Damals, als Dietmar Hirsch zum ersten Mal in die 2. Liga zum MSV Duisburg wechselte, war er noch ein junger Kerl. 1995 war das. Der 23-jährige Linksfuß kam von Borussia Mönchengladbach an die Wedau, wurde zwar direkt Stammspieler und kickte mehr als solide, kam aber irgendwie nie über den Status des Mitläufers hinaus. "Stimmt schon, damals gab es andere Recken, die das Team prägten", erinnert sich der heute 31-Jährige, den alle "Didi" rufen dürfen. Jetzt ist alles anders. Hirsch wechselte zum zweiten Mal nach Duisburg, kommt mit der Empfehlung von 196 Bundesligaspielen, wurde von Coach Norbert Meier direkt zum Kapitän bestimmt und wird von allen akzeptiert. "Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen, sagt der Mann, der sich vom jungen Hirsch zum reifen Bock entwickelte. "Ein passendes Wortspiel", schmunzelt der Familienvater. Dementsprechend selbstsicher bewegt er sich auf dem Rasen. Egal, ob im Training oder beim Freundschaftsspiel. Hirsch geht immer vorneweg, berät sich häufig mit dem Trainergespann und redet noch öfter mit seinen Kollegen. "Als Kapitän ist das ja meine Pflicht. Ich muss den auch den jungen Leuten Hilfestellungen geben", freut sich "Didi", wenn die jüngeren Spieler wie Nasir El Kasmi oder Ante Sicenica seine Tipps annehmen. Das breite Kreuz, das Hirsch auf den Platz trägt, ist sichtbar. Dabei geht es nicht immer leise zu. Auf dem Rasen fordert "Didi" oft vehement den Ball, schreit seine Anweisungen über den Platz. "Ich hatte schon immer ein lautes Organ und kann das jetzt nutzen", erzählt er. Schließlich soll Leben in die Mannschaft, da darf der Kapitän schon mal eine etwas rauere Aussprache gebrauchen. Von welcher Position er das macht, scheint dabei egal. Bei den künftigen Startaufstellungen wird Hirsch, der im Mittelfeld, auf der linken Seite oder auch in der Abwehr agieren kann, gesetzt sein. Auch das war früher nicht so. Hirsch absolvierte zwar viele Spiele, galt aber nie als unumstritten. Jetzt macht ihm keiner den Rang streitig. Auch diese Gewissheit fördert des Selbstvertrauen des Mannes, der 1998 zu den Duisburger Pokalhelden zählte. Wer die jüngsten Tests zu Grunde legt, ahnt, dass Hirsch wohl gemeinsam mit Rob Maas im zentralen Mittelfeld vor der Abwehr agieren wird. "Da harmonieren wir gut", findet der Kapitän. Das neue Haus in Sonsbeck wird die Familie Hirsch Anfang September beziehen - und auch sportlich sieht der 31-Jährige seinen neuen Arbeitgeber auf einem guten Weg. "Wir haben eine sehr ordentliche Mannschaft. Der Verein hat eine gute Mischung zusammen gestellt", freut sich "Didi" auch über die taktischen Variationen. "Wir haben viele Möglichkeiten, können mit einem, zwei oder mit drei Stürmern spielen. Das macht uns flexibel", sagt Hirsch, der ergänzt: "Wir können viel und wollen viel." Wenn einer mit so einer breiten Brust auftritt, hält er auch mit sportlichen Zielen nicht hinter dem Berg. "Die Mannschaft hat das Potenzial zum Aufstieg", erzählt Hirsch ohne Umschweife und fügt an: "Wenn einer jetzt vom fünften Platz redet, ist das doch albern. Dafür hat sich der Verein nicht so weit aus dem Fenster gelehnt." In Duisburg herrsche schließlich auch wegen des Stadionsneubaus eine riesige Euphorie. "Hier bewegt sich was. Ich freue mich, dabei sein zu können", sagt der Freistoßexperte, der schon 1996 mit dem MSV aufgestiegen ist. Damals war alles aber irgendwie anders - nicht nur, weil der junge Hirsch inzwischen ein reifer Bock geworden ist.
MSV: Duisburgs neuer Kapitän findet alles andere als den Aufstieg "albern"
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