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EM 1996
„Wir sind wie die Fliegen ausgefallen“

EM 1996: Bobic über den Weg zum Titel
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Mit Oliver Bierhoffs Golden Goal schrieb Deutschland 1996 EM-Geschichte. Doch der Siegtreffer war im Vergleich zum Weg ins Finale gar nicht so spektakulär.

Denn das Team von Berti Vogts war durch Verletzungen so arg gebeutelt, dass vor dem Finale noch Spielertrikots für die Ersatztorhüter Oliver Reck und Oliver Kahn beflockt werden mussten und mit Jens Todt ein Feldspieler nachnominiert wurde. Fredi Bobic, der immerhin bis zum Viertelfinale verletzungsfrei blieb, erinnert sich an die Reise ins Mutterland des Fußballs.

Fredi Bobic, wie wurde Deutschland 1996 Europameister?

Es war eine unglaubliche Geschichte. Damals war der große Spruch: „Der Star ist die Mannschaft.“ Wir haben vom Teamgeist gelebt. Dabei hatten wir brutal viele Alphatiere dabei. Aber die haben sich zusammengerauft und diesem Slogan verschrieben.

Mit Lothar Matthäus wurde ein Alphatier schon vor dem Turnierstart von Jürgen Klinsmann und Matthias Sammer weggebissen.

Mir persönlich war es schnuppe. Aber ich habe gespürt, dass er bei seinen Mitspielern, die auch schon 1990 dabei waren, nicht unbedingt hoch angesehen war. Vor seinem fußballerischen Können hatten alle Respekt. Aber das Drumherum war ein bisschen fragwürdig.

Zur Person Fredi Bobic (* 30. Oktober 1971 in Maribor) absolvierte zwischen 1992 und 2006 285 Bundesligaspiele (108 Tore), 62 Zweitligapartien (26 Tore) 15 Einsätze in der Premier League (4 Tore) sowie 8 Spiele (2 Tore) in der ersten kroatischen Liga für die Stuttgarter Kickers, den VfB Stuttgart, Borussia Dortmund, die Bolton Wanderers, Hannover 96, Hertha BSC Berlin und NK Rijeka. Zudem absolvierte er zwischen 1994 und 2004 37 A-Länderspiele (10 Tore) für Deutschland. Seine größten Erfolge: Europameister 1996, DFB-Pokalsieger 1997, kroatischer Pokalsieger 2006 und Bundesliga-Torschützenkönig 1996. Seit Juli 2010 ist er Sportdirektor des VfB Stuttgart, nachdem er zuvor dieselbe Position beim bulgarischen Erstligisten Tschernomoretz Burgas bekleidete.

War nur das Fernbleiben der Diva Matthäus der Grund für die gute Stimmung?

Die vielen Verletzungen haben sicher auch eine Rolle gespielt. Wir hatten vielleicht nicht die beste Elf, aber den besten Kader. Wir hatten so viele Ausfälle, dass beim Finale nur noch 14 einsatzfähige Spieler zur Verfügung standen. Wegen der vielen Verletzungen hatte jeder seine Einsätze. Und derjenige mit den wenigsten Einsätze hat am Ende die zwei Tore gegen Tschechien gemacht.

Wie haben Sie die Verletzungswelle erlebt?

Jürgen Kohler musste im Eröffnungsspiel schon nach 14 Minuten raus, Steffen Freund hat sich ebenso verletzt, ich habe mir im Viertelfinale die Schulter gebrochen. In der Partie hatte sich auch Jürgen Klinsmann einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen. Er konnte humpelnd im Finale spielen. Wobei man das kaum spielen nennen konnte. Und dann fiel im Halbfinale auch noch Dieter Eilts aus, unser Ostfriesen-Maradona. Und Thomas Helmer hatte ständig Kühlpacks auf dem Knie. Wir sind wie die Fliegen ausgefallen und immer weniger geworden. Aber der Zusammenhalt wurde immer größer.

Inwiefern?

Wirklich jeder wurde gebraucht. Jedes Mitglied des Kaders fühlt sich wirklich als Europameister, weil jeder bis zur Verletzung oder bis zur Erschöpfung alles für das Team gegeben hat.

Auf Seite 2: Mit Helmut Kohl in der Kabine

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