Am Sonntag sitzt mit Arthur Saager ein alter Bekannter der S04-Fanszene auf der Bank des Schalker Pokalgegners FC 08 Villingen. Von 1994 bis 2017 war der 67-Jährige für den Schalker Fanclub-Verband tätig. Er arbeitete als Geschäftsstellenleiter und war zeitweise auch Fanbeauftragter des FC Schalke 04. Danach kehrte er in seine Heimat zurück, die er wegen der Liebe zum S04 verlassen hatte. Mit welchen Gefühlen er ins Spiel ist, erklärt er im Interview mit RevierSport.
Arthur Saager, was haben Sie gedacht, als Thomas Broich für den FC 08 Villingen in der ersten Runde im DFB-Pokal den FC Schalke 04 aus dem Topf gefischt hat?
Arthur Saager: Das Beste kommt offenbar zum Schluss. Ich bin 2017, nachdem ich in Rente gegangen bin, in den Schwarzwald zurückgekehrt und habe beim FC 08 als Torwarttrainer angefangen. Mit dem Sieg gegen den Freiburger FC im Pokalendspiel auf Landesebene und dem Einzug in die erste DFB-Pokalhauptrunde habe ich meine Tätigkeit dort nach vier Jahren eigentlich beendet. Mit einer Ausnahme: Sollte der S04 als Gegner zugelost werden, würde ich mich für dieses eine Spiel noch einmal auf die Bank setzten. Genauso ist es nun gekommen. Und nun bin ich dankbar und voller Vorfreude, dass der Verein mir das ermöglicht.
Warum hören Sie als Torwarttrainer auf?
Ich stand viermal in der Woche auf dem Platz, dazu die Spiele. Im September werde ich 68 Jahre alt und irgendwann mal muss man auch mal Platz machen für die Jüngeren.
Mit welchen Emotionen werden Sie das Spiel am Sonntag verfolgen?
Das Ganze ist ja schon irre. Mein Herz wird immer bei Schalke sein. Ich habe über 20 wunderbare Jahre beim SFCV (Schalker Fan-Club Verband, Anm. d. Red.) und mit dem S04 verlebt. Das erfüllt mich heute noch mit Stolz und Demut, dass ich so ein Glück hatte und diese Jobs so lange ausüben durfte. Das war eine traumhaft schöne Zeit. Noch heute habe ich guten Kontakt zu vielen Menschen rund um unsere Königsblauen, war letztens noch zu einer Fanclubfeier mit Klaus Fischer eingeladen. Aber am Sonntag dürfen ruhig mal meine Jungs vom FC 08 gewinnen. Die habe ich jetzt so lange begleitet und eine emotionale Bindung zu ihnen aufgebaut. Der S04 kann sich dann ganz auf den Wiederaufstieg konzentrieren.
Wie schätzen Sie die Chancen für ihren FC 08 denn ein?
Normalerweise sind wir natürlich krasser Außenseiter. Aber vor zwei Jahren hat sich Fortuna Düsseldorf an uns beinahe die Zähne ausgebissen. Wir haben eine richtig gute Mannschaft. Wenn es lange 0:0 steht oder wir in Führung gehen, ist alles möglich.
Wie intensiv verfolgen Sie noch die Geschehnisse rund um den FC Schalke 04?
Sehr intensiv natürlich. Aber um es mal vorsichtig zu formulieren: Wenn du etwas weiter weg bist, bekommst du manche Dinge doch nicht mehr so hautnah mit. Das kann auch entspannen. Aber bei dem beispiellosen Niedergang in der letzten Saison habe ich natürlich auch gelitten wie ein Hund. Das tat richtig weh. Und jetzt ist alles neu. Mannschaft, Vorstand, Aufsichtsrat, Wahlausschuss. Wir brauchen Geduld. Die Rückkehr in die Bundesliga wird hart und steinig.
Sind Sie noch oft in Gelsenkirchen?
Regelmäßig. Schon direkt am Montag nach dem Spiel werde ich wieder in den Ruhrpott fahren. Meine Tochter und meine Enkelkinder wohnen noch dort. Sie besuche ich natürlich, so oft es geht. Wenn es dann zeitlich passt und die COVID-Pandemie und seine Bedingungen es zulassen, gehe ich natürlich auch auf Schalke - wie hoffentlich am Freitag gegen Erzgebirge Aue. Schalke lässt dich ja nicht los. Auch, wenn du es etwas loslässt. Ich werde auch versuchen, im Winter wieder mit ins Trainingslager der Königsblauen zu fahren.
Der Abschied aus Gelsenkirchen kam damals für viele überraschend …
Ich bin ja nicht geflohen oder vom Hof gejagt worden. Ich wollte sowieso als Rentner wieder in die Heimat zurück und bin dann nach den Umstrukturierungen und Veränderungen im SFCV ein Jahr eher gegangen. Aber ich hege keinen Groll mehr gegen niemanden. Mir geht es hier blendend.
Worauf freuen sie sich am Sonntag am meisten?
Auf viele alte Bekannte. Zum Beispiel meine Nachfolger als Fanbetreuer Thomas „Kirsche“ Kirschner oder Daniel „Kosovo“ Koslowski. Wir werden schon am Samstagabend mit einigen Jungs zusammen aus Gelsenkirchen in Villingen ein Bierchen trinken. Nur am Sonntag setzte ich mich dann halt auf die andere Bank.