Bundestrainer Joachim Löw möchte bei der WM-Generalprobe drei Fliegen mit eine Klappe schlagen will. "Wir wollen uns für das erste Gruppenspiel gegen Australien einspielen, wir wollen uns mit einem Fußball-Fest von unseren Fans verabschieden und sie auf unsere Seite ziehen, und wir wollen möglichst mit einem Erfolgserlebnis unsere WM-Vorbereitung abschließen", sagte Löw.
Die DFB-Auswahl war am Mittwoch vom Trainingslager in Südtirol nach Frankfurt geflogen. Mit an Bord war auch noch der Hoffenheimer Andreas Beck, den der Bundestrainer am Dienstag aus dem WM-Kader gestrichen hatte. Nach der Partie gegen Bosnien gönnt Löw seinen 23 WM-Akteuren noch einen zweitägigen Kurzurlaub, bevor der DFB-Tross am Sonntagabend mit dem neuen Airbus A380 die Mission "4. Stern für Deutschland" startet.
Doch zunächst einmal steht am Donnerstag gegen die Bosnier nach dem Ausfall des etatmäßigen Kapitäns Michael Ballack die neue "Doppelsechs" mit Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira vor ihrer Bewährungsprobe. "Es ist schade, dass wir nicht mehr Zeit haben, uns einzuspielen, aber grundsätzlich sehe ich da kein Problem", sagte Vize-Kapitän Schweinsteiger, der an eine reibungslosen Premiere des neuen Mittelfeldduos glaubt: "Ich bin von Samis Stärke überzeugt. Gute Spieler verstehen sich immer auf dem Platz."
So sieht es auch Khedira, der nach dem WM-Aus für Ballack bereits beim 3:0 gegen Ungarn am Samstag einige positive Ansätze gezeigt hatte. "Mit Bastian an meiner Seite werde ich noch stärker. Ich bin sicher, dass wir gut harmonieren werden", sagte der Stuttgarter, der in Budapest noch auf seinen neuen Nebenmann verzichten musste.
Auch der neue Kapitän Lahm war in Ungarn noch geschont worden. "Ich bin froh, dass ich nun spielen kann und hoffe, dass wir gegen die Bosnier eine gute Vorstellung zeigen. Trotz der vielen Ausfälle haben wir eine Mannschaft, die bei der WM viel erreichen kann. Das wollen wir bei der Generalprobe zeigen", sagte der 26-Jährige, der noch nicht genau weiß, auf welcher Seite der Viererkette Löw mit ihm plant. "Jeder weiß, dass ich mich auf rechts wohler fühle. Aber ich werde da spielen, wo mich der Bundestrainer hinstellt."
Der neue Chef: Philipp Lahm (Foto: firo).
Der neue Chef machte zudem klar, dass trotz des unglaublichen Verletzungspechs in den vergangenen Wochen keiner mit angezogener Handbremse in die Partie gehen wird: "Es geht um die Stammplätze, da kann man sich keine Nachlässigkeiten erlauben."
Löw selbst hat nach den rund drei Wochen WM-Vorbereitung noch keinen Fingerzeig gegeben, wie seine Wunschformationen für das erste WM-Gruppenspiel gegen Australien aussieht. Nur soviel verriet er: "Man wird bezüglich der WM gewisse Strukturen erkennen." Allerdings wolle er bei der Generalprobe auch noch das "ein oder andere ausprobieren".
Im Tor ist Manuel Neuer die Nummer eins. Der 24-Jährige hat seinen Magen-Darm-Virus überstanden und kann spielen. In der Abwehr-Viererkette sind lediglich Lahm auf einer Außenposition und Per Mertesacker als Innenverteidiger gesetzt. Kandidaten für die Defensiv-Zentrale sind Serdar Tasci, Holger Badstuber und Arne Friedrich, wobei der erfahrene Berliner wohl die besten Karten besitzt. Sollte Lahm rechts verteidigen, hat Dennis Aogo auf der linken Seite gute Chancen. Alternativen wären aber auch Badstuber und der lange verletzte Marcell Jansen. Lukas Podolski und Mesut Özil haben im offensiven Mittelfeld ihren Platz sicher. Toni Kroos, Thomas Müller und Piotr Trochowski kämpfen um den letzten freien Posten - mit Vorteilen für Bayern-Jungstar Müller. Spannend wird es auch im Angriff, wo Miroslav Klose gegen Ungarn als einzige Spitze enttäuschte. Noch vertraut Löw dem Münchner. Dessen Konkurrenten Mario Gomez und Cacau konnten zuletzt aber mit Toren punkten und sitzen Klose im Nacken.
"Miroslav zeigt im Training, dass er voll auf die WM fokussiert ist, er wird rechtzeitig seine alte Form finden. Wenn er einmal getroffen hat, dann läuft es wieder wie von selbst", sagte Schweinsteiger und machte damit dem Münchner Edelreservisten Mut.
Auch Ex-Torjäger Oliver Bierhoff ist sicher, dass der Knoten beim WM-Torschützenkönig von 2006 rechtzeitig platzt. "Mann muss Miro aufbauen, aber man darf auch nicht zu viel reden, denn dann verfestigt sich so ein Thema im Kopf", sagte der Nationalmannschaftsmanager und frühere DFB-Kapitän.