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Schalke im Test

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Der „neue” FC Schalke blieb eindeutig hinter den Erwartungen. Musste man der Mannschaft gegen Dortmund und bei 1860 München noch spielerisch und vom Engagement her gute Leistungen bescheinigen,

Der Start Der „neue” FC Schalke blieb eindeutig hinter den Erwartungen. Musste man der Mannschaft gegen Dortmund und bei 1860 München noch spielerisch und vom Engagement her gute Leistungen bescheinigen, verfiel die Truppe ausgerechnet mit dem ersten Dreier gegen Köln in aus der Vorsaison bekannte Schwächen. Unfähig, in der heimischen Arena einen Gegner so zu dominieren, dass der aus dem königsblauen Tempel nur noch mit schlotternden Knien wankt, schönte dieser Sieg zunächst die Auftakt-Bilanz. Diese wurde schnell mit der üblichen Klatsche in Bremen korrigiert, wo Waldoch und Co. einen fußballerischen Offenbarungseid leisteten. Der aktuelle Tabellenplatz elf mit nur fünf Punkten aus vier Partien gibt zu denken.

Allerdings darf der Start in die Bundesliga nicht los gelöst von den sonstigen Schalker Verpflichtungen betrachtet werden. Wenn Jupp Heynckes gebetsmühlenartig wiederholt, dass die Belastung in den ersten acht Wochen unglaublich war, dann will der neue S04-Cehf-Trainer die Lage damit nicht schön reden. Mag die enorme Hitze im Juli und August nicht als Entschuldigung für den völligen spielerischen Kollaps dienen, schließlich hatten die anderen Vereine gleiche Voraussetzungen. Doch durch den Schlauch des UI-Cups mussten nur Wolfsburg, Bremen und eben Schalke, was eine „vernünftige“ Vorbereitung auf die Liga nicht zuließ.

Die Neuen Alle fünf Neuverpflichtungen wurden schon nach wenigen Tagen und den ersten Testspielen ordentlich abgefeiert. Was im Falle von Levan Kobiashvili und insbesondere Shooting Star Hamit Altintop auch völlig zu Recht geschah. Zeigte der Bundesliga erfahrene Ex-Freiburger sein enormes fußballerisches Potenzial bereits auf drei Positionen, schwang sich der junge Türke mit der ersten Ball-Berührung zum neuen Schalker Spielmacher auf. Weil die Begeisterung nach Altintops Gala gegen Borussia Dortmund sofort in unerträgliche mediale Hysterie umschwang, hatte das Super-Talent seine schwerste Prüfung in den 48 Stunden danach zu bewältigen.

Altintop, vom Charakter her ein bescheidenes Gemüt, steckte den Wirbel um seine Person beeindruckend gelassen weg. Wer einen so rasanten Aufstieg innerhalb kürzester Zeit erlebt und dennoch schön auf dem Teppich bleibt, hat das Zeug zu einem ganz Großen. Zumal, wenn man über so feine Füße verfügt wie der Ex-Wattenscheider.

Viel erwarten darf man auch von Eduardo Alcides. Wie im Falle Altintops, hatte auch der Brasilianer mit der Umstellung auf die Bundesliga keine Probleme. Ob in der Innenverteidigung oder auf der rechten Abwehrseite, das 18-jährige Leichtgewicht lässt mit seinen Tugenden arrivierte Deckungsspieler wie Hajto und Waldoch ganz schön alt aussehen. Schnell, technisch stark und mit gutem Zweikampf-Verhalten, gehört Alcides die Zukunft. Zunächst nur für ein Jahr ausgeliehen, wird Schalke sicher die Option auf einen anschließenden Vierjahres-Vertrag ziehen.

Im Gegensatz zu den genannten drei Neuen noch nicht ganz überzeugen konnten Jochen Seitz und Simon Cziommer. Fiel der Ex-Stuttgarter in der Mitte der Vorbereitung mit einer Fuß-Verletzung kurzzeitig aus, gaben die folgenden Vorstellungen einige Rätsel auf. Kann Seitz wirklich nur schnell laufen und sind seine Defizite in der präzisen Vorlage oder im Abschluss vorübergehender Natur? Fakt ist: Der Flügelflitzer machte sich bislang gute Ansätze wie in Liberec oder München immer wieder selbst kaputt. Dank der bedingungslosen Rotation von Heynckes kam Seitz auf genügend Einsätze. Man mag daran zweifeln, ob das in einer bald halbwegs eingespielten Mannschaft auch noch so sein wird. Cziommer dagegen begann unheimlich stark, trumpfte schon bei den ersten Testspielen mit seiner selbstbewussten Spielweise auf. Ob auf dem rechten Flügel oder als „Schattenspitze“, der 22-Jährige hat das spielerische Potenzial, um sich einen Stammplatz unter den ersten Elf zu erobern. Zuletzt lief Cziommer durch ein Leistungsloch, vermutlich der normale Umstellungsprozess von der niederländischern Ehrendivision zur deutschen Eliteliga.

Die Bank Von einer Bank im eigentlichen Sinne kann man nicht sprechen, da diese immer wieder mit anderem Personal besetzt ist. Rotations-Freund Heynckes wird erst zum kommenden Ligaspiel gegen Stuttgart wieder seine echte erste Elf aufbieten, so wie es auch zum Start gegen Borussia Dortmund der Fall war. Lässt man die Langzeit-Verletzten Böhme, Kamphuis und van Hoogdalem außen vor, besteht die „Reserve“ aus den Neuen Alcides, Seitz und Cziommer, den „Urus“ Varela und Rodriguez sowie dem ewig auf seinen Durchbruch wartenden Vermant. Im Sturm ist nun nach der Verpflichtung von Edi Glieder die Auswahl größer. Prominentes Opfer dürfte übermorgen der nicht aus der Krise des Vorjahres heraus gekommene Sand sein.

Dahinter hat Coach Heynckes mit den Jungprofis Pinto, Trojan und Hanke sowie der von den Amateuren „aufgestiegene“ Kläsener vier Akteure in der Hinterhand, die ihre Bundesliga-Tauglichkeit auf Dauer erst einmal unter Beweis stellen müssen. Kaum noch zur Verfügung steht leider Sven Kmetsch, der nur noch als positives Element den Kader belebt, sportlich aber vor seinem Karriere-Ende steht.

Alles in allem taugt diese Bank nicht dazu, die Spitzen-Teams ernsthaft zu erschrecken. Schon gar nicht, wenn sich unter der baldigen Doppel-Belastung im UEFA-Cup wieder neue Verletzungen einstellen.

Die Ausfälle Vor allem Niels Oude Kamphuis und Jörg Böhme sind nicht zu ersetzen. Das hat die bisherige Spielzeit gezeigt. Tomasz Hajto und Eduardo Alcides sind in der Offensive lange nicht so gefährlich wie der Holländer, der sich zudem mit Gerald Asamoah auf der rechten Außenbahn am besten versteht. Böhme wird nicht nur wegen seiner Standards vermisst, sondern er ist auch der Akteur, der in der Spieleröffnung die überraschendsten Ideen hat. Übernahm Levan Kobiashvili seine Rolle, konnte der Georgier dort bisher überzeugen, fehlte aber in der Zentrale. Und mit einem Marco van Hoogdalem in Bestform hätte die Schalker Deckung wohl nie so geschwommen, wie es gegen Köln oder in Bremen der Fall war. Nicht in Vergessenheit geraten darf Kristijan Djordjevic, der nach seiner schweren Halswirbel-OP im Oktober oder November wieder ins Mannschafts-Training einsteigen will. In wie weit der Serbe vor seinem Vertragsablauf (30.6.2004) in den Schalker Planungen noch eine Rolle spielen kann, bleibt abzuwarten.

Stärken / Schwächen Die Heimspiele vor allem gegen Köln und Pasching haben es ans Licht gebracht. Schalke hat ein Problem damit, das Spiel selbst zu gestalten. Ähnlich wie im letzten Jahr gelingt es der Mannschaft nicht, Ball und Gegner laufen zu lassen. Vor allem in der Arena neigt die Truppe dazu, mit zunehmender Spieldauer zu verkrampfen, was die jeweiligen Gäste nach Lust und Laune nutzen oder eben nicht. Besser macht die Lage nicht, dass einstige Leistungsträger wie Ebbe Sand scheinbar nicht mehr zu alter Klasse zurück finden und Führungsfiguren wie Tomasz Waldoch in ihren Leistungen zu unbeständig sind. Hinten fehlt es an einem Strategen, der das Spiel sicher und mit den nötigen Ideen nach vorne bringt. Im Mittelfeld hängt es schon zu sehr von der Form eines Hamit Altintop ab, ob Kreativität und Schmiss überhaupt stattfinden. Und vorne agiert neben dem kriselnden Sand ein Victor Agali, der immerhin Torgefahr ausstrahlt, aber von seinen zahlreichen Chancen letztlich zu wenige verwertet.

Die Prognose Schon das kommende Duell mit dem VfB Stuttgart wird die Richtung angeben. Gegen die spielerisch überragende Elf aus Schwaben läuft Schalke nicht Gefahr, das Geschehen einseitig bestimmen zu müssen. In der vergangenen Serie zählte das 3:0 gegen die Magath-Elf zu den stärksten Vorstellungen der gesamten Saison. Gelingt übermorgen ein ähnlicher Befreiungsschlag werden alle Kritiker erst einmal mundtot gemacht. Bei einem Unentschieden oder gar einer Niederlage in der Arena aber wird das Theater erst richtig los gehen.

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