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Aachener Karlsbande
Das Comeback der Unvergraulbaren

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Aachener Karlsbande: Das Comeback der Unvergraulbaren

Plötzlich ist sie wieder da, sichtbar für jeden. Seit einigen Wochen darf die Karlsbande in Aachen wieder Flagge zeigen, besser: ihre Zaunfahne auf der Südtribüne des Tivoli montieren.

Zwei Jahre lang hatte der Verein alle Banner, Fahnen, Zaunfahnen und Doppelhalter verboten, auf denen der Schriftzug der Ultra-Gruppe in jedweder Form auftauchte. Nun ist die Karlsbande wieder da. Genaugenommen war sie niemals weg.

Einige zumindest rechtsoffene Mitglieder der Gruppe hatten einen monatelangen Kleinkrieg mit den Aachen Ultras für sich entschieden. Weil die bekennend antifaschistische Gruppe von Mitgliedern der Karlsbande im Stadion und sogar privat anhaltend bedroht, eingeschüchtert und angegriffen wurde, hissten die Aachen Ultras im Januar 2013 schließlich die weiße statt der schwarz-gelben Fahne und stellten ihre Aktivitäten im Stadion offiziell ein. Nach 14 Jahren hatten sie genug gesehen und mitunter schlichtweg Angst um ihre körperliche Unversehrtheit. Nicht wenige warfen auch dem Verein vor, dem Treiben zu lange zu wenig entgegengesetzt zu haben, sodass die Karlsbande schließlich als gefühlter Sieger des Zweikampfs um die Kurve hervorging.

Gefunden auf …

Öffentlich präsentiert sich die Karlsbande – allen Vorwürfen zum Trotz – mit neutralem Anstrich. “Innerhalb der Gruppe gibt es ein breites Spektrum diverser Ansichten und Meinungen, der Gruppenkonsens lautet aber, dass jegliche Parteipolitik beim Fußball außen vor bleiben muss. Es wird bei uns nicht geduldet, dass einzelne Mitglieder ihre Weltanschauung durch politische Kleidung, Parolen oder ähnliches propagieren”, heißt es auf ihrer Website. Nun mag man von solch allzu bekannten Absichtsbekundungen halten, was man mag. Es bedarf aber keiner großen Recherche, um Berührungspunkte von (Ex-)Mitgliedern der Aachener Fanszene und rechtsextremen Vereinigungen auszumachen – die inzwischen verbotene Kameradschaft Aachener Land etwa oder die Rechtsrocker von Kategorie C. Wie organisiert und rege der Kontakt zwischen der Karlsbande und der Neonazi-Szene in und um Aachen war oder ist, lässt sich freilich schwer belegen. Daher nun wohl auch das Entgegenkommen des Regionalligisten. Aus Mangel an Beweisen.


Von vornherein war in den rigiden Maßnahmen, die die Alemannia im August 2012 veranlasst hatte, davon die Rede, die Verbote irgendwann wieder zu lockern oder ganz aufzuheben. “Wir alle hoffen, dass diese Maßnahmen bei entsprechender Entwicklung wieder rückgängig gemacht werden können”, hatte der damalige Geschäftsführer Frithjof Kraemer erklärt – in der Hoffnung auf Besserung. Dass sich die Gemengelage nach der Aufgabe der Aachen Ultras befriedet hat, kann aber nach der Kapitulation des (fan-)politischen Gegners wohl niemanden verwundern.

Seit März dieses Jahres leitet Alexander Mronz die Geschäfte bei der Alemannia. “Nach seinem Amtsantritt hat er angekündigt, mit allen Fans und den unterschiedlichen Fangruppierungen in den Dialog zu treten”, erklärt Pressesprecher Lars Kröger gegenüber fanzeit. “Im Zuge dessen hat er sich auch mit der Karlsbande unterhalten. Die Gruppe war schon lange da, auch in der 2. und 3. Liga. Deshalb war es klar, dass man sich mit so einer Gruppe zumindest unterhält. In diesen Gesprächen hat die Karlsbande den Wunsch geäußert, ihre Zaunfahne wieder aufhängen zu dürfen.”


Gut möglich, dass es sich die Alemannia nicht leicht gemacht hat, diesem Wunsch zu entsprechen. Persönlich verantwortlich sein möchte offenbar niemand für diesen Schritt. Kröger verweist auf demokratische Entscheidungsprozesse: “Entgegen anderer Meldungen war das keine Entscheidung von einer Einzelperson. Wir haben das vorher intern in verschiedenen Gremien und mit den Ordnungsbehörden abgestimmt.” Man müsse zudem sagen, dass die Karlsbande nie weg war. Allein: “Jetzt hängen sie wieder ihr Banner auf und sind wieder ein Thema.” Aus dem Aachener Umfeld ist zudem zu vernehmen, dass die Gruppe in den letzten Jahren einen deutlichen Mitgliederschwund zu verzeichnen gehabt habe. Ob dies auf einen vielbeschworenen Selbstreinigungsprozess zurückzuführen ist oder möglicherweise auch auf die triste sportliche Entwicklung, sei dahingestellt.

Außer dem üblichen Lückentext, der sich von Politik jeder Couleur im Stadion distanziert, war von der Karlsbande bislang nicht viel Erhellendes zur Auseinandersetzung mit der Nazi-Problematik in den eigenen Reihen zu vernehmen. “Es wird bei uns nicht geduldet, dass einzelne Mitglieder ihre Weltanschauung durch politische Kleidung, Parolen, oder ähnlichem propagieren”, heißt es schmallippig in einer älteren Stellungnahme. Politische Aktivisten werde man ferner nicht in seinen Reihen dulden. Aufschlussreich ist eher, was dort nicht steht – eine klare Position gegen rechte Ideologie, Rassismus oder Diskriminierung.

"Kein Bock auf Nazis"

Alemannia Aachen gibt aber weiter den Schiedsrichter – unparteiisch und erst zum Eingreifen befugt, wenn wieder etwas passiert ist. “Dass es innerhalb der Gruppe Probleme gegeben hat, ist bekannt. Wir können aber auch kein Pauschalurteil fällen und immer nur gegen einzelne Personen Stadionverbote aussprechen. Wenn jemand eine Straftat begeht, werden wir weiterhin mit aller Härte dagegen vorgehen”, verspricht Kröger.

Bei einem Spruchband, das die Ultras Krefeld zu ihrem Gastspiel auf dem Tivoli angefertigt hatten, zeigte der ehemalige Bundesligist dafür klare Kante. Die Aufschrift “Kein Bock auf Nazis” mit den hervorgehobenen Buchstaben KBU für “Karlsbande Ultras” empfand Alemannia Aachen als unnötige Provokation gegenüber den Gästen und fing das Spruchband an den Stadiontoren ab.

Eine andere Möglichkeit im Umgang mit der Karlsbande lebte der Fankongress in Berlin im Januar vor: Er lud die Karlsbande aus. Es hieß, mit Nazis und Rassisten könne es keine lebendige Fankultur geben.

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