Beier wollte trotzdem bleiben und versuchen, in der ersten Mannschaft zu bestehen. Nach derzeitigem Stand hat er damit alles richtig gemacht. Weil RWE auf den Außenpositionen in der Viererkette dünn besetzt ist und weitere Verpflichtungen derzeit aus finanzieller Sicht nicht möglich sind, sind die Aktien des 19-Jährigen deutlich gestiegen.
Am Samstag kam Beier im Testspiel gegen Hannover 96 II über 90 Minuten als rechter Verteidiger zum Einsatz. Es hat sich angedeutet, dass Fascher für den Fall, dass sein einziger echter linker Verteidiger Tim Hermes ausfällt, nicht Kevin Grund nach hinten ziehen wird. Stattdessen würde wohl Max Dombrowka die Seite wechseln und Beier ins Team rücken. „Er gefällt mir unterm Strich richtig gut“, erklärt Fascher in Bezug auf den Mann, der aus der eigenen Jugend kommt.
Zwar klappt noch nicht alles perfekt, aber das ist angesichts der mangelnden Erfahrung im Seniorenbereich wohl auch kein Wunder. Fascher ist aber wichtig zu betonen, dass sich Beier stets „zu 100 Prozent reinhängt“ – und das kommt beim Trainer gut an. Der junge Mann weiß, dass dies auch seine einzige Chance ist, um tatsächlich eine wichtige Rolle im Team von RWE zu spielen. „Ich werde immer beißen“, kündigte er an. „Ob ich von Beginn an spiele, oder von der Bank komme.“
Üblicherweise wird er in der Saison die Rolle des Herausforderers annehmen müssen. Sollten Dombrowka und Hermes fit bleiben, führt an ihnen kein Weg vorbei. Der linke Verteidiger kennt das Gefühl, auf der „falschen“ Seite eingesetzt zu werden. In Wiedenbrück hat er bereits auf rechts gespielt. Dementsprechend kann er sich in Dombrowka hineinversetzen. „Die Variante mit Max auf links funktioniert sehr gut“, lobt Hermes seinen Kollegen, der auch auf links viele Meter machte und aussichtsreiche Chancen einleitete.
Quälerei hat sich gelohnt
Hermes zeigte sich derweil froh darüber, endlich wieder eine Vorbereitung komplett mitmachen zu können. „Ich hatte da in der Vergangenheit mehrfach Probleme. Jetzt bin ich topfit“, sagt der 23-Jährige, der sich am Samstag auch mit einem strammen Rechtsschuss zum zwischenzeitlichen 1:1 in die Torschützenliste eintragen konnte.
Hermes hat kein Problem mit den vielen Anstrengungen der Vorbereitung. Er war vielmehr erfreut, dass nun bereits die Ergebnisse zu sehen sind, die Fascher den Spielern während der vielen kräftezehrenden Läufe immer wieder angekündigt hatte. „Hannover war in den letzten Minuten stehend k.o., wir laufen weiter an. Da zeigt sich, dass wir in den letzten Wochen gut gearbeitet haben“, findet der Abwehrmann.
Zuletzt quälte der Coach seine Jungs beim Training mit „Schweineläufen“, wie Fascher selbst sie nennt. Er sorgt damit nicht nur dafür, dass die Fitness seiner Mannschaft stimmt, sondern schult gleichzeitg auch den Willen der Jungs. Auch bei großer Hitze soll jeder bereit dazu sein, über seine eigenen Grenzen zu gehen. Das hat Fascher augenscheinlich allen vermitteln können – auch Nachwuchsmann Marco Beier. Obwohl der ja seit Beginn der Vorbereitung schon gezeigt hat, dass er gerne Grenzen überschreitet.