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Popp im Interview
„Ich war kurz davor, mit dem Fußball aufzuhören“

Wolfsburg: Popp über den Kampf mit dem Ego
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Alexandra Popp hat eine ganze Menge gewonnen. Sie ist U17-Europameisterin, U20-Weltmeisterin, UEFA-Women’s-Cup-Siegerin und zweimalige DFB-Pokalsiegerin.

2008 wechselten Sie in die Gesamtschule Berger Feld und waren im Fußballkurs erneut allein unter Jungs. Welche Rolle hat das für Ihre spätere Karriere gespielt?

Diese Zeit mit drei Einheiten pro Woche hat mich sehr geprägt. Ich war das Versuchskaninchen und musste mich richtig durchsetzen, damit ich mit Joel Matip, Max Meyer und den anderen trainieren durfte. Damals war Felix Magath Schalkes Trainer. Und der ist vom Frauenfußball nicht sonderlich begeistert, soweit ich weiß. Entsprechend schwierig war es, mich dort einzuschleusen.

Wie haben denn die angehenden männlichen Profis reagiert?

Die haben am Anfang blöd geguckt und mir direkt im ersten Training einen Tunnel verpasst. Aber ich wusste ja schon von früher, wie das ist. Und am Ende war es richtig entspannt. Technisch konnte ich schließlich sehr gut mithalten. Aber körperlich hatte ich natürlich Defizite gegen jemanden wie Joel Matip, der fünf Köpfe größer ist als ich.

Profitieren Sie heute davon, gemeinsam mit Jungs ausgebildet worden zu sein?

Das hat mich geprägt und das macht auch meinen Spielertyp aus. Auf diese Weise habe ich eine gewisse Härte in die Frauen-Bundesliga mitgenommen.

2008 haben Sie ein lukratives Angebot von Olympique Lyon ausgeschlagen. Warum?

Ich hatte zwar Französisch in der Schule, habe aber kein Wort gesprochen. So einen Wechsel fand ich einfach zu früh, auch sportlich. Ich habe in Recklinghausen in der Verbandsliga gespielt und habe schon mit dem Wechsel nach Duisburg einen kilometergroßen Schritt gemacht. Das Ausland stand für mich noch gar nicht zur Debatte. Ich musste erst mal ein bisschen erwachsen werden.

2012 hätten Sie zum schwedischen Erstligisten Linköpings FC wechseln können. War der Schritt zu diesem Zeitpunkt eine Alternative?

Ich habe kurz darüber nachgedacht und mich lange mit Inka Grings unterhalten, die so etwas wie meine Mentorin ist. Obwohl sie in der Schweiz spielt, haben wir fast jeden Tag Kontakt. Und irgendwann haben wir uns gemeinsam für den VfL Wolfsburg entschieden.

Wie schwer ist es Ihnen gefallen, Ihre Heimat zu verlassen?

Ziemlich schwer. Ich habe es genossen, über Weihnachten zu Hause zu sein und meine Eltern, meinen Bruder und meine Freunde wiederzusehen – und meinen Hund Jacky. Aber ich bin auch bewusst mal weiter weggegangen, um für mich eine neue Herausforderung zu suchen. Ich will auch persönlich richtig heranwachsen.

War der Wechsel nach Wolfsburg die richtige Entscheidung?

Ja, definitiv. Ich bin selbst immer wieder überrascht, wie gut mich mein Bauchgefühl leitet. Wir sind Erster und auch in der Champions League und im DFB-Pokal noch vertreten. Ich denke, dass wir den einen oder anderen Titel holen können. Und ich selbst habe mich auch weiterentwickelt, sowohl persönlich als auch sportlich. Vor der WM 2011 im eigenen Land wollten viele Männer-Bundesligisten den Frauenfußball fördern. Meinten es die Wolfsburger als einzige wirklich ernst?

Ich glaube, dass Vereine wie Leverkusen und Hoffenheim noch etwas Zeit brauchen. Die Wolfsburger gibt es ja schon länger, und sie hatten noch nie eine schwache Mannschaft. Der VfL hat etwas aufgebaut und der komplette Verein steht dahinter. Das macht einiges aus.

Auf Seite 3: Das Zweitleben als Tierpflegerin

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