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Im Interview: Jörg und Ralf Kessen (Trainer DSV 1900 und Tura 88)
"Ein Sieg des einen oder des anderen gefährdet nicht unseren Familienfrieden"

Im Interview: Jörg und Ralf Kessen (Trainer DSV 1900 und Tura 88)
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Darauf haben Spieler, Verantwortliche und Fans der Duisburger Traditionsvereine DSV 1900 und Tura 88 lange warten müssen. Am kommenden Samstag stehen sich die Landesliga-Mannschaften beider Klubs nach zwei Jahren erstmals wieder in einem Punktspiel gegenüber. 1:1-Unentschieden endete damals das Hinspiel im Stadion am Kammerberg. Das Rückspiel entschieden die "Roten Teufel" dann mit 2:0 für sich und stiegen am Ende der Saison in die Landesliga auf. Ein Jahr später tat es ihnen der Lokalrivale aus dem Duisburger Stadtteil Wanheimerort nach. Doch die Beziehung der Trainer der beiden Vereine verleiht dem Aufeinandertreffen das gewisse Etwas. Die Zwillingsbrüder Jörg (DSV 1900) und Ralf Kessen (Tura 88) tragen die sportliche Verantwortung bei den Landesligisten. Vier Tage vor dem Stadtderby traf revierkick.de die "Trainerzwillinge" und sprach mit ihnen über ihre Rivalität, die Arbeit an der Seitenlinie und das Derby am Samstag.

revierkick.de: Für Außenstehende sind sie ja wirklich schwer auseinanderzuhalten. Sind sie sich vom Charakter her genauso ähnlich?

Jörg Kessen. revierkick.de-Foto

Jörg Kessen: "Ja, das ist wahr. Leute, die uns zum ersten Mal sehen, wissen oft erst einmal gar nicht, wer jetzt wer ist. Auch charakterlich gibt es da meines Wissens keine großartigen Unterschiede."

Ralf Kessen: "Da kann ich nur zustimmen. Eine Sache würde mir aber doch einfallen."

Jörg: "Da bin ich ja mal gespannt (lacht)

Ralf: "Der Jörg ist etwas aufbrausender als ich, reagiert oft emotionaler."

Jörg: "Oh ja, das stimmt. Wenn mich etwas nervt oder es bei meiner Mannschaft nicht so läuft, fällt es mir schwer, ruhig zu bleiben. Das ist aber nicht zwangsläufig negativ. Ich bin einfach sehr ehrgeizig." revierkick.de: Inwiefern wirkt sich das auf ihre Arbeit als Trainer aus? Gibt es da unterschiedliche Konzepte?

Kaum zu unterscheiden: Die Trainerzwillinge Ralf (l.) und Jörg Kessen. Foto: Friedhelm Geinowski

Jörg: "Auf meine Arbeit als Fußballtrainer wirkt sich das überhaupt nicht aus. Ich denke, dass wir beide sehr viel Wert auf Disziplin und Fitness legen."

Ralf: "Stimmt, für die Trainerarbeit ist das unwichtig. Wie Jörg schon sagt: Disziplin und Fitness sind das A und O im Sport."

revierkick.de: Also gibt es auch in der Arbeit als Trainer keine signifikanten Unterschiede? Oder wissen sie gar nicht, wie der andere arbeitet?

Ralf: "Nein, ich habe beim Jörg noch nie beim Training vorbeigeschaut und er auch nicht bei mir."

Jörg: "So sieht`s aus. Aber dass wir beide unseren Job ganz ordentlich machen, sieht man ja momentan an den Ergebnissen." (lacht)

revierkick.de: Wer seinen Job besser gemacht hat, wird sich ja am Samstag zeigen. Dann spielen sie mit ihren Teams direkt gegeneinander. Ist das für sie ein besonderes Spiel?

Jörg: "Natürlich ist das für uns ein besonderes Spiel. Unsere Mutter wird seit Jahren das erste Mal wieder auf der Tribühne sitzen und sich das Spiel ansehen. Unsere Familien, Freunde und Bekannte sind allesamt zugegegen. Hinzu kommt, dass es ein Lokalderby ist. Auch für die Vereine ist dieses Spiel sehr wichtig."

Ralf Kessen. revierkick-Foto

Ralf: "Auch wenn es ein besonderes Spiel ist, ist unsere Möglichkeit Einfluss zu nehmen ab dem Anpfiff nur noch sehr gering. Wenn wir noch aktiv mitspielen würden, dann hätte Jörg wirklich schlechte Karten." (lacht)

revierkick.de: Dennoch ist natürlich von einem Bruderkampf die Rede. Nervt sie das?

Jörg: "Ich denke wir können damit leben. Das sind die üblichen Mechanismen, die hier greifen. Dennoch bleibt eines klarzustellen: Hier spielt nicht Kessen gegen Kessen, sondern DSV 1900 gegen Tura 88. Wir sind Angestellte des jeweiligen Vereins. Als solche vertreten wir ausschließlich die Interessen des Vereins.

Ralf: "Das Wort Bruderkampf gefällt mir im Bezug auf das Duell zwischen meinem Bruder und mir nicht sonderlich. Natürlich möchte jeder dieses Spiel für sich entscheiden. Sollte 1900 am Wochenende das Spiel für sich entscheiden, wäre ich darüber zwar nicht glücklich, würde es meinem Bruder aber dennoch gönnen. Was ganz wichtig ist: Ein Sieg des einen oder des anderen gefährdet nicht unseren Familienfrieden."

revierkick.de: Gibt es taktische Schachzüge, mit denen sie versuchen werden den anderen zu überraschen?

Jörg: "Nein, die Aufstellung ist kein Geheimnis. Ich glaube, es gibt nichts, womit ich meinen Bruder wirklich überraschen könnte. Außerdem kennen sich die Spieler beider Vereine sehr gut und wissen deshalb bestens übereinander Bescheid."

Ralf: "So ist es. Viele der Jungs, die jetzt beim DSV spielen, kenne ich. Einige habe ich selbst schon trainiert. In der Vorbereitung haben wir zweimal gegeneinander gespielt und außerdem kennen und mögen sich auch die Offiziellen beider Vereine. Für große Geheimnisse und Überraschungen ist da kein Platz."

revierkick.de: In der Vorbereitung gewann Tura beide Spiele gegen den DSV. Wie geht es diesmal aus?

Jörg: "Am Samstag wird die aggressivere Mannschaft gewinnen. Tura ist Tabellenführer und geht alleine deshalb als Favorit ins Spiel. Dennoch werden wir versuchen, ab der ersten Minute dagegenzuhalten. Die Tagesform könnte auch entscheidend sein.

Ralf: "Mir würde es reichen, wenn wir eines der Ergebnisse aus den Vorbereitungsspielen erziehlen würden. 2:1 und 1:0 haben wir den DSV da geschlagen."

revierkick.de: Vielleicht gelingt es dem DSV am Wochenende ja mal einen "Großen" zu ärgern?

Jörg: "Ja, das wäre natürlich schön. Das ist uns in dieser Saison noch nich vergönnt gewesen. Ich hätte nichts dagegen, wenn sich das am Samstag ändert."

Ralf: "Das glaube ich dem Jörg gerne. Dennoch finde ich, er sollte sich das für das Spiel gegen den GSV Moers aufheben."

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