Die Saison 2010/2011 wird wohl kein Fan von Rot-Weiss Essen vergessen. "Aufgestiegen in Ruinen", das war der Essener Slogan zu dieser Serie 10/11.
Nach der Insolvenz musste RWE in die NRW-Liga runter und nur ein Jahr später ging es mit großer Euphorie wieder hoch: Die Mannschaft des damaligen Trainers Waldemar Wrobel feierte noch im alten Georg-Melches-Stadion die Rückkehr in die Regionalliga West - aufgestiegen in Ruinen.
Mit dabei war auch Benedikt Koep. Der Stürmer wurde im Januar 2011 vom 1. FC Kleve verpflichtet - er steuerte sechs Tore in 17 Einsätzen zum Aufstieg bei - und blieb letztendlich bis zum Sommer 2014 an der Hafenstraße, bevor er dann zu den Sportfreunden Lotte und später den Südwesten der Republik zog. Erst zu Eintracht Trier, Waldhof Mannheim, TSV Steinbach, VfB Stuttgart und abschließend zum VfR Mannheim. Im Sommer 2022 beendete der gebürtige Emmericher Koep, der heute 36 Jahre alt ist, seine Karriere.
RevierSport hat mal nachgehakt: Was macht eigentlich... Benedikt Koep?
Benedikt Koep, wo erreichen wir Sie gerade per Telefon?
Ich lebe mittlerweile seit zwei Jahren in Mannheim. Ich habe hier die Liebe meines Lebens kennengelernt. Anna ist gebürtige Mannheimerin und wir sind verlobt.
Was machen Sie denn beruflich?
Ich bin in der Fitnessbranche als Personaltrainer tätig. Ich habe ein Kleingewerbe angemeldet und betreue alle Schichten der Gesellschaft. Jeder, der einfach Lust hat etwas für seinen Körper zu tun, ist bei mir an der richtigen Stelle. Zudem bin ich bei der Fitnessstudio-Kette-Pfitzenmeier, ein im Südwesten sehr bekanntes Premium-Studio, angestellt. Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß.
Wie sehr verfolgen Sie noch den Fußball, speziell den im Westen?
Sehr. Ich habe da noch nicht losgelassen. Patrick Lienhard, ein guter Freund, spielt beim SC Freiburg II. Michael Schulz bei Viktoria Köln und dann gibt es natürlich noch Rot-Weiss Essen. Sie sehen schon: die 3. Liga interessiert mich sehr (lacht). Aber ich beobachte auch andere Klubs. Melanie Hubert ist zum Beispiel Physiotherapeutin bei der SV Elversberg. Das ist meine beste Freundin aus Lotter Zeiten. Und so verfolge ich dann auch die Vereine und Ligen, wo meine Bekannten arbeiten.
1. FC Kleve: 134 Spiele, 30 Tore, 3 Vorlagen
Rot-Weiss Essen: 125 Spiele, 33 Tore, 13 Vorlagen
Waldhof Mannheim: 73 Spiele, 17 Tore, 9 Vorlagen
Eintracht Trier: 34 Spiele, 11 Tore, 14 Vorlagen
VfR Mannheim: 33 Spiele, 13 Tore, 2 Vorlagen
Sportfreunde Lotte: 31 Spiele, 5 Tore, 8 Vorlagen
VfB Stuttgart II: 29 Spiele, 5 Tore, eine Vorlage
TSV Steinbach: 13 Spiele, kein Tor, eine Vorlage
Rot-Weiss Essen: Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit an der Hafenstraße?
Es gab keine intensivere Zeit! Ich weiß, dass das viele Spieler erzählen, die mal bei RWE aktiv waren. Aber wenn man in diesem Geschäft herumkommt und einmal in Essen gespielt hat, dann ist es einfach so: Rot-Weiss Essen ist ein ganz besonderer Verein. Ich hatte ja auch durchaus Erfolg in Essen. Wir sind aus der Oberliga aufgestiegen und ich bin damals im Winter gekommen. Was ich dann das halbe Jahr erleben durfte, war der Wahnsinn. Die Begeisterung war schon krass - und wir sprechen hier über die NRW-Liga, fünfthöchste Spielklasse. Die Aufstiegsfeier war auch phänomenal. Man hat einfach jedes Mal gesehen, wie sehr die Fans diesen Verein lieben und leben. Und als Spieler spürst du das auch: Dieses Wappen trägst du mit sehr viel Stolz. Bis heute fühle ich mich zu RWE hingezogen.
Der Aufstieg in die 3. Liga ist Ihnen damals nicht vergönnt geblieben...
Ja, leider. Das waren noch andere Zeiten als heute. RWE hatte nicht die nötige Kohle für einen Angriff nach oben. Aber, klar: Ich kann ja jetzt verraten, dass wir intern schon immer oben mitmischen wollten. Das will Rot-Weiss Essen immer. In der Regionalliga wurde RWE immer gejagt. Damit muss dann auch die Mannschaft umgehen können, jeder einzelne Spieler. Umso mehr hat es mich gefreut, dass der Verein nach 13 oder 14 Jahren endlich in die 3. Liga aufgestiegen ist.
Haben Sie noch Kontakt nach Essen?
Mannschaftsbetreuer Peter Sommer war immer ein Ansprechpartner für mich und ab und an gibt es noch Kontakt. Beim letzten Auftritt der Essener in Mannheim habe ich auch Damian Jamro kurz Hallo gesagt. Ich freue mich auch, dass meine Ex-Spieler wie Kevin Grund und Timo "Bürgermeister" Brauer nun für den Verein arbeiten. Das sind zwei Jungs, die das RWE-Wappen im Herzen tragen.
Was trauen Sie RWE in dieser Saison zu?
Alles! Wenn du einmal da oben dran bist, dann ist alles möglich. Warum auch nicht? Ich hoffe, dass der Verein dorthin kommt, wo er hingehört. Eigentlich ist es die 1. Bundesliga, aber zunächst gilt es in die 2. Bundesliga zu kommen. Vielleicht schon zur nächsten Saison. Ich sage es mal so: Wenn RWE in die Aufstiegsrelegation kommt, dann kann sich Deutschland warm anziehen. Dann brennt der Kessel Hafenstraße dermaßen!