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FC Schalke 04
Günter Schlipper über das Revierderby

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Günter Schlipper
Günter Schlipper Foto: Karsten Rabas
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Er war auf Schalke ein Mann für die großen Derby-Momente. Vor der neuesten Auflage sprachen wir mit Günter Schlipper, der inzwischen 54 Jahre alt ist.

Herr Schlipper, können Sie sich vorstellen, warum wir heute ein Interview machen wollen? Günter Schlipper (lacht): Weil Derby ist. Das waren früher ja immer meine Spiele – irgendwie lagen mir diese Duelle. Ich weiß auch nicht, warum das so war.

Das spektakulärste Spiel liegt jetzt genau 25 Jahre zurück: Im Parkstadion fegte Schalke den BVB mit 5:2 vom Platz – auch Sie schossen ein Tor. Erinnern Sie sich? Und wie, das war legendär. Wir waren gerade wieder in die Bundesliga aufgestiegen, waren Außenseiter gegen den BVB, der mit Spielern wie Chapuisat, Rummenigge, Mill und Schulz kam. Dass es so hoch wurde, hat uns selbst überrascht. Aber es war verdient, auch in der Höhe. Ich weiß noch: Nach dem Spiel sind wir nach Buer ins Zutz gegangen und haben ein paar Bierchen auf dieses 5:2 getrunken. Fast die komplette Mannschaft war mit.

Ein Jahr später haben Sie dann sogar auswärts in Dortmund mit 2:0 gewonnen – mit dem großen Udo Lattek auf der Bank… Für mich war dieses 2:0 gleichrangig mit dem 5:2. Der einzige Unterschied: Man kann einen Derbysieg schöner bei einem Heimspiel feiern. In Dortmund bin ich nach meinem Tor zum 2:0 aus Versehen auf die Dortmunder Tribüne zugelaufen und dann sind mir auf einmal lauter Bierbecher entgegen geflogen – da musste ich wieder umdrehen (lacht).

Sie haben eine Halbzeit ganz groß aufgespielt und sind dann zur Pause ausgewechselt worden – warum eigentlich? Ich war verletzt, hatte an der Leiste Probleme. Udo hat mir die Verletzung aber nicht so abgenommen. Er meinte, ich wäre kaputt gewesen, weil ich in der ersten Halbzeit so viel gelaufen bin.

Und die Feier danach? Die fand im Maritim-Hotel in Gelsenkirchen statt. Mit Udo Lattek und Günter Eichberg, unserem damaligen Präsidenten. Eichberg hat darauf bestanden, dass wir geschlossen rausgehen, mit den Frauen. Es war tolles Wetter, und so sind wir dann im Biergarten des Martim gelandet. Ganz schön zünftig…

Nach dem Sieg in Dortmund haben Sie nur noch fünf Spiele für Schalke gemacht – was war passiert? Ein paar Wochen später habe ich gegen Uerdingen die Rote Karte gesehen. Dabei habe ich Uerdingens Linksverteidiger Kranz gar nicht getroffen, aber der ist abgehoben und hat den sterbenden Schwan gespielt. Ich wurde lange gesperrt und dann gab’s in der Winterpause einen Trainerwechsel. Udo hat aufgehört, Helmut Schulte kam. Aber das Verhältnis Schlipper/ Schulte hat nicht funktioniert.

Für manche Trainer waren Sie immer so ein Typ zwischen Genie und Wahnsinn. Mein Spiel war nun einmal mit viel Risiko behaftet: Entweder klappt es, oder es klappt nicht – ich war eben kein Didi Schacht. Heute haben es Typen, wie ich einer war, sehr schwer, es gibt sie kaum noch. Bei Schalke fällt mir Max Meyer ein, den sehe ich unheimlich gerne spielen. Der ist technisch total beschlagen, aber der läuft viel mehr als ich damals (lacht).

Ihr Spitzname war „Schlippinho”, weil Sie so brasilianisch gekickt haben. Nach Ihnen wurde in Gelsenkirchen sogar ein Cocktail benannt. Gibt’s den eigentlich noch? Keine Ahnung, aber die Bar in Buer gibt es nicht mehr. Ich kannte den Besitzer, eines Tages hat er mich angesprochen und gefragt: „Hast Du was dagegen, wenn ich einen Cocktail nach Dir benenne? Ich mag Deine Art, zu spielen.“ Ich habe nur gesagt: „Mach was Du willst – wichtig ist nur, dass ich den Cocktail mal probieren kann.“

Und wie geht’s Ihnen heute? Wir haben gehört, dass Sie in der Baubranche tätig sind und eine eigene Firma haben? Ja, seit zehn Jahren. Ich musste nach meiner Karriere noch Geld verdienen, zu meiner Zeit hatte man mit dem Fußball nicht ausgesorgt. Heute kann ich’s ja sagen: Bei meinem ersten Vertrag beim MSV Duisburg habe ich 3000 Mark Grundgehalt bekommen, da konnte man kein Millionär werden. Als ich zum Ende der Karriere bei Adler Osterfeld Spieler und danach Trainer war, habe ich Heinrich Becker kennengelernt. Der hat mir gesagt, die Baubranche wäre was Vernünftiges.

Ihre Firma macht Gerüstbau. Arbeiten Sie auch selbst auf dem Bau? Nein, ich bin für die Aufträge verantwortlich und gucke auf den Baustellen, dass was reinkommt. Da bin ich viel unterwegs. Draußen habe ich drei Mitarbeiter.

Und zwischendurch kicken Sie noch in der Schalker Traditionself? Sicher, nur dass es mit der Spielerei dort auch immer schwieriger wird – für das schnelle Spiel in der Halle habe ich mich mittlerweile selbst disqualifiziert (lacht). Aber es macht immer einen Riesenspaß, die Jungs von früher zu treffen. Das waren schon tolle Zeiten damals.

Wie oft sehen Sie Schalke noch? Ich sehe fast jedes Heimspiel – wenn ich nicht gerade mit der Traditionsmannschaft unterwegs bin.

Das Derby findet diesmal auswärts statt. Ihr Tipp? Ein 1:1, weil Schalke sich stabilisiert hat und Dortmund nicht mehr ganz so stark ist wie in der letzten Saison.

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