MSV Duisburg

Marbach: "Hurra, wir leben noch!"

Um 10.30 Uhr sprach Udo Kirmse den Satz, auf den die Zebras seit knapp einem Jahr gewartet haben: "Wir sind an einem Punkt, an dem wir ein wichtiges Ziel erreicht haben – den Schuldenschnitt." Und Aufsichtsratschef Jürgen Marbach fügte an: "Hurra, wir leben noch!"

Eigentlich hatten die Verantwortlichen erst Mitte April mit der Lösung beim Gläubigerverzicht gerechnet, doch plötzlich ging alles viel schneller. Vorstands-Vize-Boss Ingo Wald erklärte: "Wir haben die Baustelle geschlossen, wenn auch unter Vorbehalt bis Anfang der Woche. Erst dann wird sich das letzte Unternehmen anschließen, aber wir gehen alle davon aus, dass wir es geschafft haben."

Das Moratorium verzichtet auf 88 Prozent

Damit liegen zehn Monate Existenzkampf hinter den Zebras. Doch dieser scheint sich (vorerst) ausgezahlt zu haben. In zwei Runden verhandelten die Verantwortlichen mit den Gläubigern, zuerst ging es um das Moratorium. "Dort haben wir einen Verzicht von 88 Prozent erreicht", strahlt Wald. In der zweiten Runde wurden die über 104 Geldgeber in einen Topf geworfen. Wald: "Dort haben wir dann fast annährend 80 Prozent erreicht."

Auf einzelne Gläubiger wollten die Funktionäre nicht eingehen, doch Marbach gab zumindest einen kleinen Einblick: "Keiner kam ungeschoren davon." Das bedeutet auch, dass sowohl die IBB-Bank als auch die DFL dem MSV entgegengekommen sind.

Allerdings bedeutet der überlebenswichtige Schnitt nicht, dass die Zebras auch gerettet sind. Denn über allem schwebt nach wie vor die Lizenzerteilung des DFB für ein weiteres Jahr 3. Liga. Der Schuldenschnitt sowie die Neustrukturierung der Stadionmiete treten nur in Kraft, wenn der MSV die Lizenz erhält. "Auch wenn sich die Katze eigentlich in den Schwanz beißt, ist es möglich", berichtet Kirmse: "Der DFB würde uns die Lizenz unter dem Vorbehalt erteilen, weil das Geld ja bereit steht. Sobald diese Zusage da ist, werden die Verträge abgeschlossen und alles ist in Ordnung."

Es fehlen noch 5,5 Millionen Euro

Allerdings liegt noch ein steiniger Weg vor den Meiderichern. Sie müssen noch eine Liquiditätslücke von 5,5 Millionen Euro schließen, damit in Frankfurt Grünes Licht erteilt wird. Wie das gelingen soll, wissen Kirmse und Co.: Zum einen soll der neue Geschäftsführer Peter Mohnhaupt kurzfristig neue Sponsoren an Land ziehen. Zum anderen soll die Fananleihe einen neuen Schub erhalten.

"Wir haben einen Neuanfang", betont Marbach: "Jeder Cent, der ab sofort in den MSV investiert wird, ist ein Cent in unsere Zukunft. Das frische Geld wird nicht zum Schuldenabbau benötigt, sondern dafür, die letzte Grundlage zu schaffen und eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen." Sein Zusatz: "Wir wollen uns in der 3. Liga ja nich häuslich einrichten, sondern wieder aufsteigen."

Wald: "Verein besser führen als in der Vergangenheit"

Wald weiß, dass "wir das Vertrauen, das uns unsere Sposnoren entgegen gebracht haben, nun auch bestätigen müssen. Wir müssen den Verein besser führen, als es in der Vergangenheit der Fall gewesen ist". Marbach schiebt nach: "Es gab viel zu reparieren und zu schlichten. Doch wir haben aus den Fehlern gelernt und die verbliebenen Schulden sind für einen Profiverein wirklich überschaubar. Wir stehen jetzt vor einem echten Neustart."

Dessen Gesicht Mohnhaupt werden soll. "Wirtschaftlich gesehen kann sicherlich Fortuna Düsseldorf ein Vorbild für uns sein, aber auch der BVB war mal in einem vergleichbaren Zustand. Auch wenn es schwierige Umstände in Duisburg waren, sehe ich viel Potenzial in diesem Klub."

Ob die Zebras die Lizenzierungshürde auch wirklich überspringen werden, wird sich bis Mitte April entscheiden. "Dann erhalten wir seitens des DFB die Auflagen und Bedingungen", fügt Geschäftsführer Bernd Maas, der Mohnhaupt im Vier-Augen-Prinzip unterstützen wird, an. Sollte es Bedingungen geben, hat der MSV bis zum 27. Mai Zeit, diese zu erfüllen.

Fazit: Der Verein ist noch nicht gerettet, aber auf einem guten Weg, den K.o. abzuwenden.