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FCR-Insolvenzantrag nur der Anfang?

Frauen: FCR-Insolvenzantrag womöglich nur der Anfang
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Der FCR Duisburg steht am Abgrund. Dem einstigen Top-Klub hilft nur noch ein Insolvenzantrag, um weiter in der Bundesliga spielen zu können.

Dem deutschen Frauen-Fußball drohen eineinhalb Jahre nach der glanzvollen Heim-WM schlechte Zeiten. Bundesligist FCR Duisburg wird einen Insolvenzantrag stellen, der Hamburger SV hat sich bereits zurückgezogen, und in Sindelfingen mussten in der Winterpause der Co-Trainer und fünf Spielerinnen den VfL aus "wirtschaftlichen Gründen" verlassen.

"Für uns ist das eine sehr traurige Stunde", sagte Bernd Schröder, Trainer des Meisters Turbine Potsdam, dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Für die Bundesliga ist das ein ganz schlechtes Zeichen." Auch bei zwei weiteren der zwölf Vereine sei die finanzielle Schieflage ein offenes Geheimnis, sagte der 68-Jährige.

Aufschwung durch WM 2011 ist restlos verschwunden Bereits vor der Saison hatte der HSV seine Frauenmannschaft aus der Bundesliga abgemeldet - für Schröder schon damals nur die "Spitze des Eisbergs". Der vermeintliche Aufschwung durch die Weltmeisterschaft in Deutschland 2011 sei restlos verschwunden. "Ich habe das Gefühl, dass viele einen Boom herbeireden wollten und sich jetzt nicht eingestehen, was wirklich realistisch ist", sagte Schröder.

Der FCR war am Donnerstag der erste Klub, dem nichts als der öffentliche Hilfeschrei blieb. Nachdem der dreimalige Pokalsieger (1998, 2009 und 2010) im Juli eine akut drohende Insolvenz noch abgewendet hatte, waren für die zum 15. Januar 2013 fälligen Gehälter keine Mittel mehr da.

"Um den Verein in die Lage zu versetzen, den Spielbetrieb in der laufenden Saison fortzusetzen und um eine Sanierung des Vereines und damit auch eine weitere Teilnahme am Spielbetrieb der Bundesliga zu ermöglichen, lässt der Vorstand zur Zeit den Insolvenzantrag durch einen Insolvenzrechtler vorbereiten, um ihn dann in der nächsten Woche zu stellen", hieß es nüchtern in einer FCR-Pressemitteilung. Aus "juristischen Gründen" hielt sich der Verein darüber hinaus bedeckt.

"Der Verein hat deutlich gemacht, Lösungen finden zu wollen" Bis auf Weiteres habe der Antrag des FCR keine Auswirkungen auf den Spielbetrieb, teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit. "Wir stehen im engen Kontakt mit dem FCR. Der Verein hat deutlich gemacht, Lösungen finden zu wollen, und möchte den Spielbetrieb in der Frauen-Bundesliga aufrecht erhalten", sagte DFB-Abteilungsleiterin Heike Ullrich. Erst im Falle der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens oder einer Ablehnung mangels Masse würde Duisburg als erster Absteiger der Saison 2012/13 feststehen.

Zumindest eine Teilschuld trage der DFB, sagte Schröder. "Wenn in Frankfurt jemand überrascht ist, haben die ihre Aufgaben nicht gemacht", sagte er: "Ich erwarte eine Transparenz in der Bewertung der Bundesliga - der DFB hat genug Möglichkeiten, dies zu bewerkstelligen."

Der Imageverlust für den Frauenfußball werde bei weiteren finanziellen Offenbarungseiden "riesengroß. Wir haben nur eine Chance, die Liga auf einem richtigen Level zu halten, wenn wir eine eigene Philosophie haben", sagte Schröder: "Ich kann kein Produkt verkaufen, was in der Glaubwürdigkeit immer geringer wird."

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