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RS-Special zum Thema Wetten
"Wetten ist in erster Linie Männersache"

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Vor gar nicht allzu langer Zeit schossen sie plötzlich aus der Erde. Viele Leute wunderten sich beim Einkaufsbummel durch die Bochumer Innenstadt: "Dort hat ja schon wieder eine aufgemacht." Die Rede ist von Wettannahmen. Woche für Woche eröffnete eine neue "Tipp-Bude". Die erste bekannte Anlaufstelle für Zocker war die "Wettannahme Jakov Efroni" auf der Brückstraße. Wochenende für Wochenende strömten die Massen in das Ladenlokal und füllten ihre Scheine aus, teilweise erfolgreich, oft auch weniger. Nicht selten hörte man, unterstützt von einem Faustschlag auf den Tisch: "Ein Spiel macht dir immer den Tipp kaputt." Unter der Woche wurden auch nicht selten Pferde- oder Windhund-Rennen auf den zahlreichen Monitoren verfolgt.

Ein "Lauf, lauf, komm schon Nummer fünf" wurde immer mal wieder wahrgenommen, wenn man gerade seine Kreuze für die Champions-League-Partien am Dienstag und Mittwoch setzte. Damit ist nun langsam aber sicher Schluss. Die zahlreiche Konkurrenz, die sich in einem Umkreis von einem Kilometer um die "Spiel-Bude" Efroni angesammelt hatte, verabschiedete sich schneller wieder als erwartet.

Das Casino Royal in Herne.

Zu groß wurde der Druck vom Ordnungsamt der Stadt Bochum. Ein paar Monate später, nach häufigem Hin und Her, mal wurden Sportwetten angeboten, dann wieder nicht, schloss auch Efroni seine Pforten. Ständig stand das Ordnungsamt vor der Tür und drohte mit drastischen Geldstrafen. "Sehr schade, mir hat die Atmosphäre dort immer super gefallen", ärgert sich ein Stammkunde, der jedoch nicht lange nach einer Alternative suchen musste.

Denn von Aufgeben Efronis war keine Spur. Im Gegenteil, kurze Zeit nach der Schließung in Bochum wurde schon wieder die Neueröffnung gefeiert, und zwar in Herne, kurz hinter der Stadtgrenze. Kurios: Kurz zuvor hatte genau an dieser Stelle ein anderer Anbieter sein Wettbüro geschlossen. Efroni versuchte es trotzdem, wiederum nur mit einem Teilerfolg. Inzwischen sind auch auf der Bochumer Straße in Herne die Rolläden heruntergezogen, die Stadt stand der Nachbar-Gemeinde aus der Grönemeyer-Stadt in nichts nach (s. Text "Die rechtliche Lage" auf dieser Seite).

Efroni ist nur einer von vielen Fällen. Auch Thomas Bluhm, Besitzer des "Casino Royal", ebenfalls in Herne, kann ein Lied davon singen: "Wir haben bis zum Schluss alle uns zur Verfügung stehenden Mittel in Anspruch genommen, aber jetzt war alles ausgereizt. Immerhin haben wir versucht, so lange wie möglich Fußballwetten anzubieten."

Sein 1993 führt er seinen Laden, der traditionell Pferdewetten anbietet. Von der ersten Stunde an arbeitet Renate Aves im "Casino Royal", auch sie ärgert sich aus einem guten Grund darüber, dass das Angebot von Sportwetten gestrichen werden musste: "Wetten ist in erster Linie Männersache. Die ganz verrückten Zocker setzen auf Galopp- und Trabrennen. Deshalb mache ich lieber zwölf Stunden Fußball- als drei Pferdewetten." Ihr Zusatz: "Als wir noch Fußball anbieten durften, war hier viel mehr los."

Nach wie vor sieht man vereinzelte "Wett-Buden" immer noch geöffnet. Nur mit rechtlichen Tricks helfen sich die Besitzer "aus der Patsche". Nicht selten kommt der Fall vor, dass nach einer Mahnung der Stadt schnell der Name und der Inhaber gewechselt wurde, bis der nächste Brief ins Hause flatterte. Dann begann das Spielchen von vorne.

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