Einer allerdings sieht das garantiert anders. Patrick Herrmann gibt im Dress der Mönchengladbacher Borussen sein Comeback. Der Ex-Nationalspieler zählt seit September 2015 zu den großen Pechvögeln im deutschen Profifußball. Zwei schwere Verletzungen in anderthalb Jahren haben dem Blondschopf genau 34 Bundesliga-Einsätze gekostet. Also eine komplette Saison. „Ich fühle mich gut und wünsche mir einfach ein Jahr ohne Verletzung. An mehr denke ich erst einmal nicht“, sagt Herrmann. Diese erzwungene Bescheidenheit wäre dem 25-jährigen Saarländer im Sommer 2015 wohl kaum in den Sinn gekommen.
Da standen andere Ziele auf der persönlichen Agenda: Spiele in der Champions League mit Borussia und bei der EM 2016 mit Deutschland. Bundestrainer Joachim Löw hatte den rechten Mittelfeldspieler im Visier. Herrmann debütierte beim 7:0 in der EM-Qualifikation über Gibraltar im Estadio Algarve zu Faro. Vorn wirkte Mario Götze, links André Schürrle, in der Mitte Mesut Özil, dahinter lenkten Bastian Schweinsteiger und Ilkay Gündogan. Eine erlesene Ansammlung an jungen und nicht mehr ganz so jungen Talenten, in die auch Herrmann aufgenommen schien.
Kreuzbandriss an der Werbebande
Mit dem zweiten Länderspiel, eine 1:2-Testniederlage in Köln gegen die USA, hatte sich „Flaco“, der Schmächtige, wie Herrmann in Gladbach ob seiner Statur gern genannt wird, noch einmal empfohlen. Drei Monate später pulverisierte eine harte Werbebande in der Mini-Arena des Schweizer Zweitligisten FC Biel/Bienne alle Zielsetzungen. Beim 2:1-Testsieg über den FC Sion rauschte Herrmann mit den Beinen voran in eine Reklametafel. Mit vierwöchiger Verspätung hieß die Diagnose: Kreuzbandriss im linken Knie. Um die Ausfallzeit von neun auf knapp fünf Monate zu verkürzen, verzichtete Herrmann auf eine Operation. Und ging so das Risiko ein, mit einer ungünstigen Heilung seine Karriere aufs Spiel zu setzen. „Meine psychische Belastung war damals hoch. Auch, weil ich körperlich nicht ausgelastet war“, sagt der Borusse. Dessen schlechte Laune nebst streckenweiser Appetitlosigkeit musste Lebensgefährtin Sandra aushalten. Und Beagle-Mops Rooney, der manch finsteren Tag im Hause Herrmann erhellte.
Sommer 2016, neue Saison, altes Leid. Wieder hagelte es Verletzungen. Die schwerste Anfang November beim 0:3 in Berlin: Der Syndesmosebandriss zog eine neuerliche Pause von fast drei Monaten nach sich. Davor hatte Herrmann schon alle Mühe, sich im rechten Gladbacher Mittelfeld zu behaupten.
Hoffnung auf Hecking
Beim 0:0 gegen den HSV Mitte Oktober nahm Trainer André Schubert seinen fehlerhaften, unkonzentriert wirkenden Ex-Nationalspieler in der Halbzeit vom Feld. Und ließ ihn danach nur noch im Berliner Olympiastadion starten. Mit den genannten Folgen.
Winter 2017, neuer Trainer, neues Glück? Patrick Herrmann baut darauf: „Wichtig ist für mich zu sehen, was der neue Trainer im Spielaufbau verlangt. Und was ich sehe, gefällt mir gut.“ Dieter Hecking hofft auf eine starke Mittelfeld-Alternative: „Vielleicht ist Patrick für Freiburg am Samstag schon ein Thema.“ Vor dem Ernstfall aber steht noch der Abschlusstest. Heute um 14 Uhr gegen Bochum.