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Warum sich Verbeek mit seinen Spielern geboxt hat

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VfL: Warum sich Verbeek mit seinen Spielern geboxt hat
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Zweitligist VfL Bochum hat einen echten Typen auf der Trainerbank sitzen. Davon konnten wir uns im ausführlichen Interview mit Gertjan Verbeek überzeugen.

Gertjan Verbeek mag es schlicht. Die Wände in seinem neuen Trainerbüro am Vonovia-Ruhrstadion sind weiß. Ein Fernseher und ein Taktikboard müssen als Wandschmuck genügen. Doch der Trainer des Fußball-Zweitligisten VfL Bochum hat noch viel vor – nicht nur in puncto Bürogestaltung. Ein Gespräch über die Möglichkeiten des Vereins, spätes Vaterglück und das Fällen von Bäumen zum Bau einer Holzhütte.

Herr Verbeek, mit 54 Jahren werden Sie Vater - was wird sich wohl in Ihrem Leben ändern? Das weiß ich nicht. Was sich nicht ändert, dass ich noch einen Vertrag in Bochum habe. Das Kind wird im März geboren, aber ich werde hier nicht aufhören, weil ich jetzt Vater werde. Ich glaube, wir kriegen es auch hin, dass ich kein Spiel des VfL verpassen werde. (lacht) Aber Verantwortung ist Verantwortung, und es wird sich wohl wirklich einiges ändern. Was? Das weiß ich dann ab März.

Fühlen Sie sich überhaupt wie 54? Oder hält der Trainerjob und der Umgang mit vielen jungen Spielern ohnehin jung? Ich kann nur sagen, dass ich mit vielen jüngeren Leuten nicht tauschen möchte. Physisch und psychisch bin ich in guter Verfassung, meine Arbeit macht mir Spaß. Ich kann zwar nicht mehr 90 Minuten auf Profiniveau Fußball spielen, aber ich laufe noch oft, absolviere einmal im Jahr einen Halbmarathon und mache Krafttraining, bin viel auf dem Fahrrad. Ich arbeite viel, da muss man auch körperlich auf der Höhe bleiben. 54, was heißt das schon? Es gibt 35-Jährige oder 44-Jährige, die leben weitaus ungesunder als ich.

Zumal Arbeiten an der frischen Luft ja ohnehin als gesund gilt. In einem Wald in den Niederlanden haben sie in Ihrer Freizeit eigenhändig ein Haus aus Holz gebaut. Ich baue schon wieder ein neues. Vergangenes Wochenende habe ich elf Bäume gefällt, weil ich das Nachbargrundstück gekauft habe. Es hat lange gedauert, bis mir bewusst wurde, was mich im Leben antreibt. Und das war, dass ich meine Kreativität ausleben kann. Kreativ muss ich bei der Vorbereitung des Trainings, aber eben auch beim Bau eines Hauses sein. Die Wiege für das Kind? Die baue ich selbst. Klar könnte ich eine kaufen, aber so macht es mir mehr Spaß. Ich habe die Kreativität, die Werkzeuge und die Fähigkeiten - also mache ich es. Wäre ich nicht Trainer geworden, dann hätte es mich in einen anderen Beruf verschlagen, in dem ich kreativ sein und anpacken kann. Hinter einem PC sitzend würde man mich sicher nicht finden.

Schon als junger Fußballspieler in den Niederlanden waren Sie ja sehr umtriebig. Sie besitzen auch noch Trainerscheine im Boxen, Judo, Handball, Volleyball und Leichtathletik. Wie bringen Sie diese Erfahrung in die Trainerarbeit ein? Ich diskutiere gerne mit meinen Kraft- und Athletiktrainern, denn in diesen Bereichen kenne ich mich eben auch sehr gut aus. Und die anderen Sportarten … (denkt nach) Im Sommer habe ich mich mit meinen Spielern geboxt.

Wie bitte? In der Vorbereitung war ein Boxtrainer hier. Der Fokus lag vor allem auf dem Konditionsbereich und um mal etwas Abwechslung in den Trainingsalltag zu bekommen. In der letzten der vier Einheiten habe ich mich mit den Spielern aber selbst in den Ring gestellt. Jeder durfte einmal gegen den Trainer ran, sie durften mich auch schlagen – das gehört beim Boxen nun mal dazu. Es ging mir um den mentalen Bereich und darum, wie die Spieler mit dieser Situation umgehen. Wer geht voll drauf, wer bleibt defensiv? Es war für alle eine interessante Erfahrung.

Wir haben 10.000 bis 14.000 richtige Fans, aber wir haben leider offenbar auch rund 5.000 bis 7.000 Zuschauer. Die kommen nur, wenn sie denken, dass es interessant ist.

Gertjan Verbeek

Sie sind jetzt seit insgesamt drei Jahren in Deutschland. Sind Sie ein Stück Deutscher geworden? Natürlich verändert man sich, man passt sich ein bisschen an, aber auch nicht wieder zu viel. Man muss ja bleiben, wer man ist. Der große Unterscheid ist, dass wir Niederländer direkter sind als die Deutschen. Im Allgemeinen sind die Deutschen auch etwas höflicher als die Niederländer, weil sie eben nicht so direkt sind.

Sie hatten ja auch keinen einfachen Start als Trainer in Deutschland, beim 1. FC Nürnberg wurden Sie im Oktober 2013 geholt und drei Spiele vor Saisonende beurlaubt. Wir haben im Schnitt einen Punkt pro Spiel geholt, in den letzten drei Spielen hätte ein Zähler zur Relegation gereicht. Aber die wurden mir nicht gegönnt. Aber das ist ja auch in den jüngsten Spielzeiten nicht anders. Werder Bremen, Fortuna Düsseldorf, 1860 München – man bekommt als Trainer weniger Zeit. Was man im Jahr zuvor geleistet hat, zählt plötzlich nicht mehr. Es geht grundsätzlich darum, dass der Trainer und die Sportliche Leitung eine gemeinsame Sprache sprechen. Wenn Spieler geholt werden, eine deutlich erkennbare Spielphilosophie da ist und die Mittel zur Verfügung stehen, um das Ziel zu erreichen, dann wirkt sich das auf die Resultate aus. Und bisher sprechen wir in Bochum diese gemeinsame Sprache.

In der vergangenen Saison haben Sie in manchen Spielen das geringe Interesse der Zuschauer moniert. Man sieht das auch jetzt, auch wenn wir gut spielen, und das trotz unserer ständigen Verletzungssorgen. Aber bei den Heimspielen hatten wir bisher im Durchschnitt auch nur etwas mehr als 18.000 Zuschauer. Sandhausen am Freitag ist nicht gerade ein Zuschauermagnet. Dennoch verstehe ich das Publikumsverhalten in Bochum nicht. Wir haben 10.000 bis 14.000 richtige Fans, aber wir haben leider offenbar auch rund 5.000 bis 7.000 Zuschauer. Die kommen nur, wenn sie denken, dass es interessant ist. Dabei ist es bei uns immer interessant.

Guckt man neidisch nach links und rechts zu Dortmund und Schalke? Nein, ich kann das nur mit Bewunderung betrachten. Ich gucke ab und an schon gerne Spiele in beiden Stadien. Wirklich überragend, welche Stimmung dort herrscht, die Arbeit, die die Leute dort leisten und wie die Fans hinter ihren Klubs stehen. Ich denke, dass das in Bochum auch zu schaffen wäre. Natürlich nicht 80.000 Zuschauer. Aber ich finde, 30.000 bis 35.000 könnten es schon sein. Bochum hat um die 365.000 Einwohner, da muss man doch 10 Prozent ins Stadion kriegen können. Selbst in Bochum identifizieren sich einige Kinder mit einem Reus oder einem Aubameyang. Deshalb ist es wichtig, dass wir langfristig in die Bundesliga zurückkehren. Wir werden alles tun, um das zu schaffen.

Lesen Sie auf Seite 2: Das sagt Verbeek über das Leben in Bochum

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14 VfL Bochum 32 7 12 13 41:65 -24 33
15 1. FC Union Berlin 32 8 6 18 29:54 -25 30
16 FSV Mainz 05 32 5 14 13 33:50 -17 29
Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
6 Eintracht Frankfurt 16 7 7 2 27:19 8 28
7 FC Augsburg 16 6 6 4 26:25 1 24
8 VfL Bochum 16 5 8 3 26:24 2 23
9 1. FC Heidenheim 16 6 5 5 26:25 1 23
10 VfL Wolfsburg 16 6 4 6 24:22 2 22
Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
15 SV Darmstadt 98 16 2 5 9 15:38 -23 11
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17 VfL Bochum 16 2 4 10 15:41 -26 10
18 FSV Mainz 05 16 0 9 7 13:32 -19 9

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1
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# Name Tore Min./Tore Tore/Sp.
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