Die SG Wattenscheid 09, das ist Fußballnostalgie pur. Beim NRW-Traditionsmasters begeistert das Team seit vielen Jahren die Fans. Auch am 27. März 2022 in der Westenergie Sporthalle Mülheim.
Aber vor zwei Jahren stockte vielen Fußballliebhabern der Atem. Hannes Bongartz, Souleyman Sanè, Carlos Babington. Mit der Insolvenz der SG Wattenscheid 09 drohte einer der ganz großen Traditionsvereine des Ruhrgebiets von der Bildfläche zu verschwinden. Doch dann kam ein neuer Vorstand, rettete den Verein und baut ihn seitdem Stück für Stück wieder auf.
Mittelfristig will Wattenscheid zurück in die Regionalliga
„Wir hatten ein weißes Blatt Papier vorliegen, als wir angefangen haben“, verdeutlicht Sportvorstand Christian Pozo y Tamayo den Ernst der damaligen Lage. Die neue Führung vollzog einen klaren Schnitt. Weg mit den Träumen vom Profifußball, Neuorientierung mit klarer Priorität auf den Breitensport und Amateurfußball. „Das war letztlich alternativlos“, sagt Pozo y Tamayo. „Wir sind jetzt ein Amateurverein, der aber zu seinen Wurzeln steht.“
Mittelfristig sei die Rückkehr in die Regionalliga das erklärte Ziel für die derzeit in der Oberliga Westfalen spielende erste Mannschaft. „Aber mehr ist nicht drin.“ Dabei sei es aber wichtig, seine Wurzeln und seine Tradition nicht zu vergessen. „Im Gegenteil. Darauf sind wir zurecht stolz.“ Denn der Name Wattenscheid 09 sei durch vier Jahre in der Bundesliga und 20 Spielzeiten in der 2. Liga bundesweit weiterhin ein Begriff. Noch heute liegt der Klub auf Platz 36 der ewigen Bundesligatabelle. Für all das steht die Traditionsmannschaft.
Traditionself als Brücke zur glorreichen Vergangenheit
Denn die Vergangenheit ist weiterhin allgegenwärtig. Das Lohrheidestadion, die Trainingsbedingungen, die berühmteste Stadionwurst Deutschlands, all das genügt weiterhin höchsten Ansprüchen. „Das hat alles Profi-Flair. Das zeigen wir auch gerne unseren neuen Spielern, die dann schon mal ungläubig staunen, wenn hier der Platzwart den Rasen wässert“, verdeutlicht Pozo y Tamayo. Und macht natürlich mächtig Eindruck. Zu Beginn der Saison legte der Verein ein Retro-Trikot aus den 1970er Jahren auf, das an die erfolgreichen Zeiten erinnert. Der Absatz war riesig. Die Zuschauerzahlen steigen. Die Wattenscheider Bevölkerung und die SG 09- Fans nehmen den neuen Weg an. Für die Gegner in der Oberliga dagegen ist das Spiel gegen Wattenscheid das Spiel des Jahres.
Und doch sind die eigenen Ansprüche inzwischen eben andere. „Bei uns gibt es Fußball pur“, wirbt Pozo y Tamayo. Und dazu zählt natürlich weiterhin auch die Traditionsmannschaft des Vereins. „Sie ist die vielleicht sichtbarste Brücke zu unserer Vergangenheit und zu unseren glorreichen Zeiten. Und darauf sind wir auch stolz.“ Er selbst sei ein riesiger Fan dieser Mannschaft. „Sie versetzt mich in meine Kindheit zurück, als ich selbst mit meinem Vater an der Hand in die Lohrheide gegangen bin. Sie ist ein Stück weit die gute alte Wattenscheider Zeit.“