Was das verloren gegangene Gesicht des Klubs noch tun kann, ist, den von ihm enttäuschten Fans einen Titel zu schenken.
Neuer hat in den vergangenen Tagen kaum einen Termin ausgelassen, um noch einmal seine Verbundenheit mit der Region und dem Verein zu zeigen. Er war beim Dreh im „Kleinen Museum“ der Zeche Hugo und gab sein Blut für eine große Typisierungsaktion vor dem Public Viewing in der Arena.
An seinem Entschluss, die Heimat zu verlassen, um die Karriere voran zu bringen, ändert das nichts. In der nächsten Woche wird der Wechsel Neuers zum FC Bayern offiziell bekannt gegeben. Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge erkennt in dem bei manchen FCB-Fans nicht wirklich willkommenen Keeper gar einen neuen „Titan“, der beim deutschen Rekordmeister eine Ära prägen könnte.
„Er verkörpert den modernen Torwart in Perfektion - und das in diesem Alter, mit 25. Das ist eine Personalie, die ich hier nicht auf drei, vier Jahre sehe, sondern auf eine Dekade“, äußerte sich der ehemalige Weltklassestürmer über den 25-Jährigen. „Ich sehe bei Manuel Neuer dieses Bayern-Gen, unbedingt gewinnen zu wollen. Als Kahn kam, war er noch nicht Nationaltorwart. Rein vom Alter her ist Manuel vielleicht schon ein Stück weiter als damals Oliver. Er trägt das Prädikat Weltklasse schon jetzt zu Recht.“
Für Rummenigge ist der Transfer zur neuen Saison nur noch Formsache. „Ich verstehe, dass Schalke vor dem Pokalfinale Ruhe haben will. Aber im Prinzip ist es doch ein offenes Geheimnis, was bei Neuer passiert“, nickte der Bayern-Boss. Der so Gelobte möchte zunächst den ersten Titel in seiner Profilaufbahn einfahren. „Wir wissen, was auf dem Spiel steht. Das ist kein normales Bundesligaspiel, sondern ein Pokalfinale. Es ist eine einmalige Chance für uns, einen Titel zu holen. Ich bin überzeugt, dass wir der Favoritenrolle gerecht werden und den Pokal holen“, kündigt Neuer an.
Nach 1937, 1972, 2001 und 2002 wäre es der fünfte Erfolg in diesem Wettbewerb. Bei den letzten beiden Triumphen unter Trainer Huub Stevens stand noch sein früherer Torwarttrainer Oliver Reck im Schalker Kasten, Oliver Reck, der am Samstag dem Gegner MSV die Daumen drücken wird. Insgesamt stand Schalke elfmal im Endspiel, zuletzt war es 2005, als Bayern München schließlich im Olympiastadion gewann.
Erst in der Woche nach dem Endspiel wird auch Vorstand Sport Horst Heldt sich wieder um die sportliche Zukunft auf Schalke kümmern. Eins seiner ersten Telefonate wird mit Alemannia Aachens Sportdirektor Eric Meijer sein. Bei dem bevorstehenden Wechsel von Marco Höger aus der Kaiserstadt ins Revier liegen die beiden Klubs bei der Ablöse noch etwas auseinander. Aachen soll zwei Millionen Euro für den 21-Jährigen, dessen Vertrag beim TSV noch ein Jahr läuft, fordern und Schalke bisher etwa die Hälfte geboten haben.
Weitere Personalien wird Heldt ab Montag nach und nach abarbeiten. Nach wie vor geht es in erster Linie darum, den aufgeblähten Kader deutlich zu verschlanken. Trainer Ralf Rangnick schwebt vor, mit 26 Mann in die nächste Saison zu gehen.