Einmal träumen in der Yann-Sommer- oder Patrick-Herrmann-Suite? Für Fans von Borussia Mönchengladbach könnte das bald Realität sein. Der fünfmalige Deutsche Fußballmeister hat vor wenigen Tagen die Ausschreibung für das größte Vereinsprojekt seit dem 2004 für rund 100 Millionen Euro fertiggestellten Borussia-Park auf den Weg gebracht.
Auf dem Schotterparkplatz zwischen Haupttribüne und kleinem Trainingsstadion soll ab Sommer ein sechsstöckiges Gebäude entstehen. Mit Borussia-Museum, einem Fan-Shop, zu dem man durch einen imaginären Spielertunnel gelangt, und mit 131 Hotelzimmern im Gladbacher Fußball-Ambiente. Dazu medizinisches Zentrum, eine Verwaltung sowie Appartments für Nachwuchsspieler.
Gladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers erhofft sich durch das Projekt ein weiteres finanzielles Standbein für den Verein: „Es muss sich für uns rechnen und sollte keine Belastung sein.“ Der Steuerberater, der seit 1999 die Geschäfte bei Gladbach leitet, ist da zuversichtlich. Die Finanzierung des Projekts hängt jedenfalls nicht an einer weiteren Champions-League-Qualifikation.
130 Millionen Euro im Jahr 2014
Von einst 18 Millionen Euro zu Schippers Anfangszeiten am Bökelberg vor 16 Jahren hat sich der Jahresumsatz mittlerweile verachtfacht – auf mehr als 130 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2014. Und dies trotz der Zweitliga-Delle in der Saison 2007/08. Dank der Qualifikation zur Champions League verbuchte der Klub Zusatzeinnahmen von rund 32,5 Millionen Euro und wird einen Umsatzrekord für das Geschäftsjahr 2015 erzielen, wie Schippers versichert.
Ein Drittel der 28 Millionen Euro an Baukosten für das neue Projekt trägt Borussia, der Rest soll fremdfinanziert werden. Mit im Boot sitzt die Lindner-Hotelgruppe vom Düsseldorfer Seestern, deren Spezialität Themenhotels ist.
Mittlerweile beherbergt der Borussia-Park rund 450 Veranstaltungen pro Jahr – von Bruce Springsteen über Bundesliga-Spiele und Betriebsversammlungen bis hin zu Hochzeiten. „Es gibt den Wunsch gerade auch bei auswärtigen Besuchern, direkt am Stadion zu übernachten und der Borussia so ganz nah zu sein – nicht nur bei Bundesliga-Spielen“, hebt Schippers hervor. Und nennt das Hotel-Gebäude nebst Museum einen „Kristallisationspunkt“ des Vereins: „Hier kann man Borussia fühlen.“ Und erleben.
Bei aller Begeisterung lässt Geschäftsführer Schippers keinen Zweifel daran, dass das Hotel auch Mittel zum Zweck ist: „Zahlen sind nicht emotional. Unsere Aufgabe ist es, den Verein und seine Marke weiterzuentwickeln. Auch über ein solches Projekt.“ Mehr Zuschauer als die regelmäßig 52 000 Fans bei Heimspielen gehen nicht: „Da haben wir unseren Füllgrad erreicht.“ Eine Stadionerweiterung ist aus baulichen und wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll.
Sponsoreneinnahmen (34,6 Millionen Euro im Jahr 2015) oder das Merchandising (14,6 Millionen Euro) lassen sich steigern. Die nationalen TV-Gelder (derzeit 34,7 Millionen Euro) wohl ebenso. Das größte Wachstumspotenzial allerdings sieht Schippers auf dem Auslandsmarkt: „Das ist eine Riesenquelle für die Bundesliga.“
Allein über die chinesischen Facebook-Klone SinaWeibo und Tencent folgten 2015 mehr als 520 000 Interessierte aus dem Reich der Mitte der Borussia. Das ist ein knappes Drittel aller digitalen Aufrufe jenseits der eigenen Internetseite Borussia.de. Und wer weiß: Vielleicht schlafen demnächst auch Chinesen in der Sommer- oder Herrmann-Suite.