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Klubs sollen zahlen
Deutsche Bahn droht mit dem Aus für Sonderzüge

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Bundesliga: Vereine sollen Sonderzüge selbst zahlen
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Laut einem Bericht des ARD-Magazins Report Mainz, der am heutigen Donnerstag um 21.45 Uhr ausgestrahlt wird, sollen Bundesliga-Vereine sich künftig Sonderzüge bezahlen.

Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, stößt zudem eine Debatte darüber an, Tickets für Spiele künftig an die verpflichtende Anreise mit Zügen zu koppeln. Ein ähnliches Modell, wie es der Bundesligist Hannover 96 mit der verpflichtenden Busanreise zum Auswärtsspiel bei Eintracht Braunschweig in der vergangenen Saison praktiziert hatte.

Gefunden auf …

Der Leiter DB-Konzernsicherheit der Deutschen Bahn, Professor Gerd Neubeck, gegenüber dem ARD-Magazin REPORT MAINZ: „Wenn niemand bereit ist, dafür auch kostenmäßig einzustehen“, so Neubeck an die Adresse der Vereine „können wir das von uns aus nicht dauerhaft finanzieren und dann wird es auch keine entsprechenden Züge mehr geben können.” Damit reagiert die Bahn auf die zunehmende Gewalt und Zerstörungen durch Fußballfans in Bahnhöfen und Zügen.

Schon 2012 hatten Bahn und DFL auf einem Fußballfangipfel vereinbart, vermehrt Fanzüge einzusetzen. Solche Züge werden auf Kosten der Vereine gechartert, die dann auch für Sicherheit und Schäden aufkommen. Nur 60 solcher Züge werden pro Jahr nach Informationen des ARD-Magazins gebucht. 3 Millionen Fans transportiert die Bahn insgesamt. Die Vereine stünden hier in der Verantwortung, sagte Neubeck weiter: „Letztlich sind wir nicht in der Lage, Fußballspiele damit zu subventionieren, dass wir die Fans dorthin zu transportieren haben und dann hinterher auf einer Reihe von Kosten sitzen bleiben.”

Hintergrund ist nach Informationen des ARD-Politikmagazins, dass die Bahn in den kommenden Jahren ihren Wagenpark erneuert. Um die zusätzlichen Fanzüge anbieten zu können, müsste die Bahn mehr ältere Züge in Reserve behalten „Wir können natürlich nur Züge vorhalten, wenn wir wissen, dass sie benutzt werden.“ sagte Neubeck, „Wir können nicht auf Verdacht, nur weil da die Bundesliga spielt, eine Zahl X an Fahrzeugen bereitstellen, die dann vielleicht nicht abgerufen werden.“

Nach Angaben der Bundespolizei verlagert sich die Gewalt von den gut gesicherten Stadien immer mehr in den Bahnreiseverkehr. Fast 3000 Straftaten gibt es jährlich durch Fußballfans im Bahnverkehr. Darunter Raub, Körperverletzungen und Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz. Dazu kommen Sachschäden und Verschmutzungen in Millionenhöhe. Die Täter seien häufig nicht zu ermitteln, kritisiert der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) Rainer Wendt im Interview mit REPORT MAINZ. Die 2500 Beamten an jedem Wochenende seinen vollauf damit beschäftigt, die Fans unter Kontrolle zu halten. „Ganze Züge werden komplett demoliert. Die Scheiben werden zerschlagen, Notbremsen werden gezogen und es werden die Sitze aufgeschlitzt.“ so Wendt, „das alles bleibt eigentlich sanktionslos. Weil die Polizei auch nicht die Möglichkeit hat, über das hinaus, was sie jetzt schon macht, dann noch einzelne Sanktionen treffen zu können, das ist fast nicht möglich.“ Für die Reisenden sei die Situation eine „Katastrophe“, so Wendt weiter. „Die Verantwortung nicht nur für den Transport, auch für die Haftung, muss bei den Vereinen liegen“.

Um die Sicherheit im Bahnverkehr zu gewährleisten braucht die Bundespolizei immer mehr Beamte. Mit den wenigen Fanzügen habe man gute Erfahrungen gemacht, so der Sprecher der Bundespolizei Koblenz Reza Ahmadi: „Die Leute benehmen sich in der Regel anders und die Züge sehen lange nicht so schlimm aus wie die öffentlichen Züge“.

Kombi-Ticket-Modell nach niederländischem Vorbild?

Wendt, forderte den Verkauf von Eintrittskarten an die Benutzung der Fanzüge zu koppeln. Dieses Kombi-Ticket-Modell wird in Holland seit Jahren mit Erfolg praktiziert. Bestimmte Fangruppen erhalten dort ihr Ticket für ein Auswärtsspiel nur, wenn sie einen Fanzug benutzen, der vom Verein gechartert werden muss. Für Sicherheit und Schäden haftet dann der Verein. Auf Anfrage von REPORT MAINZ erklärt die niederländische Bahnpolizei, dass die Probleme dadurch spürbar zurückgegangen seien. Ein Modell was auch die Deutsche Bahn offenbar als denkbare Lösung sieht: „Wir sind mit holländischen Kollegen im Austausch und beobachten das auch sehr interessiert“, sagte Bahnsicherheitschef Neubeck. „Diese Kopplungen von Zug und Eintrittskarte ist eigentlich ein vernünftiger Weg.“

Die DFL war gegenüber REPORT MAINZ zu keiner Stellungnahme bereit. Fast zwei Wochen lang hatte das ARD Magazin um ein Interview oder eine schriftliche Stellungnahme gebeten. Vergeblich. Die Vertretung der Profiverein hatte daraufhin nur erklärt, dass man aufgrund der vielen „Weihnachtstermine” nicht antworten könne.

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