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Relegatio Relegation!
Hochgejazztes Paket der Emotionen

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Kommentar: Relegatio Relegation!
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Fußball-Deutschland jubelt über den Krimi in der Relegation zwischen Bielefeld und Darmstadt, dabei ist der Wettbewerb ein fragwürdiges Konstrukt - ein Kommentar.

Zur Klarstellung vorab: Es ist mitnichten so, dass der Autor dieser Zeilen ein bekennender Hallen-Halma-Fan ist und Fußball für einen barbarischen Sport hält. Im Gegenteil. Als der SV Darmstadt am Montagabend in der 122. Minute den entscheidenden Treffer erzielte, da schrie auch ich, der ich mit beiden Vereinen so viel zu tun hat wie mit Atomphysik, auf der heimischen Couch "Tooooor!" und fand das Geschehen richtig geil - für ein paar Sekunden. Doch dann wurde mir schnell wieder klar, welches krudes Konstrukt diese Relegation eigentlich ist.

Spannung und Dramatik um jeden Preis

Ja, das Duell um den Zweitliga-Startplatz war ein packendes Spiel. Ja, es hat selbst bei neutralen Zuschauern Emotionen hervorgerufen. Ja, dem Bundesliga-Dino Hamburger SV beim Überlebenskampf zuzuschauen ist selbst dann spannend, wenn die fußballerische Qualität eher mau ist. Ja, auch die Fernsehanstalten dürften bei den vier Begegnungen über gute Einschaltquoten gejubelt haben und dementsprechend ist es auch für Werbepartner ein lukratives Geschäft. Alles gut also, oder?

Nein! Das alles rechtfertigt nicht die Tatsache, dass diese zwei Spiele einer Mannschaft, die über 34 Spieltage gesehen zu schlecht für eine Liga war, die Möglichkeit zur Rettung bietet und gleichzeitig einer anderen Mannschaft, die über 34 Spieltage für das Verlassen ihrer Liga alles getan hat, dazu verdammt, möglicherweise um den verdienten Lohn gebracht zu werden.

Dabei geht es gar nicht darum, ob das nun sportlich gerecht ist. Vielmehr stellt sich die Frage, was die Relegation bezwecken soll. Der Showdown um Auf- und Abstieg im K.o.-Modus durchzuführen, zielt nun einmal vor allem darauf ab, künstlich Spannung und Dramatik zu erzeugen, weil der Fan danach giert. Tiefe Trauer bei den völlig erschöpften und am Boden liegenden Verlierern, am besten garniert mit ein paar Randalen, die ja keiner sehen will, dazu ekstatischer Jubel der am liebsten überraschenden Sieger - fertig ist das hochgejazzte Paket der Emotionen, das sich wunderbar vermarkten lässt.

K.o.-Spiele um die Meisterschaft?

Das darf man schön finden, keine Frage. Aber: Warum lassen wir nicht auch die Meisterschaft auf diese Weise entscheiden? Tabellenführer und Tabellenzweiter - die gewonnen Punkte werden einfach vernachlässigt, der FC Bayern kann also ruhig 34 Spiele gewinnen - kämpfen in zwei Duellen um den Titel. Die Einschaltquoten wären spitze, die Dramatik riesig. Und wenn es sich bewährt, könnten auch Entscheidungen über internationale Startplätze so ausgespielt werden.

Relegation, das haben wir in den letzten Tagen wieder mehrfach in der Berichterstattung lernen dürfen, bedeutet im Lateinischen ursprünglich unter anderem Entfernung oder Verbannung. Die Entscheidungsträger sollten sich daran erinnern und selbiges mit ihrem Produkt durchführen. In diesem Sinne: relegatio Relegation!

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