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Deutsche und Türken feiern friedlich miteinander
Angriffe auf Dönerbuden

EM: Friedliche Feiern/Angriff auf Dönerbuden in Dresden
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Feierliche EM-Premiere mit einer halben Million Besuchern für die Fanmeile in Berlin, farbenfrohe Fußball-Partys im ganzen Land und nur vereinzelte Krawalle wie bei den Angriffen auf Dönerbuden in Dresden:

Die deutsche-türkische Freundschaft hat beim 3:2-Sieg der deutschen Nationalmannschaft im EM-Halbfinale gegen die Türkei ihren großen Belastungstest bestanden. Fans beider Nationen feierten weitgehend friedlich und fröhlich miteinander, sie erlebten ein zweites Sommermärchen. "Gemeinsam zu feiern, heißt auch, Flagge für die Freundschaft zu zeigen. Die Atmosphäre war toll, aber ohne jede Aggression", sagte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, der das Spiel inmitten von etwa 1000 türkischen Fans im Berliner Stadtteil Kreuzberg verfolgte.

Auch bei den 500.000 Besuchern auf der großen Fanmeile vor dem Brandenburger Tor stand der Fairplay-Gedanke im Mittelpunkt. "Wir haben ein friedliches Fest erlebt, bei dem sich Fans beider Länder toll verhalten haben", erklärte ein Polizeisprecher in Berlin. Insgesamt waren 2000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Im gesamten Berliner Stadtgebiet kam es lediglich zu 84 Festnahmen wegen kleinerer Delikte wie Körperverletzung oder Diebstahl. Nur 15 Personen wurden verletzt, drei Polizeibeamte zogen sich Blessuren zu. In Hamburg feierten 42.000 Anhänger auf dem Heiligengeistfeld ohne große Vorkommnisse, in München verlief es unter 30.000 Besuchern im Olympiastadion ebenfalls ruhig.

Getrübt wurde die freundliche Stimmung durch Ausschreitungen in Sachsen und Sachsen-Anhalt. In Dresden überfiel eine Gruppe von etwa 30 schwarz gekleideten Randalierern einen Döner-Imbiss am zentralen Albertplatz. Die beiden dabei verletzten türkischen Besitzer mussten medizinisch versorgt werden. Die Ladeneinrichtung wurde demoliert, eine türkische Fahne angezündet. Die Gruppe zog dann weiter und zerstörte die Scheiben von zwei weiteren Dönerläden.

Bei der Siegesfeier am Chemnitzer Neumarkt, wo etwa 2500 Zuschauer das deutsche Spiel verfolgten, zettelten einige Besucher Rangeleien mit der Polizei an. Sechs Beamte wurden leicht verletzt, Festnahmen gab es keine. In Halle/Saale wurden einige der 100 eingesetzten Beamten mit Pfefferspray, Steinen und Flaschen attackiert. Eine Polizistin erhielt einen Faustschlag ins Gesicht. Andernorts verlief der Abend jedoch größtenteils friedlich und stimmungsvoll. "Die Freundschaft hat gewonnen", sagte der zwölf Jahre alte Hussein nach dem Besuch in der Berliner Fanmeile. Die rot-weiße Schminke in seinem Gesicht war nach Spielschluss ganz verlaufen, einige Tränen kullerten noch über die Wangen.

"Es war eine Enttäuschung, doch jetzt feiern wir weiter", sagte sein Freund Rudan. Beide machten sich nach dem Spiel auf zum Ku'damm, wo 15.000 Fans bis in den frühen Morgen feierten und eine zweite Party-Meile eröffneten. Bis 3.00 Uhr war der Prachtboulevard für den Verkehr gesperrt, überall im Stadtgebiet bildeten sich Autokorsos. "Schade, dass nur so wenig Türken da waren", sagte Ersin, der mit seinem deutschen Nachbarn Tonis aus Kreuzberg zur Fanmeile gekommen war und eine "geile Party" erlebte. Über die Zahl der anwesenden türkischen Fans schwiegen sich die Behörden aus, auf jeden Fall waren es deutlich weniger als die im Vorfeld angenommenen 50.000. Die Veranstalter wollen nun zum Endspiel am Sonntag (20.45 Uhr) die Fanmeile bis zur Siegessäule verlängern und somit endgültig die Dimensionen der WM 2006 erreichen.

In der Landeshauptstadt Magdeburg musste die Bus-Oberleitung zwischenzeitlich aus Sicherheitsgründen abgestellt werden, weil übermütige Fans auf Nahverkehrsbusse geklettert waren. In Augsburg feierten 15.000 Menschen im Innenstadt-Bereich, zwei "Flitzer" sorgten für die größte Aufregung und wurden von der Polizei festgenommen.

In München sorgten insgesamt 80.000 Menschen für eine große Party im Stadtgebiet. 97 Personen mussten vor Ort medizinisch versorgt werden, 20 von ihnen wurden aus unterschiedlichsten Gründen in Krankenhäuser gebracht. Eine 22 Jahre alte Türkin fuhr mit ihrem PKW in der Leopoldstraße einer 56 Jahre alten Krankenschwester über den Fuß. Die Frau musste anschließend in der Klinik behandelt werden.

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