Victor Obinna zertrümmerte auf dem Weg in die Kabine in den Katakomben der Duisburger Arena eine Tür. Schiedsrichter Tobias Stieler hatte ihm kurz vor Schluss die Rote Karte gezeigt. Übersetzt hatte der Angreifer die Unparteiischen als „beschissene Ziegen“ tituliert.
Nicht nur der Nigerianer war nach der 1:2-Niederlage im zweiten Relegationsspiel gegen die Würzburger Kickers frustriert. Nur ein Jahr durften die Zebras nach ihrem Aufstieg in der 2. Bundesliga kicken. „Es tut verdammt weh. Den Klassenerhalt haben wir selbst versaut. Was mich aufregt, ist die Art und Weise, wie wir verloren haben“, sagt Klub-Ikone und Vorstandsmitglied Bernard Dietz.
Trainer Ilia Gruev, der den MSV Duisburg in den letzten Wochen in einer vermeintlich aussichtslosen Situation auf den Relegationsrang führte, blickte in der Stunde des Misserfolges nach vorne. „Wir werden alles geben, um schnell wieder zurückzukommen, denn der MSV gehört nicht in die 3. Liga“, sagte der 46-Jährige.
850.000 Euro fehlen
Bis zum Dienstag hat der MSV Zeit, die Auflagen und Bedingungen des DFB zu erfüllen, um die Lizenz für die 3. Liga zu erhalten. Zuletzt fehlten 850.000 Euro. Geschäftsführer Bernd Maas ist zuversichtlich, dass der Verein die Lücke schließen kann: „Wir müssen noch einige Sponsorenverträge einreichen. Das wird uns gelingen. Und wir werden es nicht auf den letzten Drücker machen.“ Vor drei Jahren verlor der Klub die Zweitligalizenz – auch weil am Abgabetag in der Geschäftsstelle das Chaos ausgebrochen war.
Der MSV konnte eine Senkung der Stadionmiete erreichen. Statt 900.000 Euro muss der Klub in der nächsten Saison nur noch 300.000 Euro an die Betreibergesellschaft abdrücken. Durch die Teilnahme an der Relegation flossen nicht eingeplante Einnahmen in Höhe von 300.000 Euro in die Kasse. Zudem wird wohl die Stadt Duisburg dem Verein über eine Tochtergesellschaft unter die Arme greifen. Trotz des Abstieges will der MSV an Trainer Ilia Gruev und Sportdirektor Ivica Grlic weiter festhalten. Grlic muss nun mit einem reduzierten Etat eine Mannschaft zusammenstellen, die in der Spitzengruppe der 3. Liga mitmischen kann.
Obinna und Chanturia gehen
Neben Obinna werden mit dem Australier James Holland und dem Georgier Giorgi Chanturia zwei weitere Leistungsträger den Verein verlassen. Sie dürften ohnehin nicht in der 3. Liga spielen, da sie keine EU-Pässe haben. Der nigerianische Stürmer Kingsley Onuegbu ist deutscher Staatsbürger und könnte beim Unternehmen Wiederaufstieg helfen. Der Vertrag des 30-Jährigen läuft Ende Juni aus, er kann sich vorstellen, bei den Zebras zu verlängern. Vor zwei Jahren hatte der „King“ maßgeblichen Anteil am Aufstieg des MSV. Keine Rolle mehr in den Planungen der Duisburger spielen Kevin Scheidhauer (früher VfL Wolfsburg) und Dustin Bomheuer (früher Fortuna Düsseldorf). Beide Akteure kamen einst mit Vorschusslorbeeren zum MSV, konnten die Erwartungen aber nicht erfüllen.
Ein Hoffnungsträger für die nächste Saison ist Mittelfeldspieler Martin Dausch. Im Duisburger Aufstiegsjahr war der frühere Berliner in der Rückrunde der überragende Akteur. Die Zweitligasaison war für den 30-Jährigen wie ein Besuch der Geisterbahn. Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück, zuletzt lag er nach einer Hüftoperation mehrere Monate auf Eis. Dausch verzichtet nun auf seinen Sommerurlaub, um rechtzeitig für die Saisonvorbereitung fit zu sein. Martin Dausch: „Ich gebe für den MSV jetzt Gas. Es gibt nur ein Ziel. Wir müssen schnell wieder hoch.“