Baris Özbek zählt beim Fußball-Drittligisten MSV Duisburg zu der Spielergattung, die besonders wichtig ist. Der Mittelfeld-Routinier gilt als aggressiver Leader, beherrscht die Kunst des taktischen Fouls und fegt energisch dazwischen. Aber Özbek ist auch ein Spieler, der Grenzen überschreitet.
Im Sommer-Trainingslager des MSV Duisburg rasselte er mit seinem Teamkollegen Stanislav Iljutcenko zusammen, deutete einen Kopfstoß an. Trainer Ilia Gruev unterbrach daraufhin die Einheit, verhängte an beide Heißsporne Geldstrafen und schickte die komplette Mannschaft auf mehrere Strafrunden um den Platz. Gruev wollte zeigen: Wenn einer ausschert, leiden alle darunter.
Um seinem Kodex treu zu bleiben, hätte Gruev nach Özbeks Wild-West-Einlage beim Auswärtsspiel in Lotte eigentlich Busverbot für alle erteilen und stattdessen einen Strafmarsch ansetzen müssen. Özbeks Eskalation war ein Mix aus Gesichtswischer, Ellenbogenstoß und Treten.
Gelernt hat der Heißsporn – trotz der aufgezeigten Grenze im Trainingslager – offenbar nichts. Özbek, der früher in den Genuss von Champions-League-Einsätzen für Galatasaray Istanbul kam, hat sich dadurch selbst abgeschossen. Der 30-Jährige ist bis zum Frühjahr 2017 gesperrt. Einem Protest des MSV kann der DFB gar nicht stattgeben. Er würde solche Tumulte, wie sie Özbek auf dem Rasen in Lotte auslöste, künftig salonfähig machen.