Laut Planungen des damaligen Finanzvorstandes Ansgar Schwenken sollte die vergangene Spielzeit zu einer Konsolidierung der Finanzen führen. Die raue Wirklichkeit schlug den über 600 anwesenden Vereinsmitgliedern wie eine Faust ins Gesicht:
Statt 2,6 Millionen Euro Überschuss packte der Klub noch einmal 633.000 Euro Verbindlichkeiten drauf. Der VfL schiebt einen Schuldenberg von 7,5 Millionen Euro vor sich her. In einer 50-minütigen Rede hatte Finanzvorstand Wilken Engelbracht den Mitgliedern bei der Jahreshauptversammlung im Audimax reinen Wein eingeschenkt – mit einer Offenheit, wie sie für den VfL in der gesamten Bundesligahistorie des Klubs so noch nie praktiziert wurde.
So hätte auch dem Letzten klar werden müssen, dass der VfL vor einem Jahr allein durch den Transfer von Leon Goretzka (mehr als fünf Millionen Euro) wirtschaftlich überlebte. Auch in diesem Sommer wäre es ohne die Transfererlöse von Kevin Vogt, Matthias Ostrzolek und Lukas Klostermann eng geworden. Engelbracht: „Ohne dieses Geld hätten wir auf den Knien zur Sparkasse gehen müssen.“
Kirchhoffs scheinbarer Erfolg
Und dann wurde Engelbracht noch deutlicher: „Beim VfL ist alles auf Kante genäht. Davon müssen wir wegkommen. Mir ist klar, dass dies nicht von heute auf morgen gelingen kann.“ Dass unter diesen Voraussetzungen im Vorfeld die Abschaffung der Frauen- und Mädchenabteilung mit einem Kostenapparat von rund 150 000 Euro beschlossen wurde, erschloss sich vielen der 611 Besucher.
Trotzdem Aufsichtsrat und Vorstand unmissverständlich verdeutlicht hatten, dass an der Schließung der Abteilung kein Weg vorbeiführt, blieb der Widerstand bestehen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Peter Villis hatte letztendlich auch keinen Erfolg damit, dass er der Frauenabteilung ein weiteres Jahr - bis zum Ende der Spielzeit 2015/16 - als Gnadenfrist einräumte. Stattdessen landete die Pro-Frauenabteilung um den ehemaligen Stadtdirektor Gerd Kirchhoff zu später Stunde einen scheinbaren Erfolg: Der Antrag, die Auflösung der Abteilung auszusetzen, erreichte nach dreistündiger Sitzung eine knappe Mehrheit. 270 Mitglieder, darunter natürlich fast die komplette Frauenabteilung, stimmten für Kirchhoffs Antrag, 203 dagegen.
Gleichzeitig erhielten Vorstand und Aufsichtsrat den Auftrag, im nächsten Jahr ein Konzept zur Erhaltung zu präsentieren. Doch auch dies wird die Frauen- und Mädchenfußball wohl nicht vor dem Aus retten, denn der Beschluss garantiert zwar erst einmal den Fortbestand, nicht aber den finanziellen Rahmen der Abteilung, über den allein die handelnden Person entscheiden.