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Dondera
"Es war zu meiner Zeit schon extrem"

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Dondera: "Es war zu meiner Zeit schon extrem"

Es war ein Team, das den Fans von Rot-Weiss Essen wohl ewig in Erinnerung bleiben wird.

Die Helden aus der Saison 1993/94 schrieben mit dem Einzug in das DFB-Pokalfinale Geschichte. Zu den damaligen Protagonisten des Zweitligisten, der am Ende aufgrund eines Lizenzentzuges zwangsabsteigen musste, gehörte Christian Dondera.

Der wieselflinke Offensivspieler trug in fünf Jahren 130 Mal das RWE-Trikot und gehörte bei der rot-weissen Anhängerschaft dank seiner laufin-tensiven Spielweise zu den unumstrittenen Publikumslieblingen. Seine Karriere beendete Dondera im Alter von 29 Jahren verhältnismäßig frühzeitig. Der deutsche Junioren-Meister des Jahres 1987 begann eine Ausbildung als Physiotherapeut und schloss diese drei Jahre später erfolgreich ab. In diesem Beruf ist der zweifache Familienvater noch heute tätig. Auch die Verbindung zum Fußball ist nach wie vor vorhanden, denn der 46-Jährige arbeitet zusammen mit dem ehemaligen MSV-Profi Patrick Notthoff für das Rehazentrum Oberhausen, das unter anderem mit RWO kooperiert. Mit RevierSport sprach Dondera über sein Leben nach der Karriere, die Verbindung zu RWE und die neue Spielergeneration.

Christian Dondera, vor einer Woche standen sich RWO und RWE in der Regionalliga gegenüber. Hat Sie Ihre neue Zusammenarbeit mit Rot-Weiß Oberhausen zur Neutralität bewogen? Nein, auf gar keinen Fall. Ich war ganz klar für RWE und bin natürlich enttäuscht über die Niederlage. Mit diesem Verein habe ich als Spieler so viel erlebt, das lässt sich nicht ausblenden. Da spielt es auch keine Rolle, dass ich mit verletzten RWO-Spielern zusammenarbeite. Darüber hinaus bin ich noch für die RWE-Traditionsmannschaft aktiv. Wir treffen uns sehr häufig und gehen dann gemeinsam ins Stadion. RWE ist und bleibt mein Verein.


RWE kämpft fieberhaft um die Rückkehr in die 3. Liga. Wie bewerten Sie die Entwicklung Ihres Ex-Klubs? Ich verfolge wirklich alles ganz genau, was RWE betrifft. Die Mannschaft hat genug Potential, um es schon in diesem Jahr zu schaffen. Die Frage ist natürlich, ob der Abstand auf Aachen noch aufgeholt werden kann. Das sieht nach den Niederlagen in Oberhausen und gegen Kray sehr schlecht aus. Fakt ist aber, dass man den Fans nicht länger Regionalliga-Fußball präsentieren kann. Der Verein muss hoch, aber die Aufstiegsregelung ist leider eine Katastrophe. Dennoch hoffe ich, dass es RWE gelingt. Hinter den Kulissen läuft es wieder rund. Mit dem Chaos zu meiner Zeit ist das nicht mehr zu vergleichen. Sie haben als Spieler von RWE ein enormes Wechselbad der Gefühle erlebt. Welche Eindrücke überwiegen, wenn Sie auf Ihre Zeit in Essen zurückblicken? Eindeutig die Positiven! Der Aufstieg 1993 in Münster unter Jürgen Röber, als wir dort vor rund 10.000 mitgereisten Essenern alles klar gemacht haben, und vor allem der Einzug in das Pokalfinale 1994 waren die Highlights meiner Karriere. Auch das 4:4 im Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen werde ich nicht vergessen. Damals habe ich einen Doppelpack erzielt und das vielleicht beste Spiel meiner Laufbahn gemacht. Generell wird mir die Stimmung im alten Georg-Melches-Stadion immer in bester Erinnerung bleiben. Das war ein phantastisches Fußballstadion. Ich denke, dass die Stimmung damals eine andere als heute war. Diese Nostalgie gibt es einfach nicht mehr. Es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass viele RWE-Fans sogar geweint haben, als das GMS abgerissen wurde. Auch mir tat es in der Seele weh. Ein Wechselbad der Gefühle gehört in einem Traditionsverein dazu. Nichtsdestotrotz war es zu meiner Zeit schon extrem. Von unserem Lizenzentzug etwa habe ich während meines Winterurlaubs in der Bild-Zeitung erfahren. Ein Handy hatten wir ja damals nicht. Das war ein unglaublicher Schock, denn wir hatten uns zu diesem Zeitpunkt in der zweiten Liga etabliert. Leider wollte der DFB ein Exempel statuieren. Dennoch ist der Großteil der Mannschaft dem Verein treu geblieben. Einen Klub wie Rot-Weiss Essen verlässt man schließlich nicht so einfach. In der heutigen Zeit ist eine solche Solidarität nicht unbedingt üblich. Warum hat sich die Spielergeneration derart geändert? Das hat meiner Meinung nach auch etwas mit der Strategie der Vereine zu tun. Heute werden schon Jugendspieler aus allen Teilen Deutschlands geholt. Früher wurden die Spieler gerade im Nachwuchsbereich aus der näheren Umgebung rekrutiert. Deshalb war die Stimmung innerhalb der Mannschaften auch ganz anders. Mit dem KFC Uerdingen bin ich 1987 deutscher A-Jugend-Meister geworden. Das war ein verschworener Haufen mit namhaften Spielern wie Ansgar Brinkmann oder Marcel Witeczek. Noch heute treffen wir uns regelmäßig mit mindestens zehn bis 15 Spielern, um über alte Zeiten zu plaudern. Das ist nicht mehr selbstverständlich.

Sie haben sich schon mit 29 Jahren dazu entschieden, Ihre Karriere zu beenden und eine Ausbildung als Physiotherapeut zu beginnen. Wie kam es dazu? Ich habe mich schon als Spieler immer für diesen Beruf interessiert und am Platz daran geschnuppert. Mit Sicherheit hätte ich noch ein paar Jahre spielen können, aber ich musste als damaliger Oberliga-Spieler auch an meine Familie denken. Deshalb habe ich mich frühzeitig um eine berufliche Perspektive gekümmert und damit alles richtig gemacht. So etwas würde ich jedem Fußballer raten, der nicht unbedingt finanziell ausgesorgt hat.

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