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Höhenflug der „Gurkentruppe“ vorerst gestoppt

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Kevin, wehen, Advertorial, Pezzoni, Wiesbaden, Kevin, wehen, Advertorial, Pezzoni, Wiesbaden Foto: Tomas Caspers
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Der 1. FC Magdeburg war miserabel in die Drittligasaison 2016/17 gestartet. Nach sechs Spieltagen standen gerade mal vier Punkte und ein Sieg zu Buche, sodass sich die Elbestädter auf dem 18. Tabellenplatz wiederfanden.

Vielleicht veranlasste ja diese Konstellation Kevin Pezzoni vom SV Wehen Wiesbaden zu der Aussage: „Mit Verlaub, aber gegen so eine Gurkentruppe dürfen wir nicht verlieren.“ Das war nach der 0:3-Heimpleite gegen den FCM am 9. Spieltag. Es war der dritte Magdeburger Sieg in Folge und ein weiterer folgte am 10. Spieltag gegen Kiel. Erst am 11. Spieltag wurde die Serie im Ost-Derby gestoppt, als Erfurt die Elbe-Kicker mit 1:0 besiegte.

Erfolgreiche englische Wochen für den 1. FC Magdeburg

Nach dem desaströsen Start mit nur vier Punkten aus den ersten sechs Spielen legte der 1. FC Magdeburg eine Serie von vier Siegen in Folge hin. Für eine ganz besondere Motivation sorgte nach dem 3:0-Auswärtssieg in Wiesbaden Kevin Pezzoni vom hessischen Ligakonkurrenten. Er bezeichnete den FCM als „Gurkentruppe“, gegen die man nicht hätte verlieren dürfen. Mutige Worte vom Spieler einer Mannschaft, die in der Vorsaison auf Platz 16 landete, im Gegensatz zu den Viertplatzierten Magdeburgern. Aber wenn in der aktuellen Saison der Fünfte (Wiesbaden) gegen den 18. (Magdeburg) spielt, kann das Bewusstsein die negativen Erinnerungen aus der Vorsaison natürlich bestens ausblenden.

Der SV Wehen Wiesbaden war gegen die Magdeburger chancenlos und verlor glatt mit 0:3.

And the winner is…

„Der Gewinner aus den englischen Wochen kommt aus Magdeburg“, so ein Sportfachmann von wettbonus.info. „Noch vor ein paar Wochen hätte sich auf den 1. FC Magdeburg eine Außenseiterwette gelohnt. Zusammen mit einem Wettbonus wäre dies kein Risiko gewesen. Magdeburg zählt seit den vier Siegen nicht mehr zu den Außenseitern. Im Gegenteil. Sie sind auf dem Sprung nach Oben.“

Obwohl Erfurt am 11. Spieltag die Magdeburger Siegesserie durch den 1:0-Heimsieg vorerst stoppte, liegen die Elbestädte aktuell nur einen Punkt hinter Wehen Wiesbaden. Am Samstag (22.10.) empfängt der Club den Chemnitzer FC zum nächsten Ost-Derby. Wiesbaden spielt ebenfalls zuhause gegen Tabellennachbar Holstein Kiel. Es bleibt abzuwarten, welche Mannschaft den positiven Trend der letzten Wochen fortsetzen kann. Pikant an der Geschichte ist, dass Wiesbadens Trainer Torsten Fröhling seine fußballerische Ausbildung zwischen dem 13. Und 21. Lebensjahr beim 1. FC Magdeburg genoss. Nach der Wende spielte er unter anderem für den HSV, den FC St. Pauli und den VfB Lübeck. Seine Analyse nach dem Spiel äußerte er deshalb auch sehr sachlich im Wiesbadener Kurier: „Wir haben uns selbst geschlagen. Wir waren nicht griffig genug und haben nicht die nötige Laufbereitschaft gezeigt. Der Sieg war für Magdeburg hochverdient.“

Rückblick auf den 14. Mai 2016

Fast wäre der SV Wehen Wiesbaden zur „Gurkentruppe“ in der Saison 2015/16 geworden. Die Hessen waren quasi schon abgestiegen und profitierten davon, dass ein Fußballspiel nicht immer 90 Minuten hat. Betrachten wir die Ausgangslage vor dem letzten Spieltag:

Wiesbaden liegt auf Platz 19 der Tabelle mit einem Punkt Rückstand auf den rettenden 17. Platz (Cottbus) und drei Punkten Rückstand auf Platz 16 (Stuttgarter Kickers). Die relevanten Paarungen des letzten Spieltags lauteten wie folgt:

Stuttgarter Kickers - Chemnitzer FC VfR Aalen - Werder Bremen II Energie Cottbus - FSV Mainz 05 II SV Wehen Wiesbaden - VfB Stuttgart II

Konstellation nach 80 Minuten Spielzeit: - Stuttgarter Kickers halten ein 0:0 gegen Chemnitz (44 Punkte) - Bremen II führt in Aalen 1:2 (43 Punkte) - Cottbus führt gegen Mainz II 2:1 (44 Punkte) - In Wiesbaden steht es 1:1 (41 Punkte) - Ergebnis: Wiesbaden liegt noch immer auf Platz 19.

Konstellation nach 85 Minuten Spielzeit: - Kickers gegen Chemnitz steht immer noch 0:0 (44 Punkte) - Bremen führt immer noch 1:2 in Aalen (43 Punkte) - Cottbus führt immer noch 2:1 gegen Mainz II (44 Punkte) - Wiesbaden führt jetzt 2:1 gegen VfB II (43 Punkte) - Ergebnis: Wiesbaden liegt noch immer auf Platz 19.

Konstellation nach 90 Minuten Spielzeit: - Die Kickers liegen jetzt 0:1 zurück gegen Chemnitz (43 Punkte) - Bremen II führt in Aalen 1:2 (43 Punkte) - Cottbus hat das 2:2 gegen Mainz II kassiert (42 Punkte) - Wiesbaden führt 2:1 gegen VfB II (43 Punkte) - Ergebnis: Wiesbaden liegt auf Abstiegsplatz 18.

Konstellation nach Spielende: - Die Kickers verlieren 0:1 (43 Punkte, Tordifferenz -14) - Bremen II gewinnt 2:1 (43 Punkte, Tordifferenz -14) - Cottbus kassiert in der 91. Minute das 2:3 (41 Punkte) - Wiesbaden schießt in der 93. Minute das 3:1 (43 Punkte, Tordifferenz -13) - Ergebnis: Wiesbaden rettet sich durch ein Tor von Mintzel in der 3. Minute der Nachspielzeit auf Platz 16 der Tabelle und entgeht dem Abstieg denkbar knapp.

Die Reaktion der Magdeburger auf Pezzonis Aussage

Für den vierten Sieg in Folge belohnten sich die Elbestädter mit einem Besuch auf der Magdeburger „Wiesn“, dem Oktoberfest von Sachsen-Anhalts Hauptstadt. In der richtigen Stimmung, kommentierten die Spieler das „Gurkentruppen“-Statement Pezzonis mit Ironie. „Schon wieder holt die Gurkentruppe der dritten Liga einen Sieg“, schrieb beispielsweise Abwehrspieler Nils Butzen auf seiner Facebook-Seite. Und Ahmed Waseem Razeek nutzte das bekannteste soziale Netzwerk ebenfalls zu einem ironischen Kommentar: „Die Gurkentruppe gewinnt das vierte Spiel in Folge! Schöne Grüße nach Wiesbaden.“ Abwertende Äußerungen können manchmal eben auch nach hinten losgehen. In der Causa Pezzoni hat sie die Leistungen des 1. FC Magdeburg weiter beflügelt. Sollte Magdeburg in der Tabelle weiter klettern und Wiesbaden unter Umständen wieder gegen den Abstieg kämpfen, wird Pezzoni das Wort Gurkentruppe vermutlich endgültig aus seinem Wortschatz streichen.

Wie es ist, nach einer schmachvollen Niederlage wieder zurückzukommen, weiß auch Trainer-Legende Otto Rehhagel. Als sein kurzes Intermezzo als Trainer von Bayern München Ende April 1996 drei Wochen vor Saisonende beendet war, musste er viel Kritik einstecken. Mehmet Scholl äußerte sich beispielsweise im Kicker so:

„Ich ziehe das konsequent durch: Rehhagel oder ich. Jetzt tut’s einen Schlag. Und wenn sie mich rausschmeißen, ist es mir auch wurscht. Dann gehe ich. […] Fakt ist, wir spielen seit acht Wochen und haben noch immer keine Taktik. Wir stehen doch nur so gut da, weil wir so gute Einzelspieler haben.“

Beckenbauer sagte im „Spiegel“ nach der Saison:

„Rehhagel stand für Erfolg, Kontinuität, und er galt als netter Mensch. Ein wenig komplexer sind Personalfragen offenbar doch.“

Die Wirkung dieser Aussagen auf Rehhagel waren für seine weitere Arbeit überaus motivierend. Das Ergebnis ist bekannt. Nach dem München-Engagement übernahm er den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern, stieg gleich im ersten Jahr in die 1. Bundesliga auf und wurde mit den Lauterern sogar Meister. Seine Ergebnisse gegen Bayern München:

- Bayern München – 1. FC Kaiserslautern 0:1 (1. Spieltag) - 1. FC Kaiserslautern – Bayern München 2:0 (18. Spieltag)

Seine Genugtuung über den Saisonverlauf, insbesondere über die zwei Siege gegen Bayern brachte er so zum Ausdruck:

„Es gibt einen Fußballgott – und der sieht alles. Die Rechnung kommt immer, manchmal gleich, manchmal ein wenig später.“

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