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Sportstadt Essen: Dr. Thomas Stauder im Interview (Leserservice)
"ETB ist eine Erfolgsgeschichte"

Sportstadt Essen: Dr. Thomas Stauder im Interview (Leserservice)
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Im Interview spricht Dr. Thomas Stauder, Geschäftsführer der Essener Privatbrauerei Jacob Stauder, über Lage und Chancen der Sportstadt Essen.

Die Sportlandschaft in Essen befindet sich zumindest im Leistungsportbereich in einem Abwärtstrend. Die drei großen Sportarten Fußball, Handball und Eishockey befinden sich in einem Jammertal. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Gründe für diese Entwicklung?

Ich denke, was uns alle im Essener Leistungssport bewegt ist das, was bei Rot-Weiss Essen passiert oder nicht passiert. Ich habeschon oft erzählt, dass ich zu den Zeiten von Willi Lippens als junger Fan erstmals im Stadion an der Hafenstraße war. Gegen den KSC ging es damals um den Bundesligaaufstieg, was für die Mehrzahl der Zuschauer und Fans gemessen an der subjektiv wahrgenommenen Größe des Vereins schon viel zu wenig war. Heute bewegt sich der Fußball in ganz anderen Größenordnungen als damals und Essen spielt in einem Stadion aus den 50er-Jahren in Liga vier. Hätte Essen damals im WM-Jahr 1974 ein neues Stadion bekommen, bin ich mir sicher, wäre bei Rot-Weiss einiges anders gelaufen.

Die Stadionfrage ist für Sie also die zentrale Frage?

Ja, selbstverständlich, denn verbesserte Einnahmesituationen hätten dazu beitragen können, dass die guten Spieler nicht Jahr für Jahr verkauft worden wären. Stattdessen musste Mangel auf allen Ebenen verwaltet werden. Die Lizenzentzüge in den 90er-Jahren waren weitere Folgen. Ich bewundere die Energie, mit der der Spitzensport an der Hafenstraße dann immer wieder aufgebaut worden ist.

Sehen Sie auch positive Entwicklungen im Essener Leistungssport?

Die Entwicklung des Basketballs mit ETB ist eine Erfolgsgeschichte und der Frauenfußball mit der SG Schönebeck muss auch hervorgehoben werden. Hier hat die Stadt zwei Zugpferde, die beide im Sportpark „Am Hallo“ beheimatet sind.

Der Sportpark ist ja sicherlich das Leuchtturmprojekt in der arg gebeutelten Landschaft Essener Sportstätten, die auch dem kontrovers diskutierten Masterplan Sport unterworfen sind. Wird die gesellschaftliche Bedeutung des Sports gegenüber öffentlich geförderten kulturellen Angeboten zu gering geschätzt?

Ich glaube nicht, dass es zu gering geschätzt wird und ich halte es auch für gefährlich und unsinnig Kultur und Sport gegeneinander auszuspielen. Letztlich sitzen wir in einem Essener Boot und beide Felder sind wichtige Dimensionen für die gesellschaftliche Entwicklung einer Stadt. Was den Masterplan Sport und Einsparungen angeht, fühle ich mich nicht in der Lage zu beurteilen, ob da jede einzelne Entscheidung richtig ist. Wir wissen genau, welch engen Haushalts- Restriktionen die Stadt folgen muss und ich fürchte, da bleibt nur wenig Spielraum. Wenn dennoch Ausgaben für die Kultur getätigt werden, ist dieses Investment nicht nur angemessen für eine Kulturhauptstadt sondern auch zukunftsweisend. Hiervon kann die Gesellschaft nur profi tieren. Wenn Mittel für einen Stadionneubau zu Lasten des Breitensports aufgebracht werden, muss man wie zuvor erwähnt auch die Effekte eines solchen Vorzeigeobjektes betonen und richtig bewerten.

Welche Sportart sehen Sie zukünftig in Essen vorne?

Grundsätzlich erzeugen Ballsportarten das größte Interesse. Basketball könnte ein Sport mit Zukunft sein, da er viele Jugendliche besonders anspricht. Sollte ETB in den nächsten Jahren in der Erfolgsspur bleiben, könnte dies die Begeisterung befördern. Abgesehen von Trends, die kommen und gehen, hängt vieles auch vom Erfolg auf internationaler Ebene ab. Der Handballsport hat das zuletzt gezeigt und auch der Tennissport ist hierfür ein Beispiel. Der Boom von 1985 bis 1995 war in Deutschland vorbei, als die großen Erfolge ausblieben und die großen Namen abtraten. Sicherlich steht und fällt in Essen viel mit dem Namen des Traditionsvereins Rot- Weiss Essen.

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