadion auf der Fahrerkabine des Lkw verbrachte. Ein Risiko? Völlig egal.

Das alles waren Szenen, vor denen sich Torhüter Mark Flekken wohl schon gefürchtet hatte. Der Niederländer, vor der Saison nach Duisburg gekommen, wusste nicht so recht, was ihn erwarten würde. Der Mann, der in dieser Saison so oft die Übersicht behalten hatte, wirkte etwas verdattert. „Das ist mein erster Aufstieg mit dem MSV. Ich weiß nicht, was jetzt noch passieren wird“, stammelte er unsicher lächelnd.

Was an diesem Abend tatsächlich noch passierte, bleibt natürlich mannschaftsintern. Nur ein Teil der Festlichkeiten war für die Öffentlichkeit bestimmt. Der im Stadion, wo Stürmer Onuegbu noch einmal das Mikrophon nahm.

Und was er sagte, ließ alle Zebras für einen Moment innehalten. Er erinnerte alle an den im Januar verstorbenen Michael Tönnies, die Duisburger Klub-Legende. „Dieser Aufstieg ist auch für den Tornado“, sagte der „King“. Die Fans waren gerührt, stimmten Tönnies-Sprechchöre an. Auch für solche Emotionen musste an diesem denkwürdigen Samstag Platz sein.