MSV

Lizenzentzug und Kentsch-Rauswurf kommen vor Gericht

Das Landgericht Duisburg will ab Mittwoch Licht in die dunkelsten Stunden der MSV-Geschichte bringen. Die Hintergründe der verweigerten Lizenz und des Absturzes in die Dritte Liga gilt es im Verfahren Roland Kentsch gegen den MSV Duisburg zu erhellen. Die Vorsitzende Richterin Antje Reim sucht während des auf drei Verhandlungstage angesetzten Prozesses nach Antworten auf drei Fragen: War der Rauswurf von Kentsch im Juni 2013 rechtmäßig? Hat der MSV Anspruch auf Schadensersatz, nachdem die Lizenzierung zur Zweiten Liga für die Saison 2013/2014 scheiterte? Muss Roland Kentsch diesen Schaden ersetzen?

Walter Hellmich und Gerald Kassner sollen im Zivilprozess aussagen

Erhellend sollen dabei die Aussagen von Zeugen wie Walter Hellmich oder dem Schauinsland-Reisen-Chef Gerald Kassner wirken. „Sportliche“ 18 Zeugen sind geladen. Eine echte Hausnummer für einen Zivilprozess. Darüber hinaus sind Schriftstücke und Urkunden zu sichten.

Frank Nolte, der Anwalt des MSV Duisburg, bezweifelt, dass es unmittelbar nach den Verhandlungstagen zu einem Urteil kommt. Die Richterin werde sich wohl mit ihren zwei Beisitzern für einige Zeit beraten und dann entscheiden. Auch dann wird das Verfahren vermutlich nicht abgeschlossen sein. Eine Berufung vor dem Oberlandesgericht ist möglich und durchaus wahrscheinlich.

Anwalt von Kentsch will im Vorfeld nicht namentlich genannt werden Doch zunächst zu den Sachfragen: Der MSV hatte nach der gescheiterten Lizenzierung seinen Geschäftsführer Roland Kentsch am 11. Juni 2013 gefeuert. Kentsch hatte dagegen geklagt und in einem sogenannten Urkundenprozess zunächst Recht bekommen. Hintergrund: In einem solchen Verfahren werden nur die Schriftstücke geprüft. Auf der Kündigung des MSV fehlte eine zweite Unterschrift.

Nun haben die Zebras nachzuweisen, dass man durchaus seinem Geschäftsführer formvollendet den Stuhl vor die Tür gestellt hat. Mithin, dass es der vermissten Unterschrift gar nicht bedurft hat. Dazu will man Sachbeweise und Zeugenaussagen beibringen. Zu einer wirksamen Kündigung reicht das aber immer noch nicht: Der Gesellschafter, also der MSV-Vorstand, muss auch darstellen, dass das Vertrauensverhältnis zerrüttet war. Hier wird man versuchen darzulegen, dass Kentsch die Gremien nicht umfassend und korrekt über die Vorgänge in Zusammenhang mit der Lizenzierung informiert habe. Der Geschäftsführer wird das Gericht vom Gegenteil überzeugen wollen. Für ein Vorabgespräch war Kentsch telefonisch nicht erreichbar. Sein Anwalt lehnte es sogar ab, vorab namentlich genannt zu werden.

MSV Duisburg gingen durch Zwangsabstieg 4,5 Millionen Euro verloren Im zweiten Schritt steht nun zur Prüfung an, ob durch fahrlässiges oder in einer anderen Weise fehlerhaftes Verhalten des Geschäftsführers dem MSV die Lizenz zur neuen Saison verweigert wurde. Da geht es dann auch um die zwei Rettungspakete. Eines hatte Kentsch mit Geld von Walter Hellmich und einem Vertrag mit dem Vermarkter Sportfive geschnürt. Das andere kam von Schauinsland-Reisen. Kentsch hatte sich dagegen entschieden. In seiner Lösung sei eine Bedingung enthalten, die ihm eine Weiterbeschäftigung zusicherte. So der MSV. Diese Verbindung aber erkennt die DFL bei der Lizenzierung nicht an.

In der Summe geht es um 4,5 Millionen Euro, die dem MSV durch den Zwangsabstieg verloren gingen. Unter anderem durch fehlende Fernsehgelder. Ums Geld aber geht es heute und morgen noch nicht. Antje Reim stellt nach Angaben des MSV-Anwalts in ihrem Urteil lediglich fest, ob der MSV überhaupt einen Anspruch auf Schadensersatz hat oder nicht. Erst wenn darüber in der letzten Instanz entschieden ist, kommen die Taschenrechner auf den Tisch. Das kann dauern.

Erstes Treffen vor Gericht im Februar 2016

Beim ersten gerichtlichen Treffen in dieser Sache (Dauer: 37 Minuten) hatte die Richterin im Februar 2016 zunächst anerkannt, dass es sich überhaupt lohnt, den beiden Fragen weiter nachzugehen. Jetzt zählen Beweise und Aussagen. Die Gerichtstage werden so zur Geschichtsstunde in Sachen MSV. Roland Kentsch wird vermutlich anwesend sein. Das Gericht hat ihn zur Anwesenheit verpflichtet.