Selim Gündüz muss nicht lange überlegen. „22 Monate ist es her“, sagt der Rechtsaußen des VfL Bochum am Donnerstag nach dem Training. Im April 2015 spielte Gündüz zuletzt von Beginn an, beim 2:0-Sieg in Kaiserslautern. Wenn nicht alles täuscht, wird dieser für Gegenspieler so unberechenbare Vollgas-Fußballer am Samstag seinen zweiten Startelf-Einsatz in Folge feiern, wenn es im wichtigen Heimspiel gegen Würzburg um die Verbannung größerer Abstiegssorgen geht.
Beide trainieren im A-Team Denn beim unglücklichen 1:2 in Hannover erhielt Gündüz von der ersten Minute an seine Chance. „Darauf habe ich lange hingearbeitet“, sagt er. „Ich denke, ich habe meine Chance genutzt.“ Sieht so aus, denn im Training blieb der dynamische Außenspieler auch gestern im A-Team von Chefcoach Gertjan Verbeek. Ebenso wie Jan Gyamerah, der hinter Gündüz auf der rechten Seite den Verteidigerpart übernahm wie nun bereits elf Mal in dieser Saison. Gündüz ist 22, Gyamerah 21, sie kennen sich schon aus der Jugend des VfL, in der sie groß wurden auf höchstem B- und A-Junioren-Niveau. Beide hatten in jungen Jahren mit einem enormen Verletzungspech zu kämpfen. In Hannover sah man eine Premiere, die man unter normalen Umständen wohl schon vor drei Jahren zelebriert hätte. Gyamerah und Gündüz, die zwei aus dem eigenen Haus, spielten erstmals zusammen in der Startelf bei den Profis. In Anspielung an die Stadionwurst könnte man sagen: Hier agierte „die echte“ Bochumer Außenbahn.
Krämpfe gegen Karlsruhe Gyamerah wurde wie schon gegen den KSC nach rund einer Stunde ausgewechselt. Gegen Karlsruhe plagten ihn Krämpfe. Nach einem ausgeprägten Infekt, der ihn nach starker Winter-Vorbereitung schon den Auftakt in Berlin gekostet hatte, und nur zwei Trainingseinheiten war der Hochbegabte mit der feinen Technik noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. In Hannover ging es besser, sagt Gyamerah, der ja zweieinhalb Jahre, zwischen 2013 und 2016, fast komplett verpasst hat. Schambeinentzündung, Adduktoren-Probleme, ungewisse Zukunft. Gyamerah hat all das ebenso weggesteckt wie den kleineren Rückschlag in dieser Saison (Muskelfaserriss). Ähnlich bitter liest sich die Krankenakte von Selim Gündüz: Als Jungprofi zog er sich 2012 gleich zweimal einen Kreuzbandriss zu, erst im Januar, dann im Dezember. Und als er endlich dran war Anfang 2015 und wegen seines Einsatzes, seines Turbo-Antritts gefeiert wurde von der Ostkurve, gab es wieder den großen Schnitt. Leistenprobleme, Operation, Schulterprobleme.
Seit dem Spiel in Aue Ende September aber war Gündüz immer im Kader, sieben Mal wurde er eingewechselt, selbst als Rechtsverteidiger half er notgedrungen aus. Gyamerah und Gündüz in der Startelf, gegen Würzburg folgt wohl Teil zwei. „Die Kickers werden kompakt stehen. Aber wir wollen und können sie zuhause schlagen“, sagt Gyamerah. „Wir haben die Qualität in der Mannschaft, wir müssen zu Hause punkten“, sagt Gündüz. Von einem erhöhten Druck - Bochum liegt nur noch sechs Punkte vor einem Abstiegsplatz - wollen beide nicht sprechen. „Druck hat jede Mannschaft“, sagt Gündüz. „Wir haben viele erfahrene Spieler. Ich bin überzeugt davon, dass wir uns als Mannschaft da unten wieder rausziehen werden.“