Mario Götze ist Offensivspieler, das steht außer Frage. Dafür allerdings äußerte sich der Angreifer von Borussia Dortmund recht defensiv, als die Länderspielreise vorbei war. „Klar, ich komme zurück, um zu spielen, das steht außer Frage“, sagte er. „Aber ob es so kommen wird, entscheidet der Trainer.“
Je nach Trainer fällt die Antwort derzeit sehr unterschiedlich aus. Bei Bundestrainer Joachim Löw lautet sie: im Sturmzentrum. In den Länderspielen gegen Finnland (2:0) und Norwegen (3:0) kam Götze auf insgesamt 163 Minuten. „Ich war in einer sehr guten Verfassung“, urteilte er danach, während Löw die Leistung eher zurückhaltend einordnete: „Mario Götze braucht offensichtlich ein bisschen Zeit. Man merkt, dass ihm die Sicherheit und die Spielpraxis ein bisschen fehlt.“
Null Einsatzminuten bislang
Die immerhin konnte der 24-Jährige endlich einmal sammeln, weshalb auch der Gedanke verworfen wurde, nach dem Freundschaftsspiel gegen Finnland vorzeitig nach Dortmund zurückzukehren. Dort nämlich, wo Thomas Tuchel über die Aufstellung entscheidet, steht der Neuzugang nach drei Pflichtspielen bei null Einsatzminuten.
Im Supercup gegen die Bayern saß er nur auf der Bank. Vor dem Pokalspiel bei Eintracht Trier meldete er sich mit muskulären Problemen ab. Und auch zum Liga-Auftakt gegen Mainz 05 wurde er noch geschont. Tuchel will kein Risiko eingehen, vor allem aber soll Götze nicht verbrannt werden: Schon jetzt steht ein Teil des Dortmunder Publikums dem Rückkehrer ablehnend bis feindlich gegenüber. Setzt man diesen Zuschauern nun einen nicht vollkommen fitten Götze vor, der dann kaum den besten Eindruck hinterlassen könnte, wäre dies alles andere als hilfreich.
Ohnehin stellt sich vor dem Bundesliga-Gastspiel beim Aufsteiger RB Leipzig am Samstag um 18.30 Uhr (live in unserem Ticker) die Frage: Wo sollte er eingebaut werden? Anders als Löw hat Tuchel in Pierre-Emerick Aubameyang derzeit einen herausragenden Mittelstürmer zur Verfügung, die Position kommt also nicht in Frage.
Als Flügelspieler plant der Trainer seinen Spieler nicht ein – bleibt also die Position im Zentrum, die derzeit Shinji Kagawa besetzt. In Trier gehörte der noch zu den Auffälligsten, steuerte zwei Tore zum 3:0-Sieg des BVB bei. Gegen Mainz allerdings enttäuschte er und erinnerte damit an die abgelaufene Saison, als er zwar oft spielte, selten aber komplett überzeugte.
Gute Gelegenheit für die Premiere
Dennoch dürfte der Japaner auch in Leipzig beginnen, Götze zunächst auf der Bank Platz nehmen – und voraussichtlich den 17-jährigen Christian Pulisic aus dem Kader verdrängen. Das Auswärtsspiel allerdings wäre für Tuchel eine gute Gelegenheit, seinem neuen Mann die ersten Pflichtspielminuten zu verschaffen: Der harte, besonders laute und besonders kritische Kern der BVB-Fans verzichtet aus Protest gegen den von Red Bull alimentierten Verein auf die Reise in den Osten. Mit Pfiffen und Schmähungen des eigenen Anhangs müsste Götze also kaum rechnen.