Thomas Tuchel hatte mal wieder alle Beobachter überrascht. Der Trainer des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund hatte vor dem Gastspiel beim bisherigen Tabellenletzten FC Ingolstadt (3:3) fünf Positionen in seiner Startformation neu besetzt. Die große Rotation zur Verteilung der Belastungen ist eines der liebsten Steuerungsmittel des Trainers. Dass dieses Mittel nun auch auf der Torhüterposition angewendet wird, überraschte auf den ersten Blick: Doch Routinier Roman Weidenfeller rückte für die angestammte Nummer 1 Roman Bürki zwischen die schwarz-gelben Pfosten.
Die Erklärung ließ er folgen: "Roman Bürki hat eigentlich schon seit der Länderspielpause vor zwei Wochen eine Erkältungsproblematik. Damit kämpft er schon eine ganze Weile." Die vielen Reisen, die Zeitzonen und die Klimaanlagen machten eine Genesung schwierig, meinte Tuchel. Nun sah er die Chance, Bürki einmal eine Pause zu gönnen. Vor allem, weil geplant ist, dass Weidenfeller auch am kommenden Mittwoch im Zweitrundenspiel des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten Union Berlin zum Einsatz kommt. Zehn Tage Erholung für Bürki, der nach dem Champions-League-Spiel bei Sporting Lissabon (2:1) am vergangenen Dienstag auch einräumte, dass solche Spiele mental enorm viel Kraft kosteten.
Musste Weidenfeller rauskommen?
Ob die Partie in Ingolstadt mit Bürki im Tor anders ausgegangen wäre, ist höchst fraglich. Weidenfeller aber sorgte mit seiner Leistung zumindest für unterschiedliche Meinungen. Einerseits hatte er mit seinen Paraden vor allem in der ersten Halbzeit einen höheren Rückstand verhindert. Andererseits: Den ersten Gegentreffer musste Weidenfeller aus kurzer Distanz nach einem Freistoß hinnehmen. Musste er da nicht rauskommen? Und beim dritten Ingolstädter Tor hat er die Hand am Ball, an einem guten Tag, hat er ihn vielleicht. Vielleicht. Spekulation.
Angesprochen auf Weidenfellers unfreiwillige vermeintliche Komplizenschaft meinte Trainer Tuchel: "Ich bin nicht sicher, ob ich die Meinung teile, dass er bei einem der Tore eine unglückliche Figur macht. Tendenziell würde ich sagen nein." Unstrittig aber ist: An Weidenfeller lässt sich das Unentschieden nicht festmachen. Dazu hatte er vor allem defensiv zu wenig Unterstützung seiner Vorderleute.