Dabei waren sie noch vor wenigen Monaten nur eingefleischten Sportfans ein Begriff. Doch die beiden haben die ganz große Bühne in London perfekt genutzt: Bei den Olympischen Spielen haben sie als erste europäische Goldmedaillengewinner im Beachvolleyball Sportgeschichte geschrieben. Wir unterhielten uns mit Julius Brink über das neue Leben mit dem Rummel und den Umgang damit.
Julius Brink, hat Sie der Erfolg bei den Olympischen Spielen überrascht? Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet. Wir hatten im Jahr 2012 bis dahin ein sensationelles Turnier: die Europameisterschaft, die wir gewonnen haben. Das war für uns zu diesem Zeitpunkt schon eine sehr, sehr große Überraschung, weil es das erste Turnier war, das wir nach einer relativ langen Verletzungspause gespielt haben. Mit einem olympischen Erfolg hätten wir aber auch danach nicht gerechnet.
Was hatten Sie sich als Ziel vorgenommen?
Wir hatten unsere komplette Zusammenarbeit auf die vier Jahre mit dem absoluten Höhepunkt Olympia hin ausgerichtet. In dieser Zeit haben wir es immer so gehalten, dass wir uns keine Platzierungsziele vorgenommen haben. Wir wollten eine eigene Spielphilosophie entwickeln. Und wir wussten: Wenn wir das schaffen, sind wir in der Lage, Teams und Turniere zu dominieren. Vor Olympia hat allerdings relativ viel dagegen gesprochen, weil wir durch die Verletzungen weniger Turniere spielen konnten, um Dinge auszuprobieren.
Trotzdem hat es in London schon in der Gruppenphase geklappt.
Das hat uns selbst deutlich überrascht, aber natürlich auch stolz gemacht. Wir wollten perfekt spielen können, haben die Sache handlungs- und nicht ergebnisorientiert gesehen.
Was bedeutet es Ihnen, dass Sie als erste Europäer olympisches Gold im Beachvolleyball gewonnen haben?
Dass wir die ersten Deutschen waren, sogar die ersten Europäer, das mag die Medien begeistert haben. Es ist ja auch ein Alleinstellungsmerkmal für uns. Aber wir waren einfach nur unglaublich happy und sind es immer noch, diesen Erfolg errungen zu haben.
Wie gehen Sie mit Ihrer deutlich gestiegenen Popularität um?
Das Medienecho überrascht uns immer mehr. Wir hätten nicht gedacht, dass es so tief in den Winter hineinragt. Das hat unser Leben auch ein bisschen verändert. Es ist schön, aber es deckt auch die andere Seite des Sportlers ab. Plötzlich sind wir Personen des öffentlichen Lebens und haben viele Anfragen. Es ist unglaublich schwer, dem gerecht zu werden.
Inwiefern hat sich Ihr Leben durch den Erfolg verändert?
Der Tag hat für jeden Menschen nur 24 Stunden. Wir brauchen Schlaf, wir trainieren. Da bleibt nur wenig Raum für Freizeit und Regeneration übrig. Und die Zeit wird jetzt komplett für Medienanfragen, Ehrungen und alles, was in diese Richtung geht, aufgewendet. Das hat sich wirklich massiv in unserem Leben verändert. Wir konnten uns bislang kaum zurücklegen und das Ganze mal Revue passieren lassen. Gibt es weitere Veränderungen?
Nach dem ersten Feedback würde ich sagen, dass sich unsere Persönlichkeiten relativ wenig verändert haben. Wir haben als Sport-Persönlichkeiten etwas ganz Tolles und Elitäres erlebt. Aber ich würde nicht sagen, dass sich mein ganzes Leben mit diesem Moment verändert hätte. Das wäre auch nicht das gewesen, was wir gewollt haben. Unser Privatleben geht ganz normal weiter, auch wenn wir weniger Zeit dafür haben.
Haben Sie die Hoffnung, die Randsportart Beachvolleyball in Deutschland dauerhaft aus der Nische befreien zu können?
Ich tue mich sehr schwer damit, unseren Sport als Randsportart zu betiteln. Da kommt eine sehr negative Wertung rein. Und nicht die Sportler selber machen etwas zu einer Haupt- oder Randsportart, sondern die Medien und die Betrachter des Ganzen. Für mich ist das der schönste Sport, den ich ausüben kann. Davon abgesehen sehe ich auch für den Beachvolleyball das Potenzial, anders betrachtet zu werden.
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