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Impressionen vom SpoBiS
Was für die Fußballkultur übrig bleibt

SpoBiS 2013: Fußballkultur vs. Sportbusiness?
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Europas größter Sportwirtschaftskongress ist beendet. Was bleibt nach zwei Tagen SpoBiS übrig, was nimmt man als Fachbesucher mit, was ist für den Fan relevant?

Die nackten Zahlen vermitteln zunächst den Eindruck einer beachtlichen Veranstaltungsdichte: Über 1600 Besucher nutzten laut Veranstalter Sponsors den Kongress zur Vertiefung von spezifischen Themen vermittelt durch 130 nationale und internationale Referenten in 15 Foren und zahlreichen Vorträgen. Herausragend ist vor diesem Hintergrund die Varianz der Themen und Inhalte, was eine auffällige Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren ausmacht. Gleichzeitig nach Meinung vermutlich aller Teilnehmer ist der Zweck des Networkings zur Kontaktpflege bestenfalls Beziehungsstiftung im Sinne eines Zusammenspiels von Sponsoren, Agenturen, Vereinen und Medien bestimmend und sinnstiftend für den SpoBiS.

Doch wo frisch gemachte Kooperationen den Sport als Showbusiness und explizit die Geldmaschine Fußball auf neue Hochtouren schrauben sollen, könnte die Auseinandersetzung mit dem Konsumenten, dem Fan, außen vor bleiben. Zum Glück, mag man meinen, war dies beim SpoBiS 2013 nicht ganz der Fall. Schaut man beim Versuch des Wechsels auf die Fan-Perspektive genauer hin, bleibt nicht selten eine blutleere, marketingtechnisch funktionalisierte Thematisierung der wechselseitigen Beziehung von Sportler und Fan übrig. Man muss und sollte nichts anderes erwarten, richtet sich der SpoBiS doch ausdrücklich und legitimerweise an Fachleute, Entscheider und Kreateure des Systems, aber die Veränderung des Blickwinkels lohnt in jedem Fall:

Foto: SPONSORs / picture alliance

Von Reichweiten-Statistiken seit der leidigen Magath-Ära garniert, beschwört Marketing-Vorstand Alexander Jobst in seiner Präsentation der digitalen Zukunftsstrategie von Schalke 04 die Zuhörer mit der Proklamation der ersten fanorientierten Twitter-Wall innerhalb der königsblauen Kabine das neue Knappen-Leitbild. Nichts Neues. Oliver Kahn lebt und gibt sich währenddessen auf der Hauptbühne im Interview nach abgeschlossenem MBA-Studium auffallend locker und vor allem als „Fanversteher“, der die Pyro-Debatte als Platzhalter für einen Aufschrei der Fan-Basis sieht, die da laut Kahn lediglich „Wer sind wir?“ fragen will. Bemerkenswert ulkig. Weniger metakommunikativ ist eine Antwort auf die Frage, ob die Fans beim SpoBiS überhaupt Gehör finden können. Nein, denn Fan-Verbandsvertreter oder -Initiativen waren im CCD der Messe Düsseldorf bis auf Ralf Bednarek (als Vorsitzender der HSV-Supporters) nicht vertreten. Schade eigentlich.

Andreas Rettig, Geschäftsführer Spielbetrieb und Lizenzierung DFL, versuchte unterdessen in seinem Vortrag zum Thema "Fans in der Bundesliga: Teilhaber, Partner, Stimmungsmacher" konkreter zu werden, wies Verantwortung zurück und nahm die Vereine in die Pflicht: "Den Dialog mit den Fans kann kein Verband in Frankfurt führen, das müssen die Vereine selbst machen". Veränderte Rahmenbedingungen in der Bundesliga und ein Wandel in der Fankultur generieren seiner Meinung nach eine Protestkultur, da sich der Anspruch der Fans gewandelt habe. Insgesamt müssten alle Vereinsvertreter in der Bundesliga "den Wandel verinnerlichen, den Fan ernst nehmen und eine Wertschätzung zeigen." Denn der Fan sei kein Kunde, beschwört Rettig seine Zuhörer und definiert schiedlich friedlich: "Ein VIP-Gast ist nicht wichtiger als ein Normalo oder ein Ultra - aber auch nicht umgekehrt."

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