Was war passiert? Der Essener Abwehrchef hatte bei einem Zweikampf das Bein nach dem Geschmack von Schiedsrichter Andreas Steffens zu nah am Gesicht seines Gegenspielers. Der Unparteiische wertete die Aktion als gefährliches Spiel und schickte den baumlangen Verteidiger acht Minuten vor Ende der Partie zum Duschen.
„Die Rote Karte ist bitter. Philipp ist ein ganz wichtiger Mann für uns“, hatten bei RWE-Trainer Sven Demandt bereits die Gedankenspiele begonnen. In diesen könnte Leroy Kwadwo eine Rolle spielen. Der 19-jährige Neuzugang von Regionalliga-Aufsteiger TSG Sprockhövel, mit dem er in die A-Junioren-Bundesliga aufgestiegen war, wurde in der Sommerpause als Perspektivspieler an die Hafenstraße geholt. Bisher stand er jedoch in keiner der vier Meisterschaftsspiele im Kader der Essener. Auch gegen Viktoria Köln war der gelernte Innenverteidiger nur in „zivil“ im Stadion.
Doch trotz des Ausfalls, der aus der Sperre von Philipp Zeiger resultiert, wird Kwadwo vermutlich noch ein wenig auf seinen ersten Einsatz im Trikot der Rot-Weissen warten müssen. „Ob es so schlau ist, nach einer 0:4-Niederlage einen so jungen Verteidiger zu bringen, weiß ich nicht“, gab Demandt zu bedenken, schob aber umgehend nach: „Wir werden die Eindrücke aus dem Training abwarten“.
Denkbar ist neben Richard Weber und dem aus der eigenen Jugend stammenden Timo Becker, der ebenfalls im Abwehrzentrum ausgebildet wurde, jedoch vornehmlich in der Viererkette ganz rechts zu finden ist, auch ein Einsatz von Jan-Steffen Meier etwas weiter hinten.
Doch bis dahin bleibt Essens Cheftrainer noch ein wenig Zeit. Liebend gern hätte er auf diese Zusatzaufgabe verzichtet. „Das Spiel hat eine Rote Karte gar nicht hergegeben“, übte er an der Entscheidung des sonst souverän pfeifenden Steffens leichte Kritik. Und auch Timo Brauer war nicht zu hundert Prozent einverstanden mit dem Platzverweis: „Bei einem 0:4 muss man nicht Rot zeigen. Da kommt es auch aufs Fingerspitzengefühl an.“