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BVB: "Sportfive" kassiert überall, auch Fernsehgelder
Sünden der Vergangenheit kosten 18,5 Prozent von jedem Werbe-Euro

BVB: "Sportfive" kassiert überall, auch Fernsehgelder
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Sie ist weitgehend verarbeitet, aber noch nicht in vollem Umfang. Die finanzielle Vergangenheit holt die Borussia immer noch ein, zumindest bis zum 30. Juni 2010, denn dann soll die letzte schwerwiegende Altlast endlich zu den Akten gelegt werden. Gemeint ist der Vertrag mit dem Sportrechte-Vermarkter "sportfive", dessen wesentliche Auswirkungen vor über acht Jahren in Kraft traten.

"Wir müssen heute noch jedes Jahr rund elf Millionen Euro überweisen", erklärte Hans-Joachim Watzke im RevierSport-Interview am letzten Sonntag, "denn dem ehemaligen Vorstand sind zuvor 60 Millionen Euro zugeflossen, die wir derzeit noch zurückzahlen." Im Frühjahr 1999 waren die Borussen auf dem Transfermarkt eigentlich zahlungsunfähig, denn die Auswirkungen des Kraftakts, mit dem zwei Jahre zuvor der Champions League-Titel nach Dortmund geholt worden war, waren deutlich spürbar. Die Kassen gähnten vor Leere. Nevio Scala, der als Trainer die Nachfolge von Ottmar Hitzfeld angetreten hatte, hoffte vergeblich auf Verstärkungen.

Als "Feigenblätter" wurden ihm gerade einmal Manfred Binz und Harry Decheiver präsentiert. Folgerichtig liefen die Schwarz-Gelben der Bundesliga-Musik hinterher. Der Börsengang sollte die große Wende bringen, aber der BVB war zu diesem Zeitpunkt noch nicht aktienreif.

Da kam das Angebot der UFA, die später mit Sport Plus und Darmon fusionierte, so dass der Großkonzern "Sportfive" entstand, genau richtig. Das in Hamburg ansässige Unternehmen blätterte sofort 50 Millionen DM auf den Tisch. Damit wurde der BVB wieder liquide und der Vermarkter sicherte sich die kompletten Vermarktungsrechte am Verein. Das störte Dr. Gerd Niebaum weniger, der freute sich in seiner großzügigen Art:

"Borussia Dortmund verfügt laut einer unabhängigen Unternehmensberatung über enorme Vermarktungspotentiale. Wir standen vor der Frage, eine große Vermarktungsabteilung aufzubauen oder mit einer Agentur zusammenzuarbeiten. Wir haben uns nach der Prüfung von mehreren Angebote für die UFA entschieden." Die Alternative der Eigenregie hatte sich in Wirklichkeit nie gestellt, denn der BVB benötigte das Geld sofort, eine Erarbeitungszeit war gar nicht vorhanden. Schließlich hatten die Borussen für die neue Saison bereits Fredi Bobic, Christian Wörns, Giuseppe Reina und Otto Addo unter Vertrag genommen, ein Gesamtpaket für das Ablösesummen von über 29 Millionen DM aufgebracht werden mussten.

Für den großzügigen Kapitalfluss kassierte die Ufa dann eine Provisionszahlung von 18,5 Prozent für Einnahmen von der Bandenwerbung bis hin zu den TV-Rechten. Ausgeschlossen zum damaligen Zeitpunkt waren nur das Catering und das Merchandising, bedingt durch den vereinseigenen Ausrüster "goool.de". Da die Dortmunder trotz des Börsenganges am 31. Oktober 2000, der bekanntlich netto 135 Millionen Euro in die Kassen spülte, sich weiterhin immer noch als ein Fass ohne Boden erwiesen, nahm die Vorstandsetage weitere Vorgriffe, jetzt bei "Sportfive", vor. Insgesamt flossen die bereits erwähnten 60 Millionen Euro. Dafür waren die Boussen ursprünglich bis 2014 an den Vermarkter gebunden. Im Zusammenhang mit der drohenden Insolvenz im Frühjahr 2005 erklärte sich "Sportfive" bereit, den Kontrakt um vier Jahre zu reduzieren.

Doch bis dahin muss der BVB noch reichlich zahlen, zum Beispiel für die Fernsehgelder. In der abgelaufenen Saison kassierten die Borussen 20 Millionen Euro, der Vermarkter strich davon 3,7 Millionen Euro ein, ohne dafür einen Handschlag getan zu haben. Auch bei den großen Abschlüssen mit der Signal Iduna Versicherung oder der RAG hält "Sportfive" die Hand auf, obwohl Hans-Joachim Watzke nicht ohne Stolz erklärt: "Die Kontakte zu den Unternehmen habe ich hergestellt." Kein Wunder, dass die Borussen in drei Jahren eine andere Marschrichtung einschlagen werden. Noch einmal der BVB-Geschäftsführer: "Entweder verlängern wir, dann aber zu ganz anderen Konditionen oder wir vermarkten uns selbst, wie es zum Beispiel auch Schalke 04 und Bayern München machen." Die Tendenz geht wohl eher in die zweite Richtung.

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