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S04/RWE: "Unsa Oppa"
Fans besingen den selben alten Mann

Schalke/Rot-Weiss Essen: "Unsa Oppa"
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Der FC Schalke 04 und Rot-Weiss Essen sind verfeindet. Doch Fans beider Vereine besingen den gleichen alten Mann. Doch wer sind seine wahren Enkel?

So erklang das Lied von Oppa Pritschikowski auch im Berliner Olympiastadion 2002, als Schalke gegen Leverkusen den DFB-Pokal gewann. Zu diesem Zeitpunkt wartete der Musiker Hans von der Forst in der Garderobe der Bochumer Jahrhunderthalle auf einen Auftritt und musste eine Träne der Rührung verdrücken. Nicht nur, weil sein Verein gerade den Pokal gewonnen hatte – 500 Kilometer entfernt sang die Schalker Fangemeinde das Lied, das er einst komponiert hatte. Das Lied vom Oppa.

1969. So lange ist es her, dass der Gesang entstand, den heute in Gelsenkirchen und auch in Essen jedes Kind auswendig kennt. Hans von der Forst erfand ihn zum 65-jährigen Jubiläum der Knappen und brachte ihn als Schallplatte unter dem Titel »Immer auf Schalke« heraus – »weil ich bekloppt bin«, lacht er.

Schon immer ein »kreativer Eumel« und seit 1962 Schlagzeuger bei den German Blue Flames, der deutschen Antwort auf die Beatles, wollte von der Forst diesem Oppa Pritschikowski ein musikalisches Denkmal setzen, jener literarischen Gestalt, von der ihm selbst schon als kleinem Jungen erzählt worden war. So wie Aloisius, der Dienstmann vom Münchner Hauptbahnhof, der auch im Himmel sein Bier trinken will, war der Oppa schon damals ein fester Bestandteil der mündlichen Überlieferung.

Um seine Liedidee ins Werk zu setzen, ging von der Forst ins Tonstudio seines Kumpels, des Unternehmers Hans Beukenberg. Der hatte viel Geld in seine Musikleidenschaft gesteckt und verfügte über das zur damaligen Zeit beste Equipment. Noch heute bescheinigen ihm seine Mitstreiter ein »absolutes Gehör«. Alsbald stieß der Sänger Rudi Tadday zur Gruppe, der in späteren Jahren als Tex Rogers durch Deutschland und Amerika touren sollte. Winfried Szodruch, Reporter-Urgestein aus Gelsenkirchen, schwärmt noch immer: »Rudi Tadday hatte eine Stimme, dagegen war Johnny Cash ein Windei.«

Die Produktionsbedingungen waren unkonventionell, oft wurden Nächte durchgemacht und wahnwitzige Ideen zu Tage gefördert. So wurde neben einer irrsinnig psychedelischen Fußballplatte namens »Lederball« auch das Lied von Oppa Pritschikowski geboren. Von der Forst erinnert sich: »Bei den Aufnahmen haben wir uns teilweise die Buchsen voll gemacht vor Lachen. Oppa Pritschikowski war doch der erste Rap der Geschichte.«

Aus den Untiefen des Studios schwappte der Sprechgesang in die Glückauf-Kampfbahn. Und von dort – es waren die letzten Jahre, in denen die Schalkefans am Sonntag noch Ausflüge nach Essen machten – auch an die Hafenstraße. Diese Ecke des Ruhrgebiets hatte seinerzeit einiges mit Liverpool gemein, der Industrie- und Musikstadt am Mersey River, und Hans von der Forsts Werk wurde im Nu zur Pott-Variante von »She loves you«, inbrünstig geschmettert von Zehntausenden.

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