Trotz einer vielversprechenden sportlichen Ausgangslage hat sich RWO somit freiwillig aus dem Aufstiegskampf verabschiedet. Als Hauptgrund für diese aus Sicht der Fans überraschende Maßnahme gab der Verein wirtschaftliche Probleme an.
RevierSport sprach mit Oberhausens Vorsitzendem Hajo Sommers über die Hintergründe des freiwilligen Rückzugs und die Zukunftsaussichten der Kleeblätter.
Hajo Sommers, wann hat sich der Vorstand dazu entschieden, die Lizenz für die kommende Drittliga-Saison nicht zu beantragen? Diesen Entschluss haben wir am vergangenen Wochenende gefasst. Wir hatten am Freitag ein intensives Gespräch mit unserem Wirtschaftsprüfer, der unsere kompletten Zahlen auseinander genommen hat. Er hat uns daraufhin empfohlen, auf den Antrag zu verzichten. Anschließend haben wir uns nochmal zusammengesetzt und sind dieser Empfehlung letztlich nachgekommen. Am Montag lief die Frist für den Antrag ab. Wir haben es somit auf den letzten Metern entschieden.
Welche Kosten hätte der Antrag verursacht? Wenn man sämtliche Punkte zusammenrechnet, wären wir auf einen Betrag in Höhe von rund 50.000 Euro gekommen. Das ist mit Sicherheit nicht wenig Geld, aber die Kosten für den Antrag waren nicht ausschlaggebend.
Sie meinen den gesamten Kostenapparat für die dritte Liga, oder? Das ist richtig. Wir hätten es nicht geschafft, einen Etat für die 3. Liga zu stemmen, ohne eine Neuverschuldung zu erzielen. Vor drei Jahren haben wir diesen Fehler begangen und werden uns nicht noch einmal dazu verleiten lassen, zumal wir noch immer auf unseren Altlasten hocken. Wir haben eine Sorgfaltspflicht gegenüber dem gesamten Verein und in erster Linie auch gegenüber den Spielern. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass ein Familienvater sein Gehalt nicht pünktlich erhält. All das hatten wir schon einmal und es darf nicht mehr passieren.
Nichtdestotrotz wurde in den vergangenen Monaten von Vereinsseite klar kommuniziert, dass die 3. Liga das große Ziel sei und die Finanzierung möglich wäre. Zudem bestehen nach dem Derbysieg noch realistische Aufstiegschancen. Glauben Sie, dass sich die Fans nun verschaukelt fühlen? Ich kann durchaus verstehen, dass die Fans enttäuscht sind und beim nächsten Heimspiel möglicherweise 500 Zuschauer weniger kommen. Den Anhängern kann man keinen Vorwurf machen. Fakt ist aber auch: Würden wir die Besucherzahlen von Rot-Weiss Essen besitzen, hätten wir diese Probleme nicht. Auch wir hatten bis zuletzt die Hoffnung, den Antrag schon in diesem Jahr zu stellen. Auf der Mitgliederversammlung haben wir mitgeteilt, dass wir eine Planung für die 3. Liga hinbekommen und alles tun werden, um die finanziellen Voraussetzungen zu schaffen. Es hat aber nicht funktioniert, da wir keine konkreten Zusagen von potenziellen Investoren erhalten haben. Leider reichte es auch nicht aus, darauf hinzuweisen, dass wir eine gute Rolle in der Regionalliga West spielen. Die Investoren wollen Gewissheit haben, bevor sie ihr Geld für eine mögliche Drittliga-Saison ausgeben. Bei aktuell zehn Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze war das aus unserer Sicht aber nur schwer möglich. Es ist uns demnach nicht gelungen, neues Geld zu bekommen, das notwendig gewesen wäre, um die 3. Liga schon im nächsten Jahr zu stemmen.
Wie hat die Mannschaft auf den freiwilligen Rückzug reagiert? Die Spieler und die Verantwortlichen waren natürlich betroffen. Letzlich war die Mannschaft aber froh, zumindest eine ehrliche Antwort erhalten zu haben. Ich bin davon überzeugt, dass sich die Spieler weiterhin bis zum letzten Spieltag reinhängen werden. Freundschaftsspiele wird es definitiv nicht geben. Wir haben weiterhin das große Ziel, unter die ersten drei zu kommen.
Wie soll es für RWO nun weitergehen? Haben Sie die Befürchtung, dass die Mannschaft im Sommer auseinanderfällt? Nur sechs von 22 Spielern haben für die kommende Saison noch keinen Vertrag. Demnach steht fest, dass wir den Großteil des Kaders behalten werden. Unsere Planung war von Anfang an auf zwei Jahre ausgerichtet. Wir wollen den Verein weiter konsolidieren und spätestens im nächsten Jahr komplett entschulden, ohne dabei unsere ambitionierten sportlichen Ziele aus den Augen zu verlieren. Wenn wir es geschafft haben, endlich wieder schwarze Zahlen zu schreiben, können wir uns auch konkret mit der 3. Liga beschäftigen.