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Zum Tode von Werner Altegoer

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Bochum: RS-Kommentar zum Tod von Werner Altegoer
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An ihm schieden sich nicht nur in Bochum die Geister. Wer Werner Altegoer flüchtig kannte, der war schnell bei der Hand mit seinem Vorurteil:

Einer vom Schlage Gutsherr, der keine andere Meinung duldet und seinen Verein, den VfL Bochum, als Privateigentum betrachtet. Auf diesem Bild gründete sich im wesentlichen die harsche Kritik an seiner Person, die darin gipfelte, ihn als Aufsichtsrats-Chef des VfL vom Hof zu jagen.

Wer ihm persönlich begegnete und ohne Ressentiments sah, war von seiner geerdeten Integrität und dem uneitlen, sachlichen aber auch fast väterlichen Blick auf seinen Herzensklub, dem er 60 Jahre lang die Treue hielt, stets beeindruckt. Und man musste zwangsläufig mit ihm leiden, wenn er für seinen Idealismus, vor allem am Ende seiner Ära, so viel Undank, so viel Spott und Häme erntete.

Dass man ihm das Amt des Ehrenvorsitzenden des Aufsichtsrats antrug und in den nächsten Tagen mit lobenden Nachrufen überschütten wird, ändert nichts daran, dass ihm die Mitglieder 2010 die Entlastung verweigerten. Eine schlimme, nicht wieder zu tilgende Entgleisung, die der Klub nun mit sich herumträgt. Altegoers Gesundheit förderlich war diese öffentliche Demütigung gewiss nicht.

Als er 1993 aus den Kulissen hervortrat, hinter denen er schon seit den 70er Jahren für den Klub wirkte, dämmerte die neue Zeit herauf, die aus den Unabsteigbaren fortan nur noch einen Fahrstuhlklub werden ließ, in fußballgeografisch fast aussichtsloser Lage eingekesselt von den Reviergiganten Dortmund und Schalke. Immer wieder gelang es Altegoer mit wechselnden Trainern und kickendem Personal dem VfL die Erstklassigkeit zu erhalten. Irgendwann schien der prompte Wiederaufstieg zu einer Art Selbstverständlichkeit geworden zu sein, der vielen Fans den Blick auf die wahren Verhältnisse im Profifußball der Neuzeit verstellte.

Und so wurde Werner Altegoer ausgerechnet diese enorme Leistung, nämlich den kleinen VfL im Konzert der Mega-Klubs eine ganz passable Geige spielen zu lassen, langfristig zum Verhängnis. Weil irgendwann auf den notorisch kritischen Bochumer Rängen die Rufe nach „attraktivem Fußball“ und „Spitzenplätzen“ Überhand nahmen und Altegoer im wesentlichen als Verantwortlicher ausgeguckt wurde für das Scheitern solch irrwitziger Ambitionen.

Nach seinem Ausscheiden aus der Verantwortung ist mittlerweile vielleicht jedem Fan bewusst geworden, welche Lebensleistung der Ex-Boss mit dem VfL vollbracht hat. Denn nunmehr ist der VfL von „attraktivem Fußball“ weiter als weit entfernt – aber in der zweiten Liga. Genugtuung hat der auf Kohle geborene Patriarch im guten Sinne deshalb nie empfunden. Anders als die neue Generation von chemisch gereinigten Fuáballfunktionären war ihm sein Klub noch eine Herzensangelegenheit.

Am Mittwoch ist Werner Altegoer gestorben. Mit ihm ein Stück Revierfußball. Und ein ganz großes Stück VfL Bochum.

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