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Der Konfliktberater und seine mühsame Arbeit

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Essen: Der Konfliktberater und seine mühsame Arbeit
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Frank Westerbeck, Kreis-Konfliktberater der Essener Kicker, über Jugendliche, die ihm zuhören, Senioren, die ihn ignorieren, und die drohenden Folgen für den Fußball.

Drei gewalttätige Übergriffe gab es in den letzten Monaten im Essener Amateur-Fußball - unter anderem schlug ein Fußballspieler einen Schiedsrichter und brach ihm dabei den Kiefer. Seit 2009 ist Frank Westerbeck Konflikt-Berater im Fußballkreis 13. Im Interview mit der WAZ spricht über seine mühsame Arbeit.

Frank Westerbeck, man hat bei den gewalttätigen Übergriffen den Eindruck, Ihre Arbeit als Konfliktberater im Fußballkreis 13 fruchtet nicht wirklich. Sehen Sie trotzdem auch positive Tendenzen? Ja, beispielsweise in der Jugend, wo wir Anti-Gewalt-Lehrgänge für die Spielführer anbieten. Wenn es dort einen Vorfall gibt, muss die gesamte Mannschaft zur Präventionsmaßnahme erscheinen. Wer nicht kommt, wird gesperrt. Wer kommt, hört zu. Dort ist es insgesamt besser geworden. Auch, seitdem wir Beleidigungen, bei denen die Mutter des Gegenspielers eine Rolle spielt, mit Drei-Monats-Sperren ahnden. Diese Sperren und die Präventionsmaßnahmen würde ich gerne bei den Senioren einführen.

Wann könnten die kommen? Es gibt einen Entwurf. Vielleicht nächste Saison. Aber. . .

Aber . . . ? Die Senioren hören nicht zu. Ich schaue mir sonntags die Sonderberichte zu den Spielen an. Dann versuche ich mit allen Betroffenen Kontakt aufzunehmen. Bei den Tätern, von denen 85 Prozent einen Migrationshintergrund haben, und bei deren Funktionären laufe ich vor die Wand. Ich werde ausgelacht und spare mir inzwischen den Weg.

Gefunden auf …

Warum? Wir werden nicht ernstgenommen. Obwohl die Täter inzwischen nicht nur nach Verbandsrecht, sondern auch strafrechtlich verfolgt werden und zudem Schadensersatz droht. Darauf achte ich konsequent. Hohe Strafen und strafrechtliche Verfolgung sind meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit, Gewalt im Fußball wieder einzudämmen. Aber selbst die Polizei stößt im Essener Norden auf Widerstand. Bei einem Vorfall in Altenessen war zum Glück eine halbe Hundertschaft in der Nähe und konnte unterstützend eingreifen.

Würden Sie sich mehr Unterstützung wünschen? Ich höre aus der Politik und auch vom Deutschen Fußball-Bund immer nur Sprüche, was alles getan werden müsste. Ist alles heiße Luft. Getan wird nichts. Und wir Ehrenamtler sollen die Probleme lösen.

Was würden Sie ändern, wenn Sie mal freie Hand hätten? Die Stadt müsste auf den öffentlichen Anlagen ihr Hausrecht durchsetzen und die Rädelsführer, die andere bedrohen, verbannen.

Was noch? Wer sich daneben benimmt, dem werden die Trainingszeiten massiv gekürzt. Das schmerzt den Verein. Dann denken einige Menschen vielleicht mal nach und nehmen uns ernst.

Sie wirken enttäuscht, wollen aber trotz des überschaubaren Erfolgs Ihrer Tätigkeit nicht aufgeben? Ich bin gerade ratlos und frustriert. Vorfälle, wie Massenschlägereien, werden teilweise von Schiedsrichtern gar nicht mehr gemeldet, weil sie Angst vor Drohungen haben. Das darf nicht sein. Es muss sich etwas ändern. Sonst wird so der Fußball kaputt gemacht.

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