Gelsenkirchen: Halle

Die Nerven liegen blank

Doch was die Leute zu sehen bekamen, waren nicht nur flotte Kombinationen und tolle Tore, sondern auch eine Szene, die für viel Aufregung sorgte. Ein Spieler flippte nach einem Foulspiel regelrecht aus, der Schiedsrichter musste die Partie frühzeitig beenden. Aber der Reihe nach:

Gruppe C: Die große Überraschung blieb in Gruppe C aus. Während Bezirksligist Teutonia Schalke nach zwölf Punkten aus vier Spielen mit Aushilfstrainer Günter Tolksdorf souverän in die Endrunde stürmte, war für den punktlosen B-Ligist VfL Resse früh Endstation. "Wir haben hier aus unseren Möglichkeiten das Beste gemacht und unser Ziel erreicht. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir hier ohne Punktverlust weiterkommen. Wir sind nur mit neun Feldspielern angetreten, einige fehlten zudem verletzungsbedingt", war Volksdorf von der Leistung seiner Mannschaft angenehm überrascht.

Für Marcus Gryczka, Resses Co-Trainer, kam das deutliche Ausscheiden der 08er hingegen nicht unerwartet: "Dass wir hier als einziger B-Ligist nicht als Favorit in das Turnier gehen, war mir klar. Dennoch hätten wir natürlich gerne den ein oder anderen 'Großen' geärgert. Am Ende sind wir aber auch konditionell an unsere Grenzen gegangen." An der allgemeinen Schiedsrichterleistung hatte er ansonsten wenig auszusetzen, "nur hätte öfters auf 'Time-Out' geachtet werden müssen. Das hat uns ab und zu wertvolle Zeit gekostet."

Ein mehr als spannender Kampf um den – wie sich später herausstellen sollte - unbedeutenden zweiten Platz wurde erst im letzten Spiel im direkten Vergleich entschieden. Am Ende teilten sich der SC Schaffrath und Erle 08 in einer turbulenten Partie die Punkte, wobei sich der SC mit Trainer Frank Grundmann auf Grund des besseren Torverhältnis den zweiten Rang sichern konnte. Noch nach dem Last-Minute-Sieg gegen Union Neustadt, das den vierten Rang belegte, sprach Grundmann davon, dass vor allem der Spaß im Vordergrund stehe: „Das Wichtigste ist, dass sich niemand aus meiner jungen Mannschaft verletzt.“

Auch Erle 08 wäre gerne weitergekommen. „Jetzt wollen wir auch in die Endrunde! Uns ist wichtig, dass wir besser abschneiden als im letzten Jahr“, erklärte 08-Coach Markus Völling nach dem ersten Dreier über Resse 08. Das einmalige Training in der Halle zuvor reichte jedoch nicht, um die Chance auf ein Weiterkommen mit dem Erreichen des zweiten Platzes zu wahren.

Gruppe D: Begeisternden Fußball zeigten die blau-weißen Hausherren in Gruppe D. Angepeitscht von einer klatschenden und singenden Fangemeinde fertigte Ausrichter BW Gelsenkirchen nach einem 6:1 (wegen des vorzeitigen Ausscheidens der Horster nur 2:0 gewertet) über Horst-Süd auch seinen zweiten Gegner, Genclerbirligi Resse, mit 6:2 ab. In einer dritten, hochklassigen Partie trennte man sich dann lediglich 1:1 von Middelich-Resse, die mit einem Sieg über Genclerbirligi Resse ebenfalls theoretisch noch weiterkommen konnten.

Doch die Jungs von Trainer Joachim Lipinski zeigten auch im letzten entscheidenden Spiel eine starke Leistung und egalisierten innerhalb von wenigen Minuten einen 1:4-Rückstand gegen Horst 08, dem späteren Erstplatzierten. Somit erreichten die Blau-Weißen als bester Zweitplatzierter der Gruppen C und D spektakulär die Endrunde. „Das ist einfach super! Ich bin glücklich und sprachlos ob der starken Leistung meiner Mannschaft. Für den ganzen Verein ist das ein riesen Erfolg, die Jungs haben sich eine Runde Bier wirklich verdient. Die Unterstützung von den Rängen war ebenfalls einfach klasse“, freute sich Lipinski.

Auch Horst 08-Trainer Klaus Schmidtchen konnte zufrieden sein. Sein Team zog ungeschlagen mit zehn Punkten in die Endrunde ein. Schon nach den ersten beiden Siegen schien der Horster Coach zu ahnen, dass Blau-Weiß Gelsenkirchen der schwierigste Gruppengegner sein würde: „Die machen einen guten Eindruck. Um den Titel werden aber eher Buer, Viktoria Resse und YEG Hassel spielen. Unser Ziel ist es, erst einmal trotz der Verletztenmisere, die wir haben, die Endrunde zu erreichen. Und es sieht bisher ganz gut aus.“ Leider gab es für die Zuschauer nicht nur viele Tore, sondern auch unschöne Szenen auf und abseits des Feldes zu sehen. In der Partie Middelich/Resse gegen Horst-Süd musste der Unparteiische bereits frühzeitig zwei Horster Akteure wegen rüden Foulspiels für jeweils zwei Minuten vom Platz stellen. Die Horster waren also nur noch zu zweit, aber keineswegs ungefährlich. So kam es, dass ein Horster Spieler nach einem Middelicher Ballverlust alleine auf das Tor zusteuerte, dann aber regelwidrig gestoppt wurde. Dem Gefoulten missfiel die Tat so sehr, dass er wie von der Tarantel gestochen aufsprang und den 'Übeltäter' körperlich attackierte. Die Situation drohte zu eskalieren.

Doch der Schiedsrichter bewahrte die Ruhe und zückte Rot. Das Spiel musste dennoch abgebrochen werden, da laut Turnierregel eine Mannschaft aus mindestens zwei Feldspielern bestehen muss. Aber auch nach Abbruch des Spiels gerieten Spieler und Verantwortliche beider Teams noch einmal aneinander, sodass sich Murat Ak, Trainer der Horster, dazu entschied, mit seinem Team frühzeitig nach Hause zu fahren. „Natürlich tut mir das Leid. Weil sich die Aggressionen aber nicht legten, habe ich unsere Mannschaft vom Spielbetrieb zurückgezogen. Meine Spieler haben sich provozieren lassen“, ärgerte sich Ak.

Anders sah das da schon der Co-Trainer von Middelich/Resse: „Es gab ein taktisches Foul unsererseits, woraufhin der gegnerische Spieler unseren Akteur getreten und geschlagen hat. Die hatten noch Schaum vor dem Mund, als wir das Spielfeld verlassen haben. Die Leute sagten uns ’Geht lieber nach oben!’, aber wir wussten nicht warum. Es ist doch nur ein Fußballspiel! Am Ende meinten die Horster auch noch der Schiri und wir seien Schuld.“

Den dritten Platz schnappte sich im letzten Spiel des Abends Genclerbirligi Resse, das sich mit 3:2 gegen Middelich durchsetzte.

Die Entscheidungen in Gelsenkirchen im Überblick: reviersport.de/69793---hallenstadtmeisterschaft-gelsenkirchen.html