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EM-Tagebuch: Tag 7
Wir schämen uns!

EM-Tagebuch, Tag 7: Wir schämen uns!
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Ich bin im Alter von fünf Jahren mit meinen Eltern nach Deutschland ausgewandert. Trotzdem habe ich eine polnische Erziehung genossen, die mich auch stolz macht.

Meine Eltern haben mir immer wieder gesagt, dass ich mich nicht schämen brauche, ein Pole zu sein. Natürlich musste ich in der Schulzeit oft über den obligatorischen Polen-Witzen stehen. War ein Bleistift verschwunden, wurde sofort ich verdächtigt. Naja, aber das war natürlich alles Kinderkram und auch immer lustig.

Trauer und Wut

Doch das, was ich gestern zum Glück nicht live miterleben musste, war einfach nur beschämend. Ich habe sogar kurzzeitig wieder in Frage gestellt, ob ich auf dieses Land stolz sein darf. Denn auch wenn die Krawallmacher in ihrer eigenen Welt leben, sind es doch meine Landsleute, die ich so oft verteidige und lobe.


Die polnischen Fußballfans sind heißblütig, aufgrund dieses Adjektivs bin ich auch unter anderem Fan von Legia Warschau. Denn dort, wo Legia spielt, ist immer etwas los. Und das heißt nicht, dass die Legia-Fans sich immer kloppen. Aber leider oft. Gestern vor und nach dem Spiel gegen Russland waren mit Sicherheit nicht wenige Legia-Anhänger an der Straßenschlacht beteiligt. Das macht mich traurig und wütend.

Polen schämt sich!

Ich kann diese Leute einfach nicht verstehen. Okay, wenn Legia in Riga, Wilna oder Wien spielt und für Theater sorgt, ist das natürlich auch beschämend. Aber es bewirkt nicht solch ein Echo wie bei einer Europameisterschaft. Die ganze Fußballwelt schaut auf Polen und die Ukraine und dann benimmt sich eine kleine Gruppe dieser heißblütigen Fans, die es mir ansonsten auch angetan haben, wie eine wilde Horde und sorgt für negative Schlagzeilen. Diesmal nicht für Legia Warschau oder einen anderen polnischen Klub, sondern für ein 40-Millionen-Volk und die polnischen Migranten in der ganzen Welt. Für diese Leute schämen sich nicht nur ich und meine Familie, sondern ganz Polen!

Aufgrund der gestrigen Vorkommnisse ist mein Tagebuch im Prinzip zu einem Kommentar geworden. Ich hoffe, dass ich morgen aus Posen wieder andere Eindrücke schildern kann und schöne Geschichten finde. Aber jetzt muss ich weg, um 12.05 Uhr geht mein Zug von Warschau nach Posen. Bis morgen!

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