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Regionalliga West
Medienrichtlinien des WFLV sorgen für Verwirrung

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WFLV: Medienrichtlinien sorgen für Verwirrung
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Der Westdeutsche Fußball- und Leichtathletikverband hat im Lizenzierungsverfahren für die kommende Regionalliga-Saison 2014/2015 neue Rahmenbedingungen festgelegt.

Neben den vielfach diskutierten Sicherheitskonzepten sorgen vor allem auch neue Medienrichtlinien für Verwirrung im Umfeld der Vereine. Nach RevierSport-Informationen müssen aktuell einige der 33 Bewerber für die kommende Saison ihre Lizenz-Bewerbung nachbessern.

Manch ein Vertreter der westdeutschen Vereine aus den Ligen 3-5 mag sich in den letzten Wochen gewundert haben: Versucht der Westdeutsche Fußball- und Leichtathletikverband mit den Medienrichtlinien in den aktuellen Lizenzierungsunterlagen den Weg für eine Zentralvermarktung zu ebnen? Paragraph fünf sorgt konkret für Unruhe, da dieser regeln soll, dass Darstellungsrechte innerhalb der Stadien im Falle einer Anfrage an den Verband abgetreten werden müssen. Inwiefern der Verein an den Einnahmen partizipiert, lässt das Vertragswerk allerdings ebenso offen wie die Regelung von Ausschlusskriterien konkurrierender Sponsoren in besonders nachgefragten Branchen wie Sportartikelhersteller, Automobile, Versicherungen, Finanzen oder Brauereiwesen. Achim Weber, Vorstand des Aufstiegsanwärter Wuppertaler SV, gibt sich gelassen: „Für uns ist die Sachlage so klar wie offen. Ich gehe davon aus, dass uns der Verband im Falle der Buchung einer Werbebande mitteilt, wie hoch unser Anteil an den Einnahmen ist. Kollidiert das mit unseren Interessen oder bereits vergebenen Exklusivitäten, werden wir die Anfrage ablehnen.“


Deutlich folgsamer äußert sich der Medienbeauftrage der Sportfreunde Lotte Alfons Manikowski: „Das stört uns für den Fall des Nichtaufstiegs überhaupt nicht. Wir stellen irgendwo eine Bande auf und werden in diesem Punkt mit dem WFLV kooperieren. Es kann am Ende nur zu unserem Nutzen sein.“ Dass mit Rot-Weiss Essen ein Schwergewicht der Liga aus Gründen der Markensouveränität seine Probleme mit dem Nutzen solcher Aktionen hat, ist nichts Neues. Vorstand Michael Welling wiegelt jedoch (noch) ab: „Wir werden unsere Fragen mit dem Verband und nicht im Vorfeld mit den Medien diskutieren.“ Dialog tut offensichtlich Not, erscheint das Motiv einer Zentralvermarktung von Liga 4 im solidarischen Sinne aller Vereine doch zunächst einmal sinnstiftend.


Grundsätzlich sei Vereins- und Ligenvermarktung zu trennen, meint RWO-Präsident Hajo Sommers stellt aber fest: „Es geht nur das, was mit den Interessen und der Ausrichtung des Vereins in Einklang zu bringen ist.“ Sommers sieht zudem Chancen im Bereich der zusätzlichen Steigerung des Werbewertes bestehender Partnerschaften im Falle einer Zweitverwertung über TV oder bewegte Bilder. „Ich bin hier total gelassen. Allerdings muss dann geregelt sein, was bei uns hängen bleibt, denn der Verein muss ja auch irgendwas davon haben.“ Ein Bemühen um Transparenz wird auch andernorts vermisst und sorgt für Stirnrunzeln: „Bereits im letzten Jahr hatten wir den Eindruck, dass einige Fragen der Vermarktung im Kontext von Live-Streaming-Rechten des Verbandes unbeantwortet oder unklar blieben. Das ist leider nicht so eindeutig umrissen und vor allem in den Konsequenzen für die Vereine durchdacht, wie wir uns das vorstellen würden. Oder aber es haperte in der Kommunikation. Da sehe ich die Pflicht des Verbandes, sich zu positionieren und die offenen Fragen zu beantworten", meint Daniel Schäfer, Team-Manager und Pressesprecher der Sportfreunde Siegen.


Tatsächlich wird gerade die Thematik IP-TV und Video-Produktion im Rahmen des aktuellen Lizenzierungsverfahrens zwar neu formuliert, bleibt aber in letzter Konsequenz weiterhin unklar. So schreibt der Verband nun allen zukünftigen Regionalliga-Vereinen vor, dass sich Medienvertreter, die eine Bewegt-Bild-Berichterstattung im Rahmen eines Regionalliga-Spiels produzieren möchten, nur noch über den Verband akkreditieren können. Lediglich Medienvertreter der Print- und Onlinesparte können direkt über den gastgebenden Verein eine Arbeitserlaubnis für ein Spiel beantragen. Sollten Vereine für vereinseigene Kanäle Videos produzieren, muss dieses Material zukünftig dem Verband zur weiteren Verwendung bereitgestellt werden. Zu Vermarktung, weiteren Vertriebswegen und etwaigen Rückvergütungen von Erlösen oder Produktionskosten schweigt sich das Vertragswerk allerdings aus.

Bemerkenswert bleibt der Hinweis von Alfons Manikowski, dass der Verein (und offenbar nicht der Verband alleine) mit dem Kölner IP-TV Dienstleister InfoKontor für die nächste Saison in Verhandlungen stehe. Dass von Fortuna Köln niemand zu einer Stellungnahme im Kontext der Medienrichtlinien und der verschiedenen Player bereitsteht, lässt genügend Raum für Spekulationen. InfoKontor reklamierte bereits für die laufende Saison vermeintlich exklusive Produktions- und Vermarktungsrechte für die gesamte Regionalliga West, konnte diese aber in Ermangelung eines vertraglichen Regelwerkes nicht durchsetzen. Mit einzelnen Vereinen konnte sich der Dienstleister einigen, mit anderen nicht.


Offen bleiben eine Reihe an Fragen: Werden die IP-TV Produktionsrechte nun tatsächlich exklusiv an einen Dienstleister vergeben oder haben die Vereine weiterhin ein Mitspracherecht? Vermarktet der WFLV oder eine externe Agentur? Gibt es Medienpartner des Verbandes, die bevorzugt behandelt werden und Partner der Vereine ausschließen? Wie werden Videos zur Spielbeobachtung oder Scouting-Maßnahmen der Vereine sowie Dritter geregelt? Inwiefern behalten die Vereine ein wie auch immer definiertes Hausrecht?

Der zuständige Staffelleiter Rolf Thiel hüllt sich auf Nachfrage in Schweigen und verweist auf die nächste Verbandssitzung. Auch Verbandsausschussmitglied Wilfried Masuch bleibt konkrete Antworten schuldig, bestätigt aber, dass einzelne Vereine gebeten wurden, im Zusammenhang mit den neuen Medienrichtlinien Unterlagen zu vervollständigen und nachzureichen. Welche Konsequenzen Versäumnisse oder fortdauernde Verweigerungen in Bezug auf die Lizenzerteilung haben könnten, lies Masuch offen: „Hierzu kann ich nichts sagen. Mir ist auch nicht bekannt, welche Vereine es konkret betrifft. Am 3. Mai wird sich die Situation klarer darstellen, wenn im Rahmen einer Tagung in Duisburg die Dinge diskutiert werden.“


Nach RevierSport-Informationen wurde Vereinen angedroht, im Falle einer Ablehnung der Medienrichtlinien keine Lizenz für die Saison 2014/2015 zu erhalten. Ob den Leuchttürmen RWE oder Alemannia Aachen ein solch abstruses Szenario konkret bevorstehen könnte, glaubt hingegen kein Mensch. Dass der Verband mit polternden Drohgebärden lediglich Druck aufbauen möchte, erscheint wahrscheinlich und organisationspsychologisch typisch. Nicht weniger typisch bürokratisch äußert sich der zuständige Abteilungsleiter für Spielbetrieb und Recht beim WFLV Peter Pachur: „Das ist ein laufendes Verfahren, worüber ich keine Auskünfte geben kann.“ Am 3. Mai weiß man dann mehr. Vielleicht.

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